Die „Ziegel“-Lesung in der HafenCity mit Schwitter, Töwe, Heinrich und Winnemuth

Die Herausgeber des „Ziegels“, dieses dicken, fetten Hamburger Jahrbuchs für Literatur, bedienen sich im Vorwort der 13. Ausgabe eines Aristoteles-Zitats. Es geht so: „Eine Stadt besteht aus unterschiedlichen Arten von Menschen; ähnliche Menschen bringen keine Stadt zuwege.“

Und so unterschiedlich diese Menschen sind, darf man im Hinblick auf die Literatur-Auslese ergänzen, so unterschiedlich sind ihre Texte. Auf mehr als 500 Seiten drängen sich im „Ziegel“ Autoren und Autorinnen und geben damit den Blick frei auf zeitgenössische deutschsprachige Literatur, wie sie in Hamburg gefertigt wird. „Die Literatur als Kunstform ist keineswegs zu Ende“, schreibt Kultursenatorin Barbara Kisseler im Geleitwort – den Beweis treten Leute wie Isabel Bogdan, Matthias Politycki, Mirko Bonné, Daniela Chmelik und Farhad Showghi in der kurzweiligen Zusammenschau an.

Auch Monique Schwitter, Stephanie Töwe und Jennifer Heinrich sind mit ihren Kurzgeschichten im „Ziegel“ vertreten: Aus ihnen tragen sie bei der „Ziegel“-Lesung, die auch diesmal wieder in der HafenCity stattfindet, vor. Denn auch wenn Literatur in erster Linie eine privatime Angelegenheit ist, in der Schreiber und Leser für sich sind, geht sie manchmal auch aus sich raus.

Das nennt man dann Lesung, und auf der 2013er-„Ziegel“-Ausgabe tritt nicht nur das genannte Trio Schwitter, Töwe und Heinrich an, sondern auch Meike Winnemuth. Die Hamburger Journalistin ist Ehrengast, hat mit dem „Ziegel“ eigentlich nichts zu tun, aber einmal bei Jauch eine halbe Million gewonnen, damit eine Weltreise gemacht und ein Buch drüber geschrieben: „Das große Los“. Aus dem wird sie auf den Magellan-Terrassen lesen.

Mal schauen, ob sich Verbindungen zum Text Monique Schwitters finden. Der trägt den Titel „Ähnlich schnell, wie ein Mensch geht“ und spielt immerhin in der Schweiz, aus der die 1972 geborene Autorin stammt. Um Liebe geht es in Jennifer Heinrichs „René“, um ihr Weggehen und Wiederkommen oder auch nicht – ein drängender Text, das gilt auch für Stephanie Töwes (Jahrgang 1972) „Kleine Morde“. Dort begegnet der Leser einer Erzählerfigur, die mit dem Alltag zu kämpfen hat, aber zumindest versucht, den Mitmenschen Zucker in den Allerwertesten zu blasen – ein Sinnspruch erinnert sie jeden Tag daran: „Ich bin ein Sonnenstrahl für jeden Menschen, dem ich begegne.“

Schön gesagt. Ganz schön gelungen ist übrigens der neue „Ziegel“, er mischt auf bewährte Weise die verschiedenen literarischen Formen (Erzählungen, Romanauszüge, Gedichte, Essays und vieles mehr). Er mischt auch verschiedene Temperamente und Stile, Geschichten und Figuren. In seinen vielen Teilstücken ergibt der „Ziegel“-Text den Versuch, unser Leben und unsere Zeit zu entdecken, wenngleich es keinem der Autoren um eine Ordnung der Dinge geht. Der „Ziegel“ ist ein schwer fassbares Lese-Paket.

„Ziegel“-Lesung So 21.7., 18.00, Magellan-Terrassen (U Baumwall, Bus 111), Eintritt frei, bei Regen wird die Veranstaltung in das Cruise Center, Großer Grasbrook 19, verlegt.