Abendblatt-Reporter testen Hamburger Restaurants. Hier drucken wir drei der auf abendblatt.de am meisten gelesenen Kritiken

Die iberische Einwanderung in die Hafenstadt Hamburg ist ja für alle Beteiligten eine schöne Sache: Spanier und Portugiesen lernen Schietwetter kennen und Hamburger die mediterrane Leichtigkeit. Taparias und Tapas-Bars sind über die Stadt verteilt, sie ballen sich an den Landungsbrücken im Portugiesenviertel, und eine liegt auch in Altona unweit des Bezirksamts: das Barcelona.

Eine Tapa ist ein Appetizer, ein Häppchen, und deswegen bleibt, wer Tapas isst, entweder schlank oder hungrig oder beides. Anders gesagt, muss man ganz schön viele Tapas essen, um wirklich satt zu werden.

Eine richtige Tapas-Schlacht geht eh so: Die ganze Combo bestellt sich verschiedene Ausführungen, der Tisch steht voll, alles wird geteilt. Im Barcelona kann man das sehr gut machen, das Restaurant ist zwar etwas teurer als etwa die im Portugiesenviertel, aber auch um einiges besser: Ich esse Gambas in Knoblauchöl (8,90 Euro) und gefüllte Champignons (4,60 Euro), weil Knoblauchöl scharf ist und gut fürs Herz.

Außerdem mundet es ganz köstlich, das gilt auch für die anderen Tapas auf der Speisekarte, allesamt Klassiker der spanischen Küche: Datteln im Speckmantel, Tintenfischringe, Paprikawurst in Weißwein, Lammkeule, Kaninchen, Miesmuscheln, grüner Spargel. Fast alle kosten zwischen 5 und 6 Euro, dazu sollte man roten Wein trinken, der Lebenssaft steht in dutzendfacher Ausführung an der Bar. Der Kellner schaut mich etwas pikiert an, als ich den Aperitif (aufs Haus) ablehne und Apfelschorle bestelle. „Die Deutschen haben es nicht so mit der Lebensfreude“, mag er sich denken. Damit kann er aber nur mich meinen, denn der Laden an der Max-Brauer-Allee brummt in der Regel gerade deswegen und ist meist gerammelt voll, weil hier die Iberophilen in jeder Hinsicht ausgelassen einfallen: Romanistik-Studentinnen, Flamencotänzer, Spanier. Sonnabends kann es auch schon mal passieren, dass genau der Kellner, der mich jetzt bedient, seine Gitarre auspackt und Lieder aus der Heimat singt.

Wenn man lange genug bleibt, wird man Zeuge einer Invasion aus der Küche. Müden Blicks kommen dann die Bediensteten aus ihrem Arbeitsraum, um gemeinsam Paella zu essen.

Die Barcelona-Speisekarte führt jede Menge Fischgerichte auf und zum Beispiel auch dies hier: Feige mit Ziegenkäse überbacken (4,50 Euro), Seeteufel vom Grill (8,10 Euro), Ziegenfrischkäse gratiniert mit Honig und Rosmarin (4,80 Euro). In den Sommermonaten ist die Terrasse geöffnet, aber am typischsten ist die Bistro-Atmosphäre innen. Keine Ahnung, ob das Barcelona in Spanien was Besonderes wäre, in Hamburg ist es das unbedingt.

Barcelona Tapas, Max-Brauer-Allee 12. Geöffnet Montag bis Sonnabend 18 bis 24 Uhr. Für Fans von: kleinen Portionen, Rotwein und Spanien