Autor Sören Sieg schaltete skurrile Scherz-Annonce – und das war die Resonanz

Es ist der Albtraum eines jeden Wohnungssuchenden, den der Hamburger Schriftsteller Sören Sieg in einer Annonce auf Seite49 des Hamburger Abendblatts am vergangenen Sonnabend skizziert hat: „Eimsbüttel: Unmoderne, laute Souterrainwohnung, sehr kleines Wohnzimmer, veraltete Einbauküche, hässliches Vollbad, schmutziges Gäste-WC, feuchtes Schlafzimmer, verwinkelter Grundriss, kein Balkon, kein Stellplatz, ohne Garten, unsaniert, Preis auf Anfrage, von/an privat, ab sofort frei.“

Die Wohnung gibt es nicht. Sören Sieg hat sich einen Spaß erlaubt. Auf so eine Anzeige würde sich doch niemand melden. Denkt er. Alles nur ein Scherz.

Dass diesen Scherz kaum jemand versteht, merkt der Hamburger Schriftsteller schon am Sonnabendmorgen. „Ich wurde um 9 Uhr aus dem Bett geklingelt. Eine Frau war dran, fragte, ob die Wohnung noch frei sei.“ Sieg ist perplex, antwortet: „Nein, die Wohnung ist schon weg.“ Es soll nicht der letzte Anruf sein an diesem Wochenende. Mehr als 20 Ansagen und 20 Mails bekommt Sieg. Der offensichtlich so schlechte Zustand der Wohnung hält die Interessenten nicht ab. Nur eine Frau fragt per Mail, ob es sich um eine Scherzanzeige handelt. „Allen anderen war es offenbar egal. Alle wollten nur weitere Infos. Oder gleich Besichtigungstermine.“ Sogar zwei Makler wenden sich mit blumigen Schreiben an den Autor.

Sieg lacht, fragt erstaunt: „Warum nur?“ Dabei hat der 46-Jährige in Sachen Immobilienmarkt eigentlich schon alles erlebt. Für sein Buch „Geringfügig renovierungsbedürftig“, das im Oktober erscheint, hat er den skurrilsten Auswüchsen des Wohnungsmarkts nachgespürt. Er berichtet von Maklern, die ihren Beruf in einem Wochenendseminar erlernen, von bizarrer Schönfärberei in Wohnungsanzeigen.

Die niedrigen Ansprüche vieler Wohnungssuchenden, der Druck, den Makler oftmals machen, das ärgere ihn schon, sagt Sieg. Genauso wie der Slogan „Kaufen statt mieten“ und die allgegenwärtige Jagd nach dem „Betongold“, wie es die Makler nennen. „Die Leute kaufen mit zehn Prozent Eigenkapital. Die Wohnung gehört also faktisch der Bank. Die Leute machen sich gar nicht klar, was sie an Zinsen zahlen. Das macht oft einen Großteil der Gesamtsumme aus.“ Ein Gutes hat Siegs Scherzanzeige dann aber doch noch: Sie wird als Paradebeispiel für die „Betongold“-Jagd ihren Weg in das neue Buch des Hamburger Autors finden.