Die Größe des Schutzgebiets im Nordosten Hamburgs wächst von 134 auf 278 Hektar

Sein dumpfer Ruf hallt weit zwischen den gewaltigen Baumstämmen hindurch. Viele der Buchen und Eichen hier sind mehr als 200 Jahre alt. Sie bieten unserer größten heimischen Eule, dem Uhu, einen idealen Lebensraum – auch zur Aufzucht des Nachwuchses. Wenn auch mit einer Spannweite von 180Zentimetern mit Abstand der größte, so ist der Uhu bei Weitem nicht der einzige Vogel, der sich die grüne Kathedrale im Nordosten Hamburgs als Heimat ausgesucht hat. Der Wohldorfer Wald bietet auch weiteren seltenen Arten wie Schwarzspecht und Hohltaube ein Refugium – und das ab sofort auf mehr als doppelt so viel geschützter Fläche wie bisher.

278 statt bisher 134 Hektar, das führt die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt jetzt für das damit siebtgrößte Hamburger Naturschutzgebiet auf. Mit dieser Erweiterung steht eines der ältesten Waldgebitee Hamburgs nun vollständig unter Schutz. Mit der Ausdehnung des Naturschutzgebiets Wohldorfer Wald im Bezirk Wandsbek sollen wertvolle Biotope wie Hainsimsen-Buchenwälder, Waldmeister-Buchenwälder und Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder geschützt werden.

Zugleich ist die Erweiterungsfläche Verbindungsachse zwischen den Hamburger Naturschutzgebieten Rodenbeker Quellental weiter südwestlich und Duvenstedter Brook weiter nordöstlich sowie – länderübergreifend – auch noch zu den Naturschutzgebieten Ammersbek-Niederung und Hansdorfer Brook in Schleswig-Holstein. Was bisher wie lose Perlen an einer Schnur hing, fügt sich nun wesentlich geschlossener in einen 1800Hektar großen Biotopverbund im Nordosten Hamburgs ein. Für ganz Hamburg gesehen stehen damit rund 8,9Prozent der Landesfläche unter Naturschutz.

Besucher haben die bisherige Trennung des Waldgebiets in einen geschützten- und einen nicht geschützten Teil wohl – wenn überhaupt – nur am Rande wahrgenommen. Durch den jetzt flächendeckend gelten Schutzstatus sollen Erholungs- und Bildungsmöglichkeiten für die Bevölkerung nicht wegfallen, sagt Umweltsenatorin Jutta Blankau: „Die wichtige umweltpädagogische Arbeit geht im Erweiterungsteil des Naturschutzgebiets uneingeschränkt weiter: Zum Bodenlehrpfad und dem historisch-ökologischen Erlebnispfad sind Schulkassen und Besucher genauso willkommen wie vorher.“

Und die Behörde geht einen weiteren Kompromiss ein, um die durch den Wegfall des Erholungswaldes eingeschränkten Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten der Bürger nicht unnötig weiter zu beschneiden. So bleiben etwa die Einschränkung der Jagd, das Angelverbot, das Badeverbot und das Verbot zum Betrieb von Drachen – vorerst – auf den Geltungsbereich des bisherigen Naturschutzgebietes beschränkt.

401 Nutzer des neuen Schutzgebietsteils haben die Aktivitäten von Menschen in ihrem Wald bisher herzlich wenig gestört. So viele Käferarten wurden bei einer stichprobenartigen Kartierung erfasst. 123 davon werden in den Roten Listen Schleswig-Holsteins und/oder Deutschlands geführt. Was die meisten von ihnen schätzen, ist die „herausragende Altholzstruktur des Wohldorfer Waldes und sein Reichtum an Totholz“, sagt Stephan Gürlich, Diplom-Biologe und Käferexperte.

Waldbesucher, die die Leidenschaft des Biologen für Käfer nur bedingt teilen, freuen sich vielleicht mehr über die Rückkehr des Fischotters in das Gebiet, darüber, dass alle in Norddeutschland heimischen Spechtarten (Schwarz-, Grün, Bunt-, Mittel- und Kleinspecht) im Wohldorfer Wald leben und ihre Höhlen unter anderem zehn von den 14 in Hamburg vorkommenden Fledermausarten als Unterschlupf dienen.

Auch botanisch muss sich der größte zusammenhängende Laubwald auf dem Gebiet Hamburgs keineswegs verstecken: Schlüsselblumen und Buschwindröschen bilden im Frühjahr bunte Blütenteppiche. In Senken haben sich Erlen- und Weiden-Bruchwälder entwickelt, in denen viele Niedermoorarten zu finden sind. Entlang der Ammersbek gedeiht ein typischer Auwald und auf einigen Waldwiesen blühen Orchideen.

Der Senat erkannte den Wert des Gebiets schon früh: Im Jahr 1437 wurde das älteste Forstrevier Hamburgs von der Stadt erworben und 1770 zum Erholungsgebiet erklärt. 1980 wurde der erste Teil unter Schutz gestellt; jetzt folgte der Rest nach.

So wird das wertvolle Waldgebiet dauerhaft gesichert, auch um eine Nutzung durch die immer intensiver gewordene Wohnbebauung in Wohldorf, Ohlstedt und Duvenstedt zu verhindern, wie es in der Begründung der Umweltbehörde heißt.