In Hamburg entstehen neue Liegeplätze für schwimmende Häuser. Aber wie lebt es sich darin?

Es schaukelt. Dieses Zuhause steht nie still. Ein Hausboot schwimmt, und sanft wie eine Wiege ist es stets in Bewegung. Und es gluckst. Wasser macht immer Geräusche. Leichtes Plätschern, leises Gurgeln, dezentes Schmatzen. Wer mit diesen Bedingungen leben kann, für den ist ein Hausboot der schönste Platz der Welt.

Zum Beispiel für Torsten Moench. Der Hamburger Journalist und Diplom-Ingenieur hat sein schwimmendes Domizil selbst konstruiert. „Von der ersten ,Bierdeckel-Idee‘ bis zum bezugsfertigen Hausboot komplett in Eigenregie hat es nur vier Monate gedauert“, sagt der 49-Jährige.

Auf einem Katamaranrumpf aus Kunststoff steht ein Aufbau in klassischer Holz-Ständerbauweise. Drei Zimmer, Küche, Bad, ein Technikraum – für rund 120.000 Euro entstanden mehr als 60 Quadratmeter im „Domus Monachus“ (Haus des Mönches). Bodentiefe Fenster sorgen für Licht und Ausblicke, die Außenverkleidung besteht aus Douglasien-Holz.

Hausboote liegen im Trend, denn Menschen suchen seit jeher die Nähe zum Wasser. Baugrund am Ufer ist aber oft nicht verfügbar oder sehr teuer. Also gehen die Menschen aufs Wasser. „Jeder, der schon einmal längere Zeit auf einem Boot auf dem Wasser verbracht hat, weiß um die Entspannung, die sich schon nach wenigen Stunden bemerkbar macht“, sagt Torsten Moench. Seine Erfahrung: „Wohnt man auf einem Hausboot, ist jeder Tag ein Urlaubstag.“

Wer auf einem Hausboot leben will, muss sich klarmachen: Ohne eine gewisse Affinität zu den Elementen und der Natur geht es nicht. Wind, Regen, Bewegungen, ungewohnte Geräusche gehören zum Bordalltag. „Auf einem Hausboot erlebt man die Natur viel intensiver als in einer Großstadtwohnung oder einem Landhaus.“

Und natürlich ist auch der Platz begrenzt. Wer auf großzügige Räume, begehbare Kleiderschränke und viel Stauraum nicht verzichten kann, ist auf einem Hausboot falsch. Hier ist weniger mehr nach dem KISS-Prinzip „Keep it simple and smart“ (Mach es einfach und schlau). Für Torsten Moench liegt darin auch ein Vorteil: „Überflüssiges fliegt ganz automatisch von Bord.“ Von April bis Oktober genießt Moench Urlaub im Alltag im Hafen an der Tatenberger Schleuse auf der Dove-Elbe. Nur 15 Minuten von der Hamburger Innenstadt entfernt und doch mitten im Grünen wie auf dem Land. Etwa 300Euro kostet der Liegeplatz monatlich inklusive Wasser und Strom. Steuern fallen nicht an. Aus zwei Gasflaschen kommt die Energie für Heizung, Kochen und Warmwasser. Das „Domus Monachus“ ist auch als Sportboot zugelassen. Ausgestattet mit zwei 20-PS-Außenbordern kann der Hausherr es auch an einen anderen Platz verholen. Die hausbootfreie Zeit verbringt Moench in seiner Wohnung in Eppendorf. Aber nur, weil im Winter im Tatenberger Hafen das Wasser abgestellt wird.

Ganzjährig auf einem Hausboot wohnen kann man in Hamburg auf dem Eilbekkanal. 2006 hat die Stadt zwischen Lerchenfeld und Wagnerstraße zehn Liegeplätze ausgewiesen. Knapp 2000 Euro Pacht kassiert die Stadt pro Jahr und Boot. Außerdem mussten die Bootsleute pro Platz 50.000 Euro für die Erschließung und den Anschluss an die Versorgungsnetze bezahlen.

Das Boot „Traumfänger“ der Architekten Amelie Rost und Jörg Niderehe ist Wohn- und Arbeitsplatz zugleich. „Wir wollten schon immer am Wasser wohnen“, begründen die aus Nürnberg stammenden Planer ihren Umzug nach Hamburg. Auf 20 Metern Länge und sechs Metern Breite verteilen sich etwa 110 Quadratmeter Wohnfläche. Oben wird gekocht und gelebt, unten sind die Schlafräume und das Bad.

Auf der 80Quadratmeter großen Terrasse kann man die Natur in der Stadt genießen. Fahrbar ist dieses Hausboot mit Stahlrumpf und Aufbauten in Holzrahmenbauweise nicht. Wegen der hochwertigen technischen Ausstattung beginnen die Baukosten bei rund 410.000 Euro.

Neue Liegeplätze für Hausboote entstehen gerade am Viktoriakai-Ufer im Hochwasserbassin zwischen Heidenkampsweg und Ausschläger Weg in Hammerbrook. Auch dort gehören Rost und Niderehe zu den Planern. Und auch im Hamburger Hafengebiet finden sich einzelne Hausboote.

Das Gluckern und Plätschern des Wassers, dazu Entengeschnatter und Möwengeschrei, das ewige sanfte Schaukeln und die Sonnenuntergänge auf der Terrasse mit den Füßen im kühlen Nass – so viel Erleben ist nicht einmal in einem Ferienhaus am See. So viel Lebensgefühl gibt es nur auf einem Hausboot.

Von der ersten ,Bierdeckel-Idee‘ bis zum bezugsfertigen Hausboot komplett in Eigenregie hat es nur vier Monate gedauert.