Undine Schaper gibt das Magazin „Land & Meer“ heraus – seit 20 Jahren

Kleiner kann ein Verlag nicht sein – denn dieser ist ein „Eine-Frau-Betrieb“. Aber was für einer: Vor 20Jahren brachte Undine Schaper mit dem Heft „Land & Meer“ im Alleingang ein Magazin auf den Markt, das erfolgreich Lust auf den Norden macht. Die wichtigsten Zutaten: Herzblut, Heimatliebe und Kampfgeist.

Auch uriger kann ein Verlagssitz nicht sein. Von einem gut zwei jahrhundertealten Kapitänshaus in Neumühlen aus steuert die leidenschaftliche Seglerin ihr Projekt mit einmaligem Charakter. Inhalt: Eine Hommage an den Norden Deutschlands. Fünf harte Anfangsjahre ohne Gehalt und nicht nur ein Anflug, geschäftlich die Segel streichen zu müssen, mündeten in dem starken Gefühl, es heute geschafft zu haben.

Beim Lokaltermin empfängt die Verlagschefin nicht in einem Konferenzraum, sondern im Strandkorb. Dieser steht im Vordergarten ihres Hauses und dient bei prächtigem Wetter als Mittelpunkt der Redaktionskonferenz. Zwar schaukelte Frau Schaper, Hamburgerin in fünfter Generation, ihr publizistisches Baby in der Startphase im Alleingang, doch sorgt aktuell eine Crew freier Mitarbeiter für Verstärkung. Dazu zählen Mutter Marlies als Grafikerin und Illustratorin, Ehemann Tom als Berater sowie die 17 Jahre alte Tochter Maris mit gelegentlichen Fotoreportagen. Dass die junge Dame, die noch aufs Gymnasium geht, diesen Vornamen trägt, ist kein Zufall. Alle Schapers segeln inbrünstig. Immer schon. Der Urgroßvater, ein hanseatischer Zigarrenfabrikant, war auf der Elbe zu Hause. Und Vater Jürgen-Christian „Fiffi“ Schaper, ehemaliger Kommodore und Präsident des Hamburger Segler-Verbandes, zählt am Strom zu den markantesten Originalen.

Auch seine Tochter Undine, die heutige Verlagsleiterin, liebt die Elbe, den Norden und das Meer. In Oevelgönne aufgewachsen, lebt sie seit mehr als 20Jahren in dem urigen Kapitänshaus ein paar Meter backbords ihres Elternhauses. „Hier lebt Hamburg, hier hole ich mir die Inspiration“, sagt sie bei einer Tasse starken Kaffees im Strandkorb. Es muss ein Moment wie dieser gewesen sein, als ein Gedanke in ihr keimte, den andere rückblickend als formidable Geschäftsidee bezeichnen. Ein lebendiges, durch und durch buntes Magazin aus Hamburg für den gesamten Norden. Ihr Ziel: gute Geschichten von der Küste erzählen.

Kurzentschlossen quittierte Undine Schaper ihren Job als Produktionsleiterin der Zeitschrift „Segeln“ und gründete Anfang Juni 1993 ihren eigenen Verlag. Zuvor hatte sie Kunst und Germanistik studiert und eine Lehre in einem maritimen Buchverlag absolviert. Eine gute Schule für die freiberufliche Zukunft.

Es war ein grandioses Gefühl wahrhaftiger Selbstverwirklichung, als 1994 das erste Heft erschien. Kaufpreis: 4,50D-Mark. Umfang 64Seiten. Davor stand Kärrnerarbeit. Die damals 31 Jahre alte Geschäftsfrau war alles in einem: Chefredakteurin, Anzeigenboss, Vertriebsleiterin. Problem hier wie da, im Prinzip damals wie heute: Der Norden sitzt touristisch nicht in einem Boot.

Unverdrossen klapperte sie Läden, Hotels und Restaurants ab. 20Exemplare als Abnahme auf Kommission, das war schon was. „Alles in allem war es eine Ackertour“, erinnert sich Frau Schaper. Es hat sich gelohnt. „Ich kann die Anzeigen zählen, nicht aber meine schlaflosen Nächte“, sagt Undine Schaper. Wenn sie Inspiration braucht, fährt Undine Schaper an die Schlei, segeln. Und Norddeutschland inhalieren.