Der 177 Jahre alte Verein Germania plant an der Außenalster einen Neubau. 2016 soll alles fertig sein

„Wir sind der älteste Ruderclub Deutschlands und haben bald das schönste Vereinshaus.“ Werner Spamann blickt optimistisch in die Zukunft. Der 70-Jährige ist Vorsitzender vom Hamburger und Germania Ruder Club. Der Verein wurde 1836 gegründet und residiert seit 1901 unter der Adresse Alsterufer 21. In den nächsten zwei Jahren bekommen die Ruderer nun ein neues Klubhaus. Allerdings gezwungenermaßen: Denn das alte gelbe Gebäude steht auf morschen Pfählen und muss abgerissen werden.

Auf 100 Pfosten ruht das Haus, die eine Hälfte aus Holz, die andere Stahlkonstruktionen aus den 1920er-Jahren. Die Holzpfähle sind morsch geworden und so verrottet, dass sie sich zum Teil aufgelöst haben und das Gebäude stellenweise über den Stümpfen schwebt. „Eine Sanierung der Gründung ist nicht angemessen und würde zu weiteren Schäden am Gebäude führen“, sagt Werner Spamann.

Herausgekommen ist das ganze Dilemma, weil der Ruderclub eigentlich anbauen wollte. Routinemäßig wurden Gutachter eingeschaltet, und die stellten fest, dass eben ein Großteil der Pfähle sowie tragende Teile der Unterkonstruktion stark erodiert und korrodiert sind. 1,4 Millionen Euro hätte die Sanierung gekostet, aber sie hätte wenig Sinn gemacht. „Das hat mir viele schlaflose Nächte beschert“, sagt Spamann, der seit 40 Jahren Mitglied bei Germania ist. Denn so ein Neubau ist teuer. „Wir rechnen mit rund 3,5 Millionen Euro.“ Nun sammelt der Verein Spenden, hofft auf eine Finanzspritze der Stadt und bittet seine Mitglieder um einen Betrag bei einer Extra-Umlage. Die Umlage darf maximal drei Jahresbeiträge betragen. Ein ordentliches Mitglied zahlt pro Jahr 524 Euro in die Vereinskasse.

Viele Weltmeister hat der Club hervorgebracht. Auch Bastian Seibt, der im vergangenen Jahr nur knapp das Olympia-Finale in London verpasste, ist Mitglied bei Germania. 2011 feierte der Verein sein 175-jähriges Bestehen mit großem Fest, Senatsempfang und Grußwort des Bürgermeisters. „Hätten wir da schon gewusst, was auf uns zukommt, wer weiß, ob wir das Ereignis begangen hätten“, sagt Spamann.

Das neue Gebäude wird an gleicher Stelle, aber größer entstehen, direkt an der Außenalster mit Blick aufs Wasser. 1576 Quadratmeter Fläche stehen den 780 Mitgliedern künftig zur Verfügung und damit 217 Quadratmeter mehr als jetzt. „Mehr Platz für unsere 90 Boote, für modernere Umkleideräume und einen besseren Fitnessraum“, sagt Spamann. Auch die Terrasse im ersten Stock mit der Clubhaus-Gastronomie wächst um 165 Quadratmeter.

Laut Spamann ist der Baukörper neu, aber „die Silhouette bleibt die vertraute“. Nach Auflagen der Stadt und laut Mitgliederbeschluss soll das Bootshaus in seinem bestehenden Kubus neu errichtet werden. Die Fassade muss hell gestaltet werden, so schreibt es die Alsterverordnung vor. „Es muss nicht weiß sein, vielleicht können wir ein ganz helles Gelb wählen“, hofft Spamann. Betreut wird der ganze Bau von Christoph Winkler aus dem Architekturbüro SEHW. Der Architekt hatte sich auch schon um den ursprünglich geplanten Erweiterungsbau gekümmert.

Im Verein selbst gibt es die sechsköpfige Bootshaus-Neubau-Kommission (BNK), die die Planungen begleitet und den Mitgliedern alle Schritte erklärt. Jeden Mittwoch kommt die Gruppe zusammen – fünf Mitglieder im Bootshaus und ein Mitglied per Videoschaltung. „Thomas Gehrmann ist Vorsitzender der Kommission“, erzählt Werner Spamann. „Aber er arbeitet als Bauingenieur in Plauen im Vogtland und nimmt per Skype an unseren Beratungen teil.“

Im nächsten Jahr soll das alte Klubhaus abgerissen werden, 2015/16 das neue Gebäude stehen. So lange geht bei Germania der normale Vereins- und Ruderbetrieb weiter.

Es muss nicht weiß sein, vielleicht können wir ein ganz helles Gelb wählen.