Immer mehr Menschen machen Stand-up-Paddeling. Wer sich traut, probiert auf dem Wasser Yoga

Für alle Anfänger ist es zunächst ein Balance-Akt. Erst einen Fuß auf das Brett, dann den anderen – und dabei bloß nicht umkippen. Für Santiago Franco ist es aber die leichteste Übung der Welt. Sicher paddelt er stehend auf die Alster, kniet sich dann vorsichtig hin, stützt beide Hände auf und geht spielend leicht in den Handstand. Einatmen, ausatmen, entspannen und dann wieder runter. So einfach sieht es aus, wenn Franco seine Yoga-Übungen auf dem Wasser macht.

Jetzt unterrichtet er sogar Yoga auf Sups. Sups sind die Bretter, auf denen die Stehpaddler sich fortbewegen. Sie sind in der Regel größer und breiter als normale Surfbretter. Der Name Sup setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Stand-up-Paddeling zusammen – ein Sport, der auch in Hamburg immer beliebter wird. „Zwischen 200 und 300 regelmäßige Paddler gibt es hier mittlerweile“, sagt Ingo Rotermund. In zweiter Saison betreibt er in diesem Jahr seine Stand-up-Paddeling-Anlage „Supco“ zwischen Alster und Eppendorfer Mühlenteich direkt am Bootshaus Barmeier. Hier kann man Kurse buchen und das Equipment mieten.

Weitere Stationen gibt es am Stadtparksee in Winterhude, an der Elbe bei Wedel – und auf Sylt. „Nach einer Einweisung ist der Sport eigentlich für jeden geeignet. Egal wie alt oder wie fit derjenige ist“, sagt Rotermund. „Stand-up-Paddeling ist damit auch etwas für Menschen, die sonst eher unsportlich sind.“ Yoga auf den Brettern sei allerdings eher etwas für Fortgeschrittene, die keine großen Probleme mehr haben, die richtige Balance auf dem Wasser zu finden. Das Gleiche gilt für das Ganzkörpertraining Pilates, das man jetzt ebenfalls auf den Sups machen kann.

Und selbst wenn es mal schiefgeht: Mehr als nass werden die Stand-up-Paddeler in der Regel nicht. Weil die Bretter sehr leicht sind, ist die Verletzungsgefahr gering. Nur schwimmen sollte man können. „Wer aber ein bisschen Übung hat, fällt gar nicht mehr ins Wasser“, sagt Rotermund. „Man muss deshalb auch keine Badekleidung oder einen Neoprenanzug anziehen, sondern ganz normale Sportklamotten.“

Mittlerweile haben auch Ärzte das Stand-up-Paddeling für ihre Patienten entdeckt. Das Rückenzentrum am Michel empfiehlt mehrwöchige Stand-up-Paddeling-Kurse zur Stärkung der Muskeln im Lendenwirbelbereich und der Bauchmuskulatur. „Es geht nämlich nicht um Muskelmasse in den Armen, sondern im Rumpf und um das innere System“, sagt Rotermund. Die Paddelbewegungen orientieren sich an denen der Kanadier und haben wenig mit herkömmlichem Paddeln zu tun: Man beugt sich vor und sticht das Paddel, das um die 25 Zentimeter länger sein sollte als man selbst, ins Wasser. Dann zieht man den eigenen Körper samt Brett hinterher. „Am allerwichtigsten ist deshalb, dass man die Paddeltechnik richtig beherrscht“, sagt Rotermund.

Rotermund, Jahrgang 1965, ist in Hamburg geboren und auf Sylt groß geworden. Zum Stand-up-Paddeling kam er erst vor sechs Jahren in der Schweiz. „Ich habe es zum ersten Mal auf dem Zürichsee ausprobiert und bin anfangs ständig vom Brett gefallen“, erinnert er sich. „Aber dann habe ich gemerkt, was es für ein unglaubliches Gefühl ist, mit dem Sup über das Wasser zu schweben.“ Als er dann vor gut zwei Jahren auf Sylt stehend gepaddelt war, sprachen ihn immer mehr Leute an. „Also bin ich in die USA geflogen. Dort habe ich mich in den Stand-up-Paddeling-Hochburgen auf Hawaii und in Südkalifornien umgeschaut und beschlossen, das dann auch in Hamburg zu machen.“

Weil Stand-up-Paddeling aber eher ein Sport für die wärmeren Monate ist, betreibt Rotermund seine Anlagen derzeit noch nebenberuflich. Eigentlich ist er Marketingberater.

Und wer einmal den Profis zusehen möchte, sollte an diesem Wochenende in die HafenCity kommen. Dort findet der Sup World Cup statt, bei dem 200 Paddler aus der ganzen Welt gegeneinander antreten werden. Die Wettkämpfe: 500 Meter Sprint sowie 5000 und 10.000 Meter Langstrecke.

An diesem Wochenende treten die 200 besten Stand-up-Paddler der Welt beim World Cup in der HafenCity gegeneinander an.