Wolfgang Gerhard Oelkers hat ein Design-Passivhaus nach der chinesischen Harmonielehre Feng-Shui geplant und gebaut

Das Wohnen der Zukunft beginnt an einem Tor, bei dem man vergeblich ein Schlüsselloch sucht. Ist des Rätsels Lösung vielleicht der kleine Fingerprint-Sensor, der bei Berührung leuchtet? Offenbar nicht, er leuchtet rot statt grün – das Tor bleibt verschlossen. Doch es gibt noch eine Klingel: Das Tor öffnet sich geräuschlos und gibt den Blick frei auf eine imposante Villa aus handgebranntem Verblendstein.

Wolfgang Gerhard Oelkers spricht von seinem „Design-Passivhaus“. In dieser Form ist es bislang einzigartig, entspricht in seinem ästhetischen wie auch ökologischem Anspruch ganz den Vorstellungen seines Bauherren – eines Bauleiters, der nach der Geburt seiner Tochter nichts gefunden hat, was seinen Ansprüchen „auch nur halbwegs entsprach“. Zu diesem Zeitpunkt wohnte die Familie noch in einer Altbauwohnung an einer viel befahrenen Straße.

So plante Oelkers sein Haus einfach selbst und bewohnt es jetzt zusammen mit Frau und Tochter. Mit einem ausgesprochenen Händchen fürs Detail hat er sein elf mal 14Meter großes Haus gebaut und dabei auch grundsätzliche Aspekte des Feng-Shui, der chinesischen Harmonielehre vom Wohnen, berücksichtigt. „Das Kinderzimmer zeigt zur aufgehenden Sonne, das Schlafzimmer zur untergehenden“, sagt Oelkers. Auch „Wasser in Bewegung“ findet sich im Haus: Ein großes Aquarium verbindet optisch Ess- und Wohnbereich. Dieser wird von bodentiefen Fenstern umrahmt; vom Esstisch aus blickt man auf einen Wasserfall, der in ein kleines Becken fällt. Das Aquarium dient gleichzeitig als Luftbefeuchter des Hauses.

Der Wohnstil ist schlicht und edel. Alles, was optisch Unruhe bringt, versteckt sich hinter weißen Wänden. Dekoration gibt es nicht, selbst Lichtschalter und Heizkörper fehlen. Sensoren aktivieren auf Treppe und Flur die Bodenleuchten, Wärme gelangt über den Fußboden in die Räume. „Wir haben konstant 23Grad, unabhängig von der Außentemperatur“, sagt Oelkers. „Das regelt unsere Anlage automatisch. Wir haben einen Erdwärmetauscher und eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach.“ Da diese jedoch eine Ausbeute von nur 15Prozent hat, muss zusätzlich mit Pellets geheizt werden, um auf die gewünschte Temperatur zu kommen. „Eine Fünf-Tonnen-Ladung CO2-neutraler Pellets für die zusätzliche Wärme reicht für zwei Jahre und kostet uns gerade mal 1200 Euro“, sagt Oelkers erfreut. Das Haus produziere ein Zuviel an Strom, der für 120Euro pro Monat an Vattenfall verkauft werde.

Das Haus ist „intelligent“: das Licht schaltet sich nicht nur selbstständig an und aus, über eine Rückgewinnungsanlage wird zudem Regenwasser zum Spülen und Gießen gesammelt, das Leitungswasser entkalkt, Licht in Energie umgewandelt, Luft ausgetauscht, jede Leuchte in Haus und Garten überwacht.

Doch wie lebt es sich in einem Passivhaus? „Wir wollten umweltbewusst, aber ästhetisch anspruchsvoll bauen. Der Umweltaspekt war jedoch der Ausgangspunkt aller Planung“, sagen die Bauherren. Maria Oelkers waren besonders die täglichen Arbeitsabläufe und Wege innerhalb des Hauses wichtig: Der Wäscheabwurf befördert Schmutzwäsche direkt in den Waschraum, wo sie auch wiederum trocknen kann. Oelkers ist sicher: „Ein Passivhaus auf diesem hohen Niveau und mit dieser technischen Ausstattung ist bislang einzigartig in Deutschland.“ Doch das sei nicht gleichbedeutend mit unbezahlbar. „Erreichbar ist dieser Standard mit circa 4000Euro pro Quadratmeter.“