Pläne für Hamburgs neue Quartiere Finkenau und Jenfelder Au bevorzugen diese einst beliebte Bauform. Aber wie verhindert man Monotonie?

„Hamburg hat Platz für Ihre Visionen“ – das ist der Titel eines Dokuments, in dem der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen die Rahmendaten für das nächste große Hamburger Wohnviertel vorstellt: das Quartier Finkenau. Konkret geht es um die Bebauung eines 5,7Hektar großen Grundstücks auf der Uhlenhorst, nah und abseits zugleich gelegen von der Hamburger Straße mit den U-Bahn-Stationen Mundsburg und Hamburger Straße.

Auf diesem Grundstück sollen schon bald circa 500 Wohneinheiten entstehen. Vor allem an den Hauptachsen des Baugebietes – an der Leo-Leistikow-Allee und an der Julius-Fressel-Straße (beides neue Straßen) – ist der Bau von Stadthäusern vorgesehen. Eine Bauform, zu der sich die Stadt auch in Bezug auf ein weiteres großes geplantes Quartier, die „Jenfelder Au“, bekennt. Insgesamt sind in beiden Quartieren 1270 Einheiten geplant, mehrheitlich in sogenannten Stadthäusern.

„Ein schillernder Begriff für eine Bauform, die profan auch als Reihenhaus bezeichnen werden könnte“, sagt die Hamburger Architektin Ingrid Spengler. Ihr Büro hat seinerzeit die Falkenried Townhäuser in Eppendorf entworfen. Ein Einwurf, mit dem offenbar die Stadt schon gerechnet hat. Denn im Vorwort der Broschüre „Hamburger Stadthäuser – individuell und urban leben“ hebt Oberbaudirektor Jörn Walter hervor, dass er das Stadthaus als „moderne Interpretation einer historisch verloren gegangenen, beliebten Wohnhaustypologie, die sich durch eine ausgeprägte Individualität wesentlich vom Geschosswohnungsbau, der Villa und dem Reihenhaus unterscheidet“ bewertet. Eine Bauform, die zudem „auch die Möglichkeit der Kombination mit einer Büronutzung in den Erdgeschossbereichen“ ermögliche.

Doch die Gefahr der Monotonie ist mit der Reihung der Häuser gegeben. Das sieht auch die Stadt so, daher stellt sie in der Broschüre Test-Entwürfe von 14 Architekturbüros vor. Nicht alle davon stammen aus Hamburg, einige kommen von Architekturbüros aus Berlin, Rotterdam, Düsseldorf, München, Köln oder Frankfurt am Main. Außerdem macht die Stadt in der online von jedermann abzurufenden Ausschreibung zum Quartier zur Auflage, dass pro Baufeld/Flurstück mindestens drei Architekten eigene Bautypologien entwickeln, die im Wechsel auf dem jeweiligen Grundstück umgesetzt werden sollen. Zudem werden die Stadthäuser in vier Paketen von je 18 bis 24 Häusern ausgeschrieben. Ziel bei allem ist „ein abwechslungsreiches Stadtbild“.

Um dies zu erreichen, wendet sich die Ausschreibung nicht nur an Bauträger, sondern auch an Baugemeinschaften und Bauherrengruppen.

Baugemeinschaften sorgen für Belebung in den neuen Quartieren

Die Nachfrage bei der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt zeigt: Die Agentur für Baugemeinschaften konnte bereits eine Fläche im südlichen Bereich des Gesamtgeländes für Baugemeinschaften reservieren. „Die Fläche bietet Potenzial für circa 50 Wohnungen im Geschosswohnungsbau“, sagt Sprecher Volker Dumann. Das Ausschreibungsverfahren habe bereits 2012 stattgefunden, es hätten sich acht Baugemeinschaften bzw. Zusammenschlüsse von Gruppen beworben. „Den Zuschlag hat eine Baugemeinschaft erhalten, die sich aus vier Einzelgruppen zusammensetzt.“

Für Rolf Kellner, Hamburger Stadtplaner und Spezialist für die Umnutzung öffentlicher Räume, ist das eine begrüßenswerte Planung. „Wer einmal gesehen hat, wie sich Quartiere entwickeln, wenn Baugemeinschaften dort zu einem gewissen Prozentteil angesiedelt sind, weiß, wie belebend sie wirken.“ Die Menschen in diesen Gemeinschaften übernähmen nämlich auch die Verantwortung für ihr Umfeld. „Dies wirkt sich positiv auf die Entwicklung eines Nachbarschaftsgefühls aus.“ Beispiele dafür fänden sich in der HafenCity und am Erika-Mann-Bogen in Eilbek, wo die Baugemeinschaft „Junges Wohnen“ Ende 2009 insgesamt 28 Wohnungen in drei neuen Mehrfamilienhäusern bezogen hat. „Das ist ein lebendiges, buntes Quartier geworden“, sagt Kellner.