Es ist ein Comeback nach zehn Jahren. Na gut, um ehrlich zu sein, es sind wohl 15. Okay – wenn Sie darauf bestehen, dass ich ganz ehrlich sein soll: eher 20. Ich habe es jedenfalls getan. Mir ein Fahrrad gekauft. Und benutzt. Ein echtes Erlebnis.

Phase 1: Geht doch

Kein Wackeln, kein Zittern. Rasante Beschleunigung, hochschalten, super Kurvenlage: Ich hab’s immer noch voll drauf. Den Beinaheunfall beim Versuch, freihändig zu fahren, lassen wir jetzt mal weg.

Phase 2: Radwege sind das Vorletzte

Eine Vollkatastrophe! Wenn es denn überhaupt welche gibt. Wozu zahl ich eigentlich Steuern? Rüttelpisten, idiotische Verkehrsführung, Schlaglöcher. Es muss etwas geschehen.

Phase 3: Autofahrer sind das Letzte

Wenn ich nicht vorausschauend gesehen hätte, dass die mich übersehen, wäre ich viermal im Krankenhaus gelandet. Mindestens. Rücksichtsloses Pack.

Phase 4: Fußgänger sind das Allerletzte

Wenn ich nicht vorausschauend gesehen hätte, dass die mich übersehen, wären vier von denen im Krankenhaus gelandet. Mindestens. Rücksichtsloses Pack.

Phase 5: Hochmut

Alle Befürchtungen, meine Oberschenkel machen ob der ungewohnten Belastung schlapp, sind unbegründet. Die erste Steigung nehme ich problemlos. In höchstem Tempo, versteht sich. Zeit für ein Siegerlächeln.

Phase 6: Demut

An der übernächsten Steigung rauscht plötzlich etwas an mir vorbei, dem ich trotz unmenschlicher Anstrengungen unmöglich folgen kann: ein junger Kerl auf einem Rennrad. Würde ich jetzt gerne behaupten. Aber es ist ein Hollandrad. Und die Frau darauf mindestens 20 Jahre älter als ich. Zeit, eine Panne vorzutäuschen.

Phase 7:

Schieben.