Peter Fahr von der Duvenstedter Cantate-Kirche bringt die Heilige Schrift in eine neue Form

Nicht nur der Inhalt, auch die Form ist manchmal entscheidend, ob man einen Text liest – oder weglegt. Das gilt im Besonderen auch für die Bibel, sagt Peter Fahr. „Obwohl die Geschichten spannend sind, behindert die Unterteilung in einzelne Verse den Lesefluss“, sagt der Pastor an der Duvenstedter Cantate-Kirche. „Es ist einfach mühsam.“ Irgendwann hatte er deshalb die Idee, die Heilige Schrift in eine neue Form zu bringen. „Die Bibel als Literatur.“

Ein ehrgeiziger Plan. Vor 15Jahren hat der Theologe angefangen, jetzt liegen die ersten Kapitel des Alten Testaments in Buchform vor. „Thora und Heiliges Land“ heißt seine Neuübersetzung, die im kleinen Verlag Turmhut (16,90Euro) erschienen ist. „Ich will damit alle Interessierten zum Schmökern einladen“, sagt der 52-Jährige. Auf mehr als 500 Seiten breitet er die komplette Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zur Landnahme der Israeliten aus, das sind die fünf Bücher Moses und das Buch Josua. Die kleine Schrift herkömmlicher Bibelausgaben ist gegen eine ganz normal lesbare ausgetauscht. Die vielen Zahlen, die die einzelnen Verse markieren, fehlen.

Erklärende Texte mit Gesetzen, Völkerlisten oder Anweisungen etwa zu Gottesdienstzelten oder die Rechte von Priestern sind extra gestellt und grau unterlegt deutlich erkennbar. Es gibt auch eine Reihe von erklärenden Fußnoten. „Jetzt kann sich keiner mehr herausreden, dass man die Bibel nicht verstehen kann“, sagt Fahr und lacht. Seit fast 20Jahren ist er Pastor in Duvenstedt. An der Übersetzung aus dem Hebräischen hat er an den Wochenenden und in seiner Freizeit gearbeitet. Klar, habe das auch manchmal zu Reibereien in der Familie mit vier inzwischen erwachsenen Kindern geführt. „Es war schon ein Mammutprojekt.“ Aber, erzählt der bärtige Gottesmann, seine Frau Annegret, eine Künstlerin, sei zum Schluss so überzeugt gewesen, dass sie den Einband gestaltet habe.

Die erste Resonanz auf seine Bibelübersetzung sei positiv ausgefallen, sagt Peter Fahr dem Abendblatt. Möglichen Kritikern, die in der Darstellung als normaler Text ein Sakrileg wittern, hält der Pastor entgegen: „Es ist keine Entweihung, sondern eine Notwendigkeit, damit dieses Buch auch wirklich zur Kenntnis genommen, diskutiert und vor allem als das wahrgenommen wird, was es ist: Weltliteratur.“