Boris Breiding und Florian von Tschammer bauen Spielwelten für die Kleinsten

Nur wenige Tischler sind an diesem Tag in der Werkstatt. Sie hämmern und schleifen, während sich ihre Kollegen auf Baustellen tummeln. „Zwei unserer Mitarbeiter sind in der Kita Baboonies in der Kanalstraße, vier weitere in der Kita Este in Neuenfelde“, sagt Boris Breiding. Vor neun Jahren hat er zusammen mit dem Tischler Florian von Tschammer die Firma Elbtischler in der Leverkusenstraße in Altona gegründet. „Die ersten vier Jahre arbeiteten nur wir beide im Betrieb“, sagt Tschammer, der unter anderem für die Entwürfe der Möbel zuständig ist. Nur manchmal half ein freiberuflicher Tischler aus. Erst im Jahr 2008 nach dem Umzug in den Jacobsenweg in Stellingen wurden die ersten beiden Mitarbeiter eingestellt.

Heute sind neben den beiden Chefs deren Ehefrauen, zehn Tischler und drei Auszubildende in dem Unternehmen. Erst kürzlich haben die beiden Tischler den bisherigen Betrieb um 300 auf 800 Quadratmeter erweitert. „Das war bereits unsere zweite Erweiterung“, sagen sie.

Das Unternehmen ist in einem Feld tätig, das derzeit rasant wächst. „Wir statten Kitas und Kindergärten mit Möbeln aus“, so Breiding. Unter anderem bauen die beiden Fachleute Spielpodeste und Podestlandschaften, die die pädagogischen Anforderungen erfüllen. Auch Schlafinseln für die jüngsten Kita-Kinder, Kletterstangen für Größere oder auch Einzelmöbel gehören zum Programm der Hamburger.

Die Unfallkasse Nord achtet genau darauf, dass die Möbel so gestaltet sind, dass sich die Kinder nicht verletzen. Drei bis vier Wochen Zeit benötigen die Schreiner für die Einrichtung einer Kita mit drei Räumen, zwischen 40.000 und 60.000Euro betragen im Schnitt die Kosten. Auftraggeber sind meist kirchliche oder private Betreiber. „Der erste Auftrag kam im Jahr 2008 mit dem Bau der Kita Christianskirche in Ottensen“, sagt Breiding. „Damals haben wir die Architektin Beate Prügner kennengelernt, mit der wir auch heute noch eng zusammenarbeiten.“

Die Elbtischler achten darauf, ökologisch verträgliche und lang haltbare Materialien zu verwenden. „30Jahre sollte ein Stück von uns schon halten“, sagt Breiding. Die Tischler verzichten auf die Verwendung von Tropenhölzern und gehen kritisch mit chemischen Produkten wie Leimen, Dichtstoffen, Ölen oder Lacken um. Stattdessen verwenden sie biologische Öle oder Wachse. Zudem versuchen sie in ihrem Betrieb so umweltfreundlich wie möglich zu arbeiten.

Im neu hinzugekommen Trakt wurden fünf Bewegungsmelder installiert, die das Licht steuern. Erst wenn sich eine Person im Raum aufhält, geht ein Licht an – und zwar nur in dem Bereich, in dem die Person steht. Wandert sie weiter, wird die nächste Beleuchtung aktiviert. Das spart nicht nur umweltschädliches CO2, sondern senkt auch die Kosten für das Unternehmen. Die Elbtischler sind Träger des Ökoprofit-Zertifikates und wegen ihrer Ressourcen schonenden Maßnahmen in die Liste der Umweltpartner der Stadt aufgenommen worden. Die Fertigkeiten der beiden Hamburger haben sich in der Kita-Branche offenbar herumgesprochen. Dutzende Kindergärten haben die beiden gemeinsam mit Architektin Prügner inzwischen bestückt, darunter die Kita Schilleroper, die Kitas am Grindelberg und an der Christuskirche in Ottensen. Oft sind die Leiter der neuen Krippen in die Planung mit eingebunden. „Die kommen zu uns und besichtigen unter anderem auch unsere Werkstatt“, sagt Breiding. Um sich in die Branche einzuarbeiten, haben die beiden Unternehmer Fortbildungskurse besucht. „Wir saßen einmal in einem Seminar mit 22Kindergärtnerinnen", erzählt Tschammer. Immerhin können sie sich jetzt besser in die Bedürfnisse der Kitas hineinversetzen.

Zwischen 50 und 70 Prozent des Umsatzes in Höhe von knapp 1,2Millionen Euro entfallen derzeit auf die Kitas. „Aber wir stellen auch Möbel für Privathaushalte, Büros oder Läden her“, sagt Breiding. Er hat bereits von Anfang an die Läden des Hamburger Bäckers Thomas Effenberger ausgestattet. Zudem ist die Bäckerei Springer Kunde. Auch für Saturn und Apple haben die beiden Unternehmer bereits gearbeitet. Neue Mitarbeiter werden derzeit zwar nicht gesucht, da erst vor wenigen Monaten ein 58 Jahre alter Geselle eingestellt wurde. Aber wenn sich die Auftragslage weiterhin so positiv entwickelt, können sich die beiden Tischler weitere Beschäftigte vorstellen – in jedem Alter. „Wir achten auf einen gesunden Mix“, sagt Tschammer.

Die Chancen dafür sind vorhanden. Denn die Stadt Hamburg will ihre über Jahre vernachlässigten Schulen sanieren. Die Elbtischler werden sich bewerben, zumal auch Vorschulen für Kinder ab fünf Jahren eingerichtet werden müssen. Auch da könnten die Möbelstücke der Elbtischler passen.