Mintra Mattison ist der neue Fitnesscoach des Hamburger Eishockeyclubs

Ein unscheinbarer Hinterhof in der City Nord. Ein Raum, der den Charme eines alten Box-Gyms in der New Yorker Bronx versprüht. Sofort springen große Lastwagenreifen ins Auge. Aus den Boxen dröhnt laute Hip-Hop-Musik, die immer wieder von einer kräftigen und doch weiblichen Stimme in den Hintergrund gedrängt wird. „Hopp, Schuby! Come on! Hoch, hoch, hoch! Noch fünf!“, tönt es.

Christoph Schubert quält sich mit einem 30 Kilogramm schweren Sack, mit dem er sich immer wieder hinlegen und wieder aufrichten muss. Eine Qual für die Bein- und Bauchmuskulatur. Der Schweiß rinnt dem Kapitän der Hamburg Freezers in Strömen die Stirn bis hin zur Nasenspitze hinunter. „Das ist fies“, ächzt der Eishockeyprofi, der aber kurze Zeit später erlöst wird. „Good Job! Gut gemacht!“

Dieses Lob kommt von einer jungen attraktiven Frau. Große dunkle Augen, lange schwarze Haare zum Zopf zusammengebunden, sympathisches Lächeln. Die 31-jährige Hamburgerin ist seit dieser Saison die neue Fitnesstrainerin beim Club aus der Deutschen Eishockey-Liga. „Sie sieht aus wie ein liebes nettes Mädel. Aber ich möchte sie nicht erleben, wenn sie mal böse ist“, scherzt Abwehrspieler Schubert nach der knapp einstündigen Einheit.

Mattison weiß, wie sie sich in einer Männerdomäne zu behaupten hat. Die gebürtige Hamburgerin hat einen Lebenslauf, wie er ungewöhnlicher kaum sein könnte. Zunächst arbeitete sie als Marketing-Referentin in den USA. Sport war ihr eher fremd. „Mein bester Kumpel, der Soldat in den USA ist, hat mich mit zum ‚Military Athlete‘ genommen. Ich war so fertig danach, dass ich es als Herausforderung gesehen habe, besser zu werden“, sagt sie. Aus einem Hobby wurde ihre Passion. Sie bildete sich in den USA weiter und absolvierte unter anderem die Ausbildung zum Primary Group Exercise Instructor der renommierten Aerobics and Fitness Association of America. Durch ihren Ehemann Justin, der Berufssoldat ist, landete sie beim US-Militär. Dort arbeitete sie am Stützpunkt Grafenwöhr in der Oberpfalz, unter anderem mit den Special Forces der US Army und der 709. Military Police Battalion. „Am Anfang wurde ich schon skeptisch beäugt. Wenn man aber als Frau ein paar Klimmzüge raushaut, denken die Soldaten schon ‚oh‘ – und schon kuschen sie“, sagt Mattison. Und dass sie sich keineswegs vor den männlichen Kollegen verstecken muss, zeigt die Wertschätzung, die die US Army ihr entgegenbringt. Zahlreiche Empfehlungsschreiben und Auszeichnungen des US-Militärs zieren ein Regal in ihrer Wohnung.

Während ihres Aufenthalts im US-Bundesstaat Wyoming entdeckte sie auch die Liebe zum Eishockey. Bei den Jackson Hole Moose, einem unterklassigen Provinzclub, sammelte sie erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Kufencracks. Als sie im Januar dann wieder nach Hamburg zog, besuchte sie am 17. Februar das Spiel der Freezers gegen die Straubing Tigers in der O2 World. „Ich habe mir gedacht: Mit diesen Jungs würde ich gerne mal arbeiten“, erzählt Mattison. Also griff sie kurzerhand zum Telefonhörer und rief auf der Geschäftsstelle der Freezers an. Schließlich überzeugte Mattison Sportchef Stéphane Richer, der nach der ausgelaufenen Kooperation mit dem Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein ohnehin auf der Suche nach einem Athletiktrainer war.

Die Freezers-Spieler freuen sich auf die neue Fitnesstrainerin. „Sie passt super ins Team“, sagt Eishockey-Nationalspieler Schubert: „Du bist jetzt eine von uns.“