Internationales Sommerfestival auf Kampnagel mit Apparat und Sophie Hunger

Schon als Matthias von Hartz es noch leitete, drückte András Siebold durch ein klug und stilsicher zusammengestelltes Musikprogramm dem Sommerfestival auf Kampnagel seinen Stempel auf. Jetzt ist der ehemalige Dramaturg zum Festivalleiter aufgestiegen und hat den musikalischen Schwerpunkt noch einmal erweitert: wieder mit vielen Experimenten und nur mit wenigen großen Namen. Der Abend mit Yoko Ono und Thurston Moore gehört in die Kategorie „außergewöhnlich“, aber für den „Evening Of Musical Improvisation And Film“ gibt es – erwartbar – keine Karten mehr. Auch mit dem Tindersticks-Konzert zum Ende des Festival am 25. August geht Siebold wohl auf Nummer sicher, doch alles, was dazwischen liegt, zählt nicht gerade zum Mainstream.

Freunde von Popelektro diskutieren gerade ein neues Album mit dem Titel „II“. Veröffentlicht haben es Gernot Bronsert und Sebastian Szary, beide von der Berliner Band Modeselektor, und Sascha Ring von Apparat. Bereits vor vier Jahren frickelten die drei unter dem Gruppennamen Moderat ihr Debüt zusammen. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Für den Auftritt dieser deutschen Electro-Supergroup wurde die große Halle k6 reserviert, denn nicht nur in Berlin, auch in Hamburg erfreut sich dieser intelligente Umgang mit digitalen Sounds plus menschlicher Stimme immer größerer Beliebtheit (11.8., 21 Uhr).

Überhaupt nehmen Electro-Künstler recht breiten Raum im diesjährigen Programm ein, beachtenswert sind die Auftritte der in Berlin lebenden Sängerin Dillon (19.8., 20.30 Uhr) und von Camera, einer Art Krautrock-Guerilla (14.8., 22 Uhr).

Doch auch handgemachte Musik gibt es bei diesem Sommerfestival. Zum Beispiel von Jan Plewka (10. und 11.8., jeweils 20 Uhr). Der Sänger und Gitarrist von Selig, bereits mit einem Rio-Reiser-Programm sehr erfolgreich, hat sich für „Sound of Silence“ die Songs von Simon & Garfunkel vorgenommen. Das Duo zählte in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren zu den erfolgreichsten amerikanischen Popacts. Und mit der Schweizer Diplomatentochter Sophie Hunger (12.8., 20 Uhr) kommt eine außergewöhnliche Sängerin zum Sommerfestival, die nicht nur stilistisch sehr vielseitig ist, sondern auch über erstklassige Entertainer-Qualitäten verfügt. Siebold hat noch mehr Preziosen der internationalen Szene nach Hamburg geholt: von der streitbaren Neofeministin Lady Bitch Ray (16.8., 22Uhr) über Lydia Lunch (22.8., 22 Uhr), die Grand Dame der New Yorker Rock-Avantgarde, bis zum Zukunfts-Pop von Emika (23.8., 22 Uhr).

Internationales Sommerfestival bis So 25.8., Kampnagel (Bus172, 173), Jarrestraße20, Karten unter T.27094949; www.kampnagel.de