Vor 100 Jahren wurde das AK Barmbek fertiggestellt – eine wegweisende Anlage

„Wie eine kleine ummauerte Stadt im großen Stadtstaat Hamburg dehnt sich draußen zwischen Barmbeck und Ohlsdorf das Gebiet des Neuen Allgemeinen Krankenhauses Barmbeck.“ So berichtete das Hamburger Fremdenblatt über die Eröffnung am 1. November 1913. „Die Einweihungsfeier begann heute Vormittag um 11Uhr in dem zentral gelegenen Vorlesungssaal, wo sich neben Vertretern des Krankenhauskollegiums, der Baudeputation und der übrigen Krankenhäuser auch viele Damen eingefunden hatten.“

1913 braucht die wachsende Stadt dringend dieses dritte Krankenhaus, das zum Geburtsort von etwa 125.000 Kindern werden sollte. Längst sind das Krankenhaus St.Georg, das damals schon 90Jahre in Betrieb ist, und das erst 24Jahre alte Eppendorfer Krankenhaus überlastet. Vor allem im Osten der Stadt wächst der Bedarf an ärztlicher Versorgung. Dort entstehen neue Fabriken und Arbeitersiedlungen – für die vielen Menschen, die mit dem Bau der Speicherstadt ihre Wohnungen auf den damaligen Elbinseln Kehrwieder und Wandrahm verloren haben.

Die Lage des neuen Krankenhauses wird mit Bedacht gewählt, wie die Festschrift zum 100. Geburtstag belegt: „Der Stadt gehörten dort an der Grenze zu Preußen schon eine Menge Grundstücke, man würde nur wenige hinzuerwerben müssen. Die aus Westen wehenden Winde kämen über eine grüne Flur und streiften nicht über rauchende Fabrikanlagen. Die Verkehrsanbindung war gewährleistet.“

Die Planungszeit ist mit drei Jahren erstaunlich kurz. Mutmaßlich beeilen sich die Verantwortlichen auch, weil es nach der verheerenden Cholera-Epidemie von 1892 harsche Kritik gab. Robert Koch, Direktor des Berliner Hygienischen Instituts, soll bei seinem Rundgang durch das Gängeviertel ausgerufen haben: „Meine Herren, ich vergesse, dass ich in Europa bin!“

Die Herren sputen sich. Sie unterschreiten sogar die Bausumme von elf Millionen Mark um 300.000 Mark. Das Krankenhaus besitzt einen 48 Meter hohen Wasserturm, der alle Gebäude auf dem 15Hektar großen Gelände überragt, ein Heizwerk, eine Wäscherei, Apotheke, Großküche ... alles, was eine Stadt in der Stadt braucht. Die Architektur des Parkkrankenhauses würdigt Bürgermeister Carl August Schroeder bei der Eröffnung als eine, „die auch den Schönheitssinn erfreut, deren Baulichkeiten sich würdig und stattlich präsentieren, deren gärtnerische Anlagen ein reizvolles Bild uns zeigen“.

Ein Dreivierteljahr nach der Einweihung beginnt der Erste Weltkrieg, ein Teil der 2000 Betten wird zum Lazarett. Das wiederholt sich im Zweiten Weltkrieg. Nach der Befreiung Deutschlands übernehmen die Briten das Krankenhaus, Ende 1953 geht es wieder in deutsche Hände über, es wird modernisiert. Aber die Klinik ist den Anforderungen eines medizinischen Hochleistungszentrums nicht mehr gewachsen. 1999 wird der Neubau beschlossen, der 2006 vollständig fertig wird – seit 2005 in der Regie von Asklepios. Versorgt werden jährlich 80.000 Patienten, 32.000 ambulant. Es hat 17 Abteilungen, 3300 Räume, 706 Betten, acht Kreißsäle, acht Operationssäle und sieben OP-Räume für kleinere Eingriffe.