Grüne fordern mehr Kontrollen und Schutzmaßnahmen. Bezirk Eimsbüttel prüft Vorschläge. Amtsleiter will gegen „rücksichtslose Fahrer“ vorgehen

Angeschlossene Fahrräder auf der einen Seite, weit auf den Gehweg ragende Motorhauben auf der anderen: Alltag in Eimsbüttel, oft ist für Fußgänger kaum noch Platz. Rollstuhlfahrer wie Björn Meyer, 20, haben dann gar keine Chance mehr. Er meidet deshalb die engen Straßen im Generalsviertel.

„Ich bin schon recht abgebrüht und ziehe durch, wenn es gerade so passt“, sagt der Schüler. Dass er dabei mit seinem Rollstuhl kein Auto streift, ist manchmal reine Glückssache. „Das ist unglaublich, wie dreist manche hier auf dem Gehweg stehen“, sagt er. Nicht selten muss er sogar auf die Fahrbahn ausweichen. Doch das ist schwierig. Und gefährlich. Denn dafür muss er eine Lücke zwischen den Autoreihen finden. „Schnell ist man dann im toten Winkel, und das ist richtig heikel.“

Die Grünen-Fraktion in Eimsbüttel will nun der Rücksichtslosigkeit von Autofahrern politisch den Kampf ansagen. In einem Antrag fordern sie, Gehwege mit Metallbügeln und Gummischwellen vor Falschparkern zu schützen. „Außerdem muss der Überwachungsdruck beim Parken intensiviert werden“, sagt Fraktionsmitglied Fabian Klabunde. Zwar wolle der Senat in der Innenstadt mit sieben zusätzlichen Mitarbeitern die Überwachung der Parkplätze erhöhen. In den Bezirken greife das Konzept aber nicht.

Zugeparkte Gehwege sind vor allem in den engen Gründerzeitvierteln der Stadt ein Problem. Vielerorts sind Fußgänger dazu übergegangen, ihren Frust mit Aufklebern auf der Frontscheibe von illegal abgestellten Fahrzeugen abzulassen. „Parke nicht auf dem Gehweg!“, lautet dann die unmissverständliche Botschaft. Und auch die Polizei bittet eigenen Angaben zufolge bei Verstößen konsequent zur Kasse. „20Euro kostet das Parken auf Gehwegen, mit Behinderung sind es 25 Euro. Und wenn die Gehwegbreite unter 1,5 Meter schrumpft, wird abgeschleppt“, sagt Sprecherin Karina Sadowsky. Aber offenbar schreckt das kaum ab.

Im Gegenteil: „Die Beschwerden nehmen zu“, sagt Fabian Klabunde. Besondere Problemlagen gebe es nachgewiesen im Generalsviertel sowie in der Bellealliancestraße, der Unnastraße, aber auch in der Isestraße. Die vorgeschriebene Mindestbreite für Fußwege von 2,5 Meter wird dort ohnehin kaum erreicht. Mit parkenden Autos verengt sich der Raum nochmals.

Und das ist nicht nur für Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen problematisch, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen. Stellenweise sei es unmöglich, an den Autos auf dem Gehweg vorbei zu kommen, sagt Marlane Nigbur, Anwohnerin der Mansteinstraße. Mit ihrem sechs Monate alten Sohn Alek trifft sie täglich auf Blechhindernisse. „Ich muss mit dem Kinderwagen auf die Straße ausweichen. Das ist ein großes Problem“, sagt auch Katrin Rehme, Mutter von Elias.

Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) weiß um die Lage: „Im hochverdichteten Eimsbüttler Kerngebiet legen die Grünen den Finger in die richtige Wunde. Aber gerade im Generalsviertel ist wegen des engen Raums wenig mit Bügeln und Pollern zu machen.“

Er wolle die von den Grünen vorgeschlagenen Maßnahmen prüfen lassen, nach Möglichkeit die Parkregelungen anpassen oder auch den Bezirklichen Ordnungsdienst punktuell stärker einsetzen. „Die Rücksichtslosigkeit ist aber das größte Problem. Wobei sich Autofahrer besonders grobe Grenzüberschreitungen herausnehmen.“

ADAC-Sprecher Christian Schäfer macht den hohen Parkdruck für die Verfehlungen der Autofahrer verantwortlich. „Das rechtfertigt aber noch nicht illegales Parken“, sagt er. Schäfer sieht die Stadt in der Pflicht, brachliegende Flächen zum Parkraum zu machen oder verstärkt auf Quartiersgaragen zu setzen. „Denn ob man will oder nicht: Die Zahl der Fahrzeuge hat zugenommen.“

Dass auch schlampig abgestellte Fahrräder ein Teil des Problems sind, will Dirk Lau von Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club gar nicht leugnen. „Es ist aber auch ein Ausdruck der katastrophalen Abstellmöglichkeiten für Räder in der Stadt.“ Mehr Rad-Parkplätze würden die Situation auf den Gehwegen entschärfen.

Für Eltern im Generalsviertel gefährden unterdessen nicht nur versperrte Gehwege die Sicherheit ihrer Kinder. Auch Überwege mit Ampeln seien häufig von rücksichtslosen Autofahrern blockiert. „Besonders wenn Transporter den Überweg versperren, haben Kinder kaum die Möglichkeit, die Straßen einzusehen“, sagt Marion Struck. Ihre Töchter gehen jeden Tag bei der Ampel am Eppendorfer Weg/Wrangelstraße über die Straße zur Grundschule Hoheluft: „Häufig behindern Zweitereiheparker vor dem Bäcker die Übersicht an der Ampel, so dass für andere Autofahrer nicht sofort klar ist, dass dort Fußgänger die Straße überqueren.“ Erst vor Kurzem sei dort beinahe ein Kind angefahren worden.

Die Rücksichtslosigkeit ist das größte Problem.