Die Nachfrage nach Schließfächern für Edelmetalle steigt stark

Wer in der Europa-Passage unterwegs ist und die Kreditkarte beim Einkaufen glühen lässt, dürfte wohl kaum ahnen, dass wenige Meter unter dem Shoppingparadies ein Versteck für einen Millionenschatz liegt. Dort hat das Hamburger Goldkontor den „Krisenkeller“ eröffnet. Einen Tresorraum für Gold, Platin oder Silber im Wert von rund 100 Millionen Euro. Gesichert hinter einer mehr als drei Tonnen schweren Stahltür, aufbewahrt zwischen gut einen Meter dicken Wänden, technisch überwacht bis ins letzte Detail. Hier lagern künftig die Goldbarren von Hamburgern, die ihr Vermögen in Form von Edelmetall sichern wollen.

Das Goldkontor Hamburg ist nach eigenen Angaben der einzige private, eigenständige Schließfachanbieter in der Stadt, alle anderen Lagerräume für derartige Sachwerte liegen in der Hand der Banken. Im Kontorhaus Bergstraße befindet sich mit mehr als 2000 Fächern nach Angaben des Betreibers nun die derzeit größte bankenunabhängige Schließfachanlage in ganz Norddeutschland. Mieter können hier nicht nur Edelmetalle, sondern auch andere Wertgegenstände oder wichtige Dokumente lagern.

„Eigentlich wollten wir schon im März eröffnen, doch wir mussten immer wieder nachbessern, um die Auflagen zu erfüllen“, sagt Betreiber Axel Potthast, der mit dem Goldkontor Hamburg bereits seit Längerem im Goldhandel tätig ist und in diesem Jahr daraus Erlöse von 50 Millionen Euro erwartet. Viele seiner bundesweit 9000 Kunden hätten nach einer sicheren Verwahrmöglichkeit für die Barren oder Münzen gefragt, sagt Potthast, sodass sich der Unternehmer vor einigen Monaten nach einem geeigneten Raum umschaute – und den Keller bei der Europa-Passage fand: Hier lagerten dereinst die Edelmetalle der Hamburgischen Landesbank. Der heutige Haupteingang war damals der Eingangsbereich zur Kassenhalle der Landesbank, und der Tresorraum fungierte als Wertpapiertresor. Da die insgesamt 2070 neu eingebauten Schließfächer schnell Werte von rund 100 Millionen Euro enthalten können, fordert die Versicherung, die für die Werte geradesteht, ein höchstmögliches Maß an Sicherheit. „Dafür reichen längst nicht ein paar Bewegungsmelder, sondern wir müssen an die Überwachungszentrale der Versicherung angeschlossen sein“, plaudert Potthast aus dem Nähkästchen. Rund 250.000 Euro musste der 40-Jährige in den Tresorkeller investieren, um die Anforderungen zu erfüllen. Sobald jemand mit dem Fingernagel an der Wand kratze, sei die Polizei innerhalb von drei Minuten in dem Tresorraum, versichert Potthast.

Die ersten Kunden haben ihre Goldschätze bereits eingelagert, wobei jeder ein Mietverhältnis eingehen kann, nicht nur Investoren, die vorher beim Goldkontor Edelmetalle gekauft haben. Jedes Schließfach ist über die Mannheimer Versicherung in Höhe von 30.000 Euro versichert. Aufgrund des hohen Sicherheitsstandards kann diese Grundversicherung beliebig erhöht werden, sagt Potthast. Für das kleinste Schließfach mit einer Größe von 30Zentimeter Breite, fünf Zentimeter Höhe und 40 Zentimeter Tiefe nimmt das Goldkontor einen Mietpreis von 285 Euro im Jahr. Für größere Fächer verlangt der Betreiber bis zu 389 Euro.

Die Banken bieten solche Verwahrmöglichkeiten oft günstiger an. Die Hamburger Sparkasse beispielsweise bietet ihren Kunden mehr als 200.000 Schließfächer in zehn unterschiedlichen Größen, die in den meisten der rund 200 Filialen und Kundencentern vorgehalten werden. Die kleinste Größe gibt es schon für 25,60 Euro im Jahr. Der Inhalt des Fachs ist bis zu 20.000 Euro versichert, heißt es bei der Haspa, die eine steigende Nachfrage der Kunden nach den Schließfächern registriert. Auch bei der Berenberg Bank, die ihren Kunden 600 Fächer anbietet, registrieren die Kundenbetreuer, dass die Schließfächer immer begehrter werden.

Potthast rechnet damit, bis spätestens zum Jahr 2020 alle gut 2000 Schließfächer in der Hamburger City vermietet zu haben. Im Falle der Komplettauslastung erwartet der Firmenchef dann Mieteinnahmen von insgesamt 690.000 Euro im Jahr.

Die Euro-Krise spielt dem Betreiber des Goldkellers in die Hände: Denn der Wunsch, neben der Anlage in Wertpapieren, Immobilien oder Bargeld in Edelmetalle, etwa Krügerrand-Münzen oder Barren, zu investieren, wird in Finanzkrisen grundsätzlich größer. Zum Vergleich: Lag die weltweite Nachfrage nach Barren und Münzen 2003 noch bei 304 Tonnen, erreichte sie im vergangenen Jahr 1256 Tonnen. Allerdings ist der Wert des Goldes seit Anfang des Jahres um rund ein Drittel gesunken, etwa, weil Notenbanken ihre Reserven teilweise aufgelöst haben.

Wie geht es weiter mit der Entwicklung? Optimistische Schätzungen, etwa von der Bank of America, gehen von einem durchschnittlichen Goldpreis von 1495 Dollar je Unze im vierten Quartal aus. Der Investor JPMorgan sieht den Goldpreis in jedem Quartal bis Ende nächsten Jahres steigen. Dagegen sieht die Danske Bank einem Rückgang gegenüber dem heutigen Wert.

Außerdem warnen Anlageexperten, dass Gold weder eine Dividende abwirft noch Zinsen wie etwa Tages- oder Festgeld. So unklar die Bewertung der Chancen einer Geldanlage in Gold auch ist, fest steht: In einem Schließfach ist es auf jeden Fall deutlich sicherer als zu Hause.