Ein Dorfplatz zum Wohlfühlen: Wie die Quartiersmanagerin ihren Stadtteil aufwerten will

Pausenlos rollt der Verkehr über die Bramfelder Chaussee. 40.000 Autos sind es jeden Tag, die bei der Zentrale des Otto Versands, an der Gründungszentrale von Max Bahr und an vielen Einzelhandelsgeschäften vorbeifahren. Der alte Bramfelder Dorfplatz mit einem Denkmal von 1898 nebst Reichsadler und Kanonenkugeln wird hier nur noch zur Kulisse einer mobilen Gesellschaft. Attraktiv ist der kleine Platz, das eigentliche Herz des früheren Dorfes Bramfeld, ohnehin nicht mehr. Er dient heute nur noch als Busschleife.

Sylvia Soggia, 44, Mutter von vier Kindern und seit fast 30 Jahren in Bramfeld zu Hause, blickt auf die Chaussee und sagt mit leuchtenden Augen: „Dahinter wird es schön.“ Das meint die neue Quartiersmanagerin des Stadtteils zum einen geografisch und verweist auf den Bramfelder See, das viele Grün und die ruhig gelegenen Einzelhäuser. Zum anderen meint sie es aber auch ein bisschen visionär, denn sie ist angetreten, Bramfeld aufzupolieren. Jedenfalls ist das ihr Auftrag seit dem 1. August.

Damit gehört die studierte Politologin und Ostslawistin, die darüber hinaus als Projektmanagerin für die City Nord arbeitet, zu den rund 20 Quartiersmanagern in Hamburg. Der Stadtteil Bramfeld hat mit 50.000 Einwohnern das Format einer Stadt mit den typischen demografischen und sozialen Problemen. Immerhin sind 22 Prozent der Einwohner älter als 65 Jahre. Und rund 23 Prozent der Bramfelder haben Migrationshintergrund.

Dass die Bramfeld Interessen-Gemeinschaft (BRAIN) vor einiger Zeit einen Quartiersmanager suchte, hatte Sylvia Soggia im Wochenblatt gelesen. „Ich fand die Aufgabe auf Anhieb spannend“, sagt sie. Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch bei der Interessengemeinschaft erhielt sie nach eigenen Worten sehr schnell die Zusage der Vereinigung von 60 Akteuren aus allen Geschäftsbereichen und Vereinen vor Ort.

Ihre wichtigste Aufgabe ist es nun, die öffentliche Darstellung Bramfelds, das 1937 zum Hamburger Stadtteil wurde, deutlich zu verbessern. „Außerdem möchte ich die Kommunikation zwischen Einzelhändlern, Politikern, Vereinen, Organisationen und Bürgern optimieren.“ Sie will beispielsweise die Geschäftsinhaber besuchen und sie danach befragen, welche Erwartungen und Bedürfnisse sie bei der Stadtteil-Entwicklung haben.

Der Dorfcharakter ist in den vergangenen Jahren durch die wachsende Industrialisierung und Urbanität nahezu verloren gegangen. Dass hier im 15.Jahrhundert zehn Großbauern lebten und mit ihren Feldern ganze Familien ernähren konnten, steht nur noch in den Geschichtsbüchern und im Internet. Dennoch bezeichnet Soggia ihren Stadtteil als „heimelig“ und verweist auf das viele Grün und nicht zuletzt auf das Umweltzentrum Karlshöhe. „Abseits der großen Straßen ist Bramfeld unerwartet schön.“ Auch kulturell habe der Stadtteil mit dem Kulturladen „Brakula“ viel zu bieten.

Dass Bramfeld bei allen bisherigen U-Bahn-Plänen abgehängt wurde, findet die neue Quartiersmanagerin falsch. „Und traurig“, fügt sie hinzu. Dabei waren in den vergangenen 45 Jahren immer wieder Hoffnungen auf eine bessere Verkehrsanbindung geweckt worden. 1968 hieß es, dass die Planungen für die Strecke von Barmbek über Steilshoop bis nach Bramfeld begonnen hätten. Doch sie verschwanden schnell wieder in der Schublade. 2002 kamen sie erneut auf die politische Agenda. „Doch realisiert wurden sie bis heute nicht. Es hat einfach nicht geklappt“, sagt Sylvia Soggia.

Die Bramfelder Lobbyistin weiß selbst, dass sie bei der Verbesserung der Verkehrsanbindung zurzeit nicht viel bewegen kann. Aber als Organisatorin, Netzwerkerin und Vermittlerin unterschiedlicher Interessen möchte sie wenigstens das Filetstück – den Bramfelder Dorfplatz – auf Vordermann bringen. „Er muss sich zu einem schönen, zentralen Aufenthaltsplatz entwickeln“, sagt sie. In den nächsten drei Jahren, so ihr Plan, will sie auch dazu beitragen, dass sich die Aufenthaltsqualität an der Bramfelder Chaussee im Umfeld des Dorfplatzes nachhaltig verbessert – also auch die sogenannte zweite Reihe soll schöner werden. „Der Branchenmix in seiner Vielfältigkeit muss auch in Zukunft erhalten bleiben.“ Denn gerade die vielen einzelnen Geschäfte, häufig in langer Familientradition, seien ein großer Standortvorteil.

Der Branchenmix in seiner Vielfältigkeit soll auch in Zukunft erhalten bleiben.Sylvia Soggia,Quartiersmanagerin