Behörden empfehlen, Notvorräte anzulegen: 24 Kilogramm pro Person und Woche

Zwei Kilogramm Vollkornbrot. 600 Gramm Bockwürstchen. 56 Liter Mineralwasser. Trockenpflaumen, eingemachtes Obst, Konserven, Nüsse, Corned Beef. Die Einkaufsliste für den Fall des Falles ist lang – die Lebensmittel türmen sich immer höher im Einkaufswagen auf, sodass es nicht ohne einen zweiten geht. 600 Gramm Kalbsleberwurst. Drei Dosen Erbsen und Wurzeln, dazu 800 Gramm Mais. Damit ein einzelner Mensch im Katastrophenfall 28 Tage lang überleben kann, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen, muss er Essen und Getränke mit einem Gesamtgewicht von fast 98 Kilogramm anhäufen. Jedenfalls dann, wenn er täglich 2200 Kalorien zu sich nehmen und sich einigermaßen ausgewogen ernähren will. Es folgen zwei Kilogramm Kartoffeln, eine halb so große Menge an Zwiebeln, dazu noch frische Äpfel, Bananen und Birnen. Und oben drüber schwebt die große Frage: Wer soll das alles bloß essen?

Die Antwort ist simpel: wir. Diese Empfehlungen stammen nämlich von einem sogenannten Vorsorgekalkulator. Bereitgestellt wird er im Internet auf der Seite www.ernaehrungsvorsorge.de vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Per Mausklick kann hier jeder berechnen lassen, wie viel Essen und Getränke man braucht, um sich für eine bestimmte Anzahl von Tagen über die Runden zu bringen.

„Hamburg ist am ehesten von Sturmfluten bedroht“, sagt Holger Poser. Er ist stellvertretender Leiter des Referats für Katastrophen- und Bevölkerungsschutz bei der Innenbehörde. „Darauf haben wir uns genauso wie auf andere Katastrophenszenarien planerisch vorbereitet.“ Welche das sein können, hat die Behörde ebenfalls auf ihrer Internetseite in einem „Gefahrenkatalog“ aufbereitet. Neben den Naturkatastrophen zählen Flugzeugabstürze oder Zugunglücke dazu, außerdem „unsichtbare Gefahren“ wie chemische Dämpfe oder Epidemien.

An mehr als 100 Standorten im gesamten Bundesgebiet gibt es riesige staatliche Nahrungsreserven gibt. Gelagert wird zum einen die „zivile Notfallreserve“, die aus Reis besteht, außerdem aus Erbsen, Linsen und Kondensmilch. Die sogenannte „Bundesreserve Getreide“, aufbewahrt in der Nähe zu Mühlen, umfasst Weizen, Roggen und Hafer. Kostenpunkt für den Unterhalt: Rund 15 Millionen Euro. „Auch in Hamburg gibt es Lebensmittelnotvorräte“, sagt Poser. Für diese gebe es aber keine Extra-Lager, sondern sie seien Teil des bestehenden Versorgungssystems. Das heißt, dass Lebensmittelunternehmen, die ohnehin Essen und Getränke lagern, immer auch eine gewisse Menge für die Notfallreserve zurückhalten. Wo sich diese Vorräte befinden, ist sowohl für Hamburg als auch für die ganze Bundesrepublik streng geheim. „Bei einer Veröffentlichung der Standorte würde die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Versorgungskrise die Lager das Ziel von Plünderungen würden, deutlich zunehmen“, heißt es zur Begründung.

Gerade Hamburg könnte im schlimmsten Fall sogar anfällig für so etwas sein. „Ich habe den Eindruck, dass in einer Großstadt nur sehr wenige Menschen für den Katastrophenfall vorsorgen“, klagt Poser. Er selbst horte zwischen 60 und 80 Liter Wasser zu Hause, was eigentlich auch zu wenig sei. „Zur Grundversorgung gehört aus meiner Sicht ein Transportkanister, vor allem für Wasser.“ Sinnvoll sei auch, einen kleinen Vorrat der wichtigsten Medikamente zu Hause zu haben. Und es seien Konserven wichtig, die man zur Not auch kalt essen kann. „Am allerwichtigsten ist Trinkwasser. Gerade als Familie dürfen es gut und gerne 150 Liter sein.“