Markt für Luxusimmobilien wächst. Das Abendblatt begleitete einen Makler auf der Uhlenhorst

Wenn man nicht wüsste, dass man sich in Alsternähe befindet, könnte man denken, man hätte sich auf eine Bowlingbahn verirrt – fast 20 Meter lang ist der Flur der 220-Quadratmeterwohnung am Schwanenwik. Der ernorme Flur verbindet die insgesamt sieben Zimmer, plus Küche und zwei Badezimmer. Hier im zweiten Obergeschoss des Hauses mit insgesamt elf verschiedenen Wohnungen kann man sich als Ortsunkundiger schon mal verlaufen.

1,6 Millionen Euro hat der Käufer für die Luxuswohnung auf der Uhlenhorst bezahlt. Geld, das man haben und auch ausgeben können muss. „Viele der Käufer in diesem Segment sind Privatiere“, sagt Immobilienmakler Stephan Körner, der für die Nachfrage da ist: 1045 Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser, die mindestens eine halbe Million Euro kosteten, wurden im vergangenen Jahr von privat und von Maklern verkauft. Das sind 206 Objekte mehr als noch in 2011.

Immobilienmakler Stephan Körner weiß: Häufig würden die Käufer Wohnungen dieser Preisklasse gar nur als Zweitwohnsitz verwenden. Nicht nur die Anzahl, auch die Größe der Räume wirkt auf den Betrachter erst einmal einschüchternd. Drei Schlafräume zur Nordseite sind das eine, zwei 45 Quadratmeter große Wohnzimmer, getrennt von einem opulenten Essbereich, das andere. „Derart mondäne Räume von bis zu 50 Quadratmetern sind in diesem Segment ganz normal“, sagt der 34Jahre alte Körner. Vom Flur gehen noch mehrere Gäste- oder Kinderzimmer ab, dazu ein kleiner Raum, der in der Luxuswohnung wohl eher einer Abstellkammer gleichkommt. In Altona würden Studenten für so ein Zimmer Hunderte von Euro zahlen. In der 1,6 Millionen Euro teuren Wohnung, die zum Jahreswechsel bezogen werden soll, hat sich ein Innenausstatter ausgetobt und sich den Räumlichkeiten auch mit seinen Möbeln angepasst. Die pompösen Sessel und Sofas wirken schon fast unspektakulär in Anbetracht des Glastisches in der Küche, der einen Fuß aus Rochenhaut hat. Rochenhaut sei aktuell sehr im Trend, sagt Körner.

Fast alle elf Wohnungen sind bereits verkauft, seit gut einem Jahr wird das 1888 gebaute Haus, das unter Denkmalschutz steht, in Alsternähe grundsaniert, Ende des Jahres sollen die Wohnungen bezugsfertig sein, auch das rund zwei Millionen Euro teure Penthouse, das mit einem postkartenartigen Alsterblick glänzen kann.

Körner wirkt so, wie man sich einen Hamburger Makler im Luxussegment vorstellt. Schon seit seiner Ausbildung vor 13 Jahren hat Körner stets mit Objekten für die Reichen und Schönen zu tun. „Man muss authentisch sein, da besteht die Glaubwürdigkeit auch mal darin, die Krawatte wegzulassen“, sagt Körner, der privat auf 50 Quadratmetern wohnt.

Seit dem letzten Jahr seien die Verkäufe in der Immobilien-Premiumklasse nochmals angestiegen, das enorm kleine Angebot bestimme den Preis. „Wir beobachten auch, dass der Wunsch nach Individualität und eigener Wohngestaltung wächst“, sagt Körner. So gebe es sogar Kunden, die bestens erhaltene Alstervillen für horrende Summen erneuern ließen, um ihre Wünsche zu realisieren. „Ich staune immer wieder über das Segment“, sagt Körner. Zwar sei der Hamburger durchaus preissensibel, und harte Verhandlungen gehörten auch häufig zum Tagesgeschäft, doch Faktoren wie das Zinsniveau und die Kreditfähigkeit spielten häufig keine Rolle in diesen Schichten, sagt Körner: „Das Kapital ist meist zur Genüge vorhanden und kann sofort investiert werden.“ Jedoch bewege sich der Markt häufig in einem sehr überschaubaren Kreis mit potenziellen Kunden. Gibt es freie Objekte, werden sie meist zuerst innerhalb des ausgewählten Luxusnetzwerks angeboten.

Obwohl die Preise in den vergangenen Monaten angezogen hätten, sei man aber noch weit entfernt von einer Preisblase, glaubt Körner: „Noch sind wir nicht an die Grenzen gestoßen, auch weil Hamburg im Preisanstieg für Immobilienkäufe zuletzt Nachholbedarf hatte.“ Um im Markt der Luxuswohnungen bestehen zu können, brauche es Know-how und Qualität. Und Diskretion. Denn obwohl die Käufer in diesen Preissegmenten sich verbessern wollen – nicht nur von der Wohnqualität, sondern auch vom Status her – drängten sie mit ihren Anschaffungen selten in die Öffentlichkeit. „Häufig sind die ersten Eindrücke entscheidend“, sagt Körner. Verliebe sich ein Käufer sofort in ein Objekt, sei das schon mehr als die halbe Miete. Kleinigkeiten könne man im Nachhinein noch korrigieren, am Geld scheitere das Geschäft ohnehin nicht.

Niedrige Zinsen und hohe Kreditfähigkeit spielen keine Rolle – das Kapital ist hier zur Genüge vorhanden.