Museumsverein plant am Anleger Neumühlen zentrales Gebäude und Promenade am Ufer

Eine Frage von Passanten am Fähranleger Neumühlen hört Björn Nicolaisen oft, wenn er dort in seinem kleinen Bürokabuff sitzt: „Wo ist denn hier der Museumshafen?“, wollen die Leute dann wissen und sind, ohne es zu ahnen, beim Richtigen: Nicolaisen ist Geschäftsführer des Museumsvereins, sein Büro liegt mitten drin auf dem etwas abseits gelegenen Ost-Ponton. „Doch wir werden einfach zu wenig als Museum wahrgenommen“, sagt er.

Das will der 1976 gegründete Verein in den kommenden Jahren ändern: Der Museumshafen mit seinen 33 historischen Segel- und Dampfschiffen wirkt bisweilen wie ein Anhängsel des Hadag-Fähranlegers, geplant sind daher verschiedene Umbau- und Neubauten.

Ein „einheitliches und abgerundetes Bild“, so Nicolaisen, soll entstehen. Am Ufer soll dazu beispielsweise eine Hafenpromenade aufgebaut werden; mit Exponaten, die an das Arbeiten an und auf Arbeitsschiffen aus der Zeit um 1920 erinnern. Ein großes Eingangsschild über dem Zuweg zu den Pontons soll aufgestellt werden, ein neues Beschilderungssystem mit Informationen zu den Schiffen sowie Sitzbänke zum Verweilen am östlichen Ponton.

Zentraler Posten des Konzepts ist ein deutlich sichtbares Gebäude auf einem Schwimmponton, das möglichst im Stil des alten Hamburger Zollpontons errichtet wird. „Dazu suchen wir jetzt einen alten Ponton oder auch einen geeigneten Hafenlieger“, sagt Nicolaisen. In dem schwimmenden Museumshaus soll eine eigene Ausstellung gezeigt werden, zudem soll es als Veranstaltungsgebäude die Einnahmen des Vereins auf eine sichere Basis stellen.

Das Konzept für den Museumshafen hat die gelernte Journalistin und Ehefrau des neuen WDR-Intendanten und ehemaligen „Tagesthemen“-Manns Tom Buhrow, Sabine Stamer, erstellt. Hobby-Segler Buhrow ist Beirat im Verein Museumshafen Oevelgönne, seine Frau berät mit ihrem „Büro für gesellschaftliche Verantwortung“ gemeinnützige Organisationen.

„Die Schiffe sind alle wunderbar in Schuss – aber es fehlt einfach an der richtigen Außenwirkung“, sagt auch sie. Dabei sei das Potenzial groß mit der Lage direkt an der Elbe. „Schöne Schiffe brauchen ein schönes Zuhause“, sagt sie. Noch allerdings ist die Finanzierung des großen Umbau-Pakets unklar. Dennoch will der Verein das Konzept jetzt angehen, sagt Vereinsvorsitzender Klaus D. Lehmann-Gräve. „Wir bezeichnen das als konkrete Utopie“, so Lehmann-Gräve, der dazu auf bisherige Finanzierungsmodelle vertraut. So restauriert und betreibt der Verein mit seinen rund 400 Mitgliedern Anlagen und Schiffe mit Hilfe von Sponsoren und Spenden, mit ehrenamtlicher Arbeit und mit Charterfahrten auf seinen historischen Schiffen.

Während der neue Traditionsschiffhafen in der HafenCity erst vor wenigen Jahren mit Millionenaufwand von der Stadt gebaut wurde, ist der Museumshafen in Neumühlen vor allem eine Sache der Privatinitiative: In den 1970er-Jahren entstand dort neben dem alten „Heuhafen“ durch den Bau des Elbtunnels ein weiteres Hafenbecken. So kam die Idee auf, dort einen Hafen für die damalige „Interessengemeinschaft Freunde des Gaffelriggs“ zu schaffen. Zusammengeschlossen waren darin Segel-Enthusiasten, die die letzten Zeugen der historischen Kleinschifffahrt auf der Elbe am Leben hielten. 1976 gründete sich dann der Verein, 1977 wurde der Hafen eröffnet.