Verbraucherzentrale startet Beratungsprogramm. Firmen beteiligen sich. 90.000 Menschen ziehen jährlich in die Hansestadt
Das kleine Heft mit Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte kam Corinna Jorden gerade recht. „Wenn man neu in eine Stadt zieht, ist das eine gute Orientierung, und Bioprodukte sind mir wichtig“, sagt die Leiterin einer Grundschule, die gerade aus von Bremerhaven nach Hamburg übergesiedelt ist. Die Broschüre ist Teil eines neuen Informationspakts für Neubürger, das diese nun in der Regel beim Einwohnermeldeamt bekommen.
Jorden ist eine von rund 90.000 Bürgern, die jährlich neu nach Hamburg ziehen. Diese Zielgruppe will jetzt die Verbraucherzentrale Hamburg für neue Beratungsleistungen gewinnen. Anders als bisher geht es nicht um Ratschläge für geprellte Verbraucher, sondern um Bürger, die sich in der Stadt schnell zurechtfinden und dazu noch klimabewusst leben wollen. So beschäftigen sich die neuen, kostenlosen Beratungsleistungen mit Mobilität, Energie und Ernährung, alles Bereiche, die großen Einfluss auf den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) haben. Gleichzeitig soll die regionale Wirtschaft durch größere Nachfrage gestärkt werden.
Zahlreiche Kooperationspartner wie Cambio Carsharing, Bio Company oder Next Bike unterstützen das Projekt mit Angeboten und Vergünstigungen. „Eine persönliche, kostenlose Beratung in der Verbraucherzentrale wird mit einem Gutschein belohnt“, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale. So bietet Lichtblick 50 Euro Rabatt auf die erste Stromrechnung, bei Greenpeace Energy gibt es 25 Euro. Der Carsharing-Anbieter Cambio gewährt 30 Prozent Rabatt auf die ersten drei Fahrten. „Wir beteiligen uns mit Gutscheinen für ein Brot, denn die Ziele der Initiative passen zu unserem Unternehmen“, sagt Anne Effenberger von der gleichnamigen Biobäckerei. Gleichzeitig sei das eine gute Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen.
Jeder Hamburger verursacht im Jahr den Ausstoß von knapp zehn Tonnen CO2. Für eine wachsende Stadt wie Hamburg ist das ein Problem, denn abzüglich der Abwanderung bleiben unterm Strich jährlich rund 10.000 Zuzüge. „Doch wer zumindest 2000 Kilometer im Jahr mit dem Fahrrad und zu Fuß statt mit dem Auto zurücklegt, kann rund 1,3 Tonnen CO2 einsparen“, sagt Hörmann. Eine ähnliche Größenordnung des Schadstoffes lässt sich mit dem Wechsel zu Ökostrom einsparen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt die Anbieter EWS Schönau, Greenpeace Energy, Lichtblick, Naturstrom und Hamburg Energie.
„Wenn man in eine neue Stadt zieht und ohnehin viel organisieren muss, ist man eher bereit, angestammte Verhaltensmuster zu ändern“, sagt Hörmann. „Deshalb halten wir die Zielgruppe der Neuhamburger als besonders geeignet für unser Beratungskonzept.“ Das kostenlose Informations- und Beratungsangebot „Neustart fürs Klima“ soll Neubürger bei ihrem klimabewussten Verhalten in puncto umweltschonender Mobilität, effizienter Energienutzung und gesunder Ernährung unterstützen. Es geht um Themen wie die Tarife im Hamburger Verkehrsverbund, Stadtfahrten mit dem Rad, Carsharing, Wahl des Stromanbieters, Einkauf regionaler Produkte oder die Abfallentsorgung.
Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, damit die Tipps möglichst anschaulich vermittelt werden können. Knapp 20 Vorträge und Exkursionen sind bis zum Jahresende geplant. Lehrerin Jorden will sich einer Exkursion zu einem Ökowochenmarkt anschließen. Das Interesse der neuen Bürger wird belohnt: Wer an drei Veranstaltungen teilgenommen hat, erhält ein Geschenk, etwa einen Gutschein für eine geführte Radtour des ADFC Hamburg, ein Koch- oder Sachbuch oder ein Startguthaben in Höhe von 15 Euro für StadtRAD Hamburg.
Die erste Anlaufstelle für Zugezogene ist das Einwohnermeldeamt. Dort bekommen die Neuhamburger erste Informationen zum Projekt Neustart fürs Klima. Zunächst werden die 6000 Informationspakete aber nur im Bezirk Altona verteilt. Die anderen Einwohnermeldeämter müssen mit Flyern und Plakaten auf die Beratung aufmerksam machen. Die Verbraucherzentrale hat zunächst das Ziel, zehn Prozent der Neubürger für die Aktion zu erreichen.
Beratung für Neubürger: 040–24832250, Infos im Internet: www.vzhh.de