Erster Teil der Busbeschleunigung ist fertig. 2014 soll die Linie 5 an keiner Ampel mehr stoppen

Harsche Kritik am Busbeschleunigungsprogramm musste sich die Verkehrsbehörde in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder gefallen lassen. Überteuert und nutzlos sei das 259-Millionen-Euro-Programm zur Bewältigung des immer stärker zunehmenden Nahverkehrs, warfen FDP- und Grünen-Verkehrsexperten dem Senat vor. Nun ging Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) in die Offensive und präsentierte bei einem kurzen Ausflug im Linienbus die Fortschritte auf der Linie 5.

Immerhin ist sie die in Hamburg und auch europaweit meistbefahrene Linie mit täglich mehr als 60.000 Fahrgästen. Höhepunkt der kurzen Reise: die erste, jetzt komplett fertiggestellte Haltestelle an der Staatsbibliothek.

Der Clou dort ist ein direkt neben den Ampelgläsern angebrachtes Signalzeichen „A“, das den Bussen auf der Linie künftig immer grünes Licht garantieren soll. Aus etwa 40 Meter Entfernung schickt der Bus einen Impuls, der dann die Ampel auf freie Fahrt schaltet.

Ziel ist, dass die Busse künftig nur noch an den Haltestellen stoppen müssen. In vier bis sechs Wochen soll an der Gärtnerstraße das zweite Signal installiert sein. „Bis zum Jahresende 2014 sollen alle Busse auf der gesamten Linie vom Hauptbahnhof bis nach Niendorf Markt/Burgwedel durchfahren können“, sagt Hochbahn-Bereichsleiter Gerhard Schenk. Durch die zügigere Fahrt kann das städtische Verkehrsunternehmen eine höhere Kapazität anbieten. Schenk schätzt, dass künftig jeden Tag bis zu 80.000 Fahrgäste zusteigen können – 20.000 mehr als heute.

Die Haltestellen werden so ausgerüstet, dass die Fahrgäste möglichst ohne Stufe in die Busse hineinkommen können. Dazu dienen auch die an der Staatsbibliothek und an der Gärtnerstraße bereits eingebauten Kasseler Borde, deren abgerundete Außenkanten es den Fahrern leichter machen, bis direkt an den Bussteig heranzufahren. Für blinde Menschen ist das Pflaster in Höhe des vorderen Einstiegs des Fahrzeugs mit kleinen Schwellen durchbrochen, die sich mit einem Stock ertasten lassen. Müssen Busse an Haltestellen direkt vor einer Ampel warten, wie etwa an der Haltestelle Hoheluftbrücke, wird künftig ein Türschließsignal dem Fahrer zeigen, dass er anfahren muss. So soll er ohne zu halten sicher die nächste Grünphase durchfahren können.

Insgesamt sind für den Ausbau der Linie 5 rund 40 Millionen Euro vorgesehen. Rieckhof geht dabei davon aus, dass die Fahrzeit durch das Programm künftig um bis zu 18 Prozent verkürzt werden kann. Dann wären von einer Endhaltestelle bis zur anderen statt wie heute 54 nur noch 45 Minuten notwendig. Pro Jahr könnte die Hochbahn rund 725.000 Euro mehr einnehmen und würde durch die beschleunigten Fahrten zudem 550.000 Euro vor allem beim Diesel einsparen.

„Gegen eine Stadtbahn ist das Programm damit erheblich günstiger und wirtschaftlicher“, hält Rieckhof der Kritik aus der Opposition entgegen. „Der Aufbau eines Grundnetzes für die Bahn, das weitgehend den großen Buslinien entspricht, hätte dagegen zwei Milliarden Euro gekostet. Das können wir uns nicht leisten.“

Große Staus lösten die Arbeiten bisher nicht aus, versichert der Staatsrat. Dazu erfolge der Ausbau allein auf Flächen, die ohnehin für den Verkehr vorgesehen sind. Schon deshalb seien etwa Verzögerungen durch neue Bebauungspläne ausgeschlossen.

Wie gut das neue System letztlich funktionieren wird, ist noch nicht abzusehen. Das wird sich erst zeigen, wenn alle 40 auf der Strecke vorgesehenen Ampeln auch das Signal „A“ anzeigen können. Bis zum Oktober wird einschließlich der Arbeiten am Siemersplatz erst ein Viertel der 40 Millionen Euro investiert sein. Zur Präsentation kam der HVV-Bus mit dem Sonderziel „Busbeschleunigung“, in den sich an den Haltestellen auch immer wieder Passanten verirrten, zwar vom Jungfernstieg bis zur Gärtnerstraße gut durch – der morgendliche Berufsverkehr war bis zum Start der Fahrt um 9.30 Uhr allerdings auch schon abgeklungen. Klar ist: Schon von Dezember dieses Jahres an soll auch die Linie 4 zwischen dem Bezirksamt Eimsbüttel und der Innenstadt im Fünf-Minuten-Takt fahren. „Dann wird in diesem Bereich zusammen mit der Linie 5 alle 2,5 Minuten eine Abfahrt angeboten“, sagte Schenk.

Schwierigkeiten gab es im Bus bei der Probefahrt nur, weil während der Fahrt wie im Normalbetrieb die Namen der Haltestellen durchgesagt wurden, denn das Fahrzeug war bereits auf das neue Ampelzeichen programmiert. So mussten Rieckhof, Schenk und Roland Hansen, der Projektleiter Busoptimierung beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer, kurz mit ihren Erklärungen innehalten.

Die Kritiker des Programms werden dagegen noch viel Zeit haben, um sich zu Wort zu melden. Geplant ist, 14 Metrobuslinien auf dem Hamburger Stadtgebiet zu optimieren. Das wird bis zum Jahr 2020 dauern.

Im Vergleich zur Stadtbahn ist das Programm erheblich günstiger und wirtschaftlicher.