Bis zu 780 Einheiten sollen in Rahlstedt, Farmsen-Berne, Bramfeld und Poppenbüttel entstehen

Im Bezirk Wandsbek wird die Nachverdichtung von Siedlungen aus den 50er- und 60er-Jahren erwogen. Das Amt hat ein Gutachterteam beauftragt, vier solcher Gebiete auf ihre Potenziale zu untersuchen und aufzuzeigen, ob und wo dort zusätzliche Wohnungen gebaut werden könnten. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft würden, könnten bis zu 780 Wohnungen entstehen.

Am Alten Zollweg in Rahlstedt (zwischen Am Knill, Farmsener Zoll und Alter Zollweg) könnten je nach Größe maximal 119 bis 149 Wohnungen entstehen, indem Abstandsflächen am Gebietsrand bebaut werden.

Entlang der Straße Am Luisenhof in Farmsen-Berne könnten zwischen Bramfelder Weg, Tegelweg und Vom-Berge-Weg maximal 141 große oder maximal 160 kleinere Wohnungen an den Rändern der Grünanlage und Ecke Tegelweg entstehen. Außerdem empfahlen die Gutachter, den Platz vor der Kirche zu vergrößern, die Kita besser anzubinden und die Grünanlage etwas auszulichten, um sie besser nutzbar zu machen. Für Bramfeld wurde vorgeschlagen, zwischen Hegholt und Haldesdorfer Straße unter anderem die bestehenden Laubenganghäuser durch Geschosswohnungen zu ersetzen und Garagenhöfe zu überbauen. Möglich seien je nach Wohnungsgröße zwischen 270 und 320 neue Wohneinheiten.

In Poppenbüttel könnten am Müssenredder zwischen Minsbekweg und Wesselstraat 121 bis 151 zusätzliche Einheiten entstehen, wenn an Nord- und Südrand der Anlage gebaut würde. Auch könne eine neue Tiefgarage die Autos aufnehmen, so dass die derzeitigen überirdischen Stellplätze für Wohnungen frei würden.

Leitend für die Gutachter von „petersen pörksen partner architekten“ war es, in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten von „arbos Freiraumplanung“ sicherzustellen, dass die Qualität der Frei- und Grünräume erhalten oder sogar verbessert werden kann. Auch solle die Charakteristik der Anlagen unverändert bleiben. Die Eigentümer der Wohnanlagen, in erster Linie größere Wohnungsbaugesellschaften, hätten in ersten Sondierungsgesprächen Interesse signalisiert.

Die Parteienvertreter der Bezirkspolitik mahnten eine frühe und nachhaltige Bürgerbeteiligung an, um sicherzustellen, dass die Interessen der Mieter in den Anlagen gewahrt bleiben und sie etwaige Neubauten akzeptieren. Die Linke sprach schon von ersten Widerständen, die sich am Hegholt formierten. Der SPD-Fraktionsvize Rainer Schünemann: „Wir stehen doch noch ganz am Anfang. Jetzt müssen wir uns die Quartiere ansehen, die Vorschläge bewerten und sehen, was sich vielleicht nach und nach umsetzen lässt. Wir hoffen, dass die Eigentümer auf unsere Initiative aufspringen, werden sie aber auch dazu anhalten, die Mieter in Planungen gut einzubinden.“ Es sei besser, in gewachsenen innerstädtischen Wohngebieten neu zu bauen, als auf die grüne Wiese auszuweichen.

Das sehen auch CDU, Grüne, FDP und Linke so. Doch während die CDU von „maßvollen“ Vorschlägen sprach, sind den Grünen, FDP und der Linken die vom Gutachten genannten Zahlen deutlich zu hoch. Rainer Behrens (Linke): „Der Charme dieser Siedlungen liegt gerade in der lockeren Bebauung und dem vielen Grün. Bausubstanz und Verkehrsanbindung sind oft eher mäßig. Man darf diesen Quartieren nicht ihren einzigen echten Standortvorteil nehmen.“ Die Grünen-Fraktionschefin Susanne Zechendorf sieht vor allem die Verdichtungsmöglichkeiten am Müssenredder kritisch, die FDP will darüber hinaus auch die Vorschläge für Bramfeld (Hegholt) abspecken. Für die CDU mahnte Claus-Thomas Heins: „Die Infrastruktur muss die Nachverdichtung vertragen.“