Juwelier Thomas Becker setzt auf fair gehandelte und umweltschonend gewonnene Edelmetalle

Eigentlich wollte Thomas Becker katholischer Theologe werden. Doch im Laufe seines Studiums entdeckte er andere Interessen. „Ich machte nach meinem Diplom eine Lehre als Goldschmied“, sagt er. Und das hat sich offenbar gelohnt. In seinem Laden am Grindelhof bietet er Schmuckstücke in allen Variationen an. Er ist ein besonderer Meister seines Fachs.

Christliche Werte wie Menschlichkeit prägen ihn. Auch deshalb lehnt er Blutdiamanten oder Gold, das unter menschenunwürdigen Umständen gefördert wird, ab. „Oft wird Gold im Tagebau abgebaut. Damit entstehen riesige Krater, die keiner nach Ende des Abbaus wieder renaturiert“, sagt er. Hinzu komme, dass Gold mit anderen Edelmetallen wie etwa Silber oder Kupfer vermischt ist, wenn es aus der Erde geholt wird. Das Gold müsse aus dem Gemisch ausgewaschen werden. „Dazu benutzt man Cyanid, Uran und Quecksilber. Und wenn das Gold und die anderen Edelmetalle separiert wurden, wird die Giftbrühe in manchen Entwicklungsländern einfach in die Landschaft gegossen. Es entsteht ein Giftsee, der Arsen und Uran enthalten kann.“

Becker setzt auf fair gehandeltes Gold aus Kolumbien. Im dortigen Regenwald baut ein Bergdorf mit staatlicher Genehmigung und der Unterstützung der kolumbianischen Stiftung Amichoco das edle Metall Ressourcen schonend ab. „Es wird Wert gelegt auf fairen Handel, gute Arbeitsbedingungen und Bezahlung sowie auf eine Versicherung der Mitarbeiter und deren Gesundheit“, sagt Becker über das Gold, das bereits mit drei Ökolabeln ausgezeichnet wurde. Zudem werde das Gelände im Regenwald nach Abschluss der Goldsuche renaturiert.

Als der Goldschmiedemeister 1997 sein Geschäft eröffnete, war von „grünem Gold“ noch nicht die Rede. „Ich bat meine Kunden, mir ihren alten Schmuck zu bringen, damit ich daraus etwas Neues machen kann.“

Blutdiamanten, die in manchen Staaten gefördert werden, um mit dem so verdienten Geld Waffen oder Drogen zu kaufen, vermeidet Becker, indem er seine Diamanten ausschließlich aus Nordamerika und Australien bezieht. „Da sind auch die Arbeitsbedingungen besser.“ Gerade hat Becker eine Lieferung aus Alaska bekommen. „Dort gibt es ein Gebiet, in dem nur Einheimische die edlen Steine abbauen dürfen“, sagt er. Der Umweltschutz stehe im Vordergrund. Für sein Engagement wurde der Hamburger Juwelier kürzlich von der Bundesregierung mit dem CSR-Preis (Fachbegriff: Corporate Social Responsibility) für Nachhaltigkeit geehrt.

Nachhaltiges Gold kostet auf dem Weltmarkt rund 25Prozent mehr als sonstiges. „Deswegen sind unsere Angebote zehn bis 15Prozent teurer als herkömmlicher Schmuck“, sagt er. Die mehreren Tausend Kunden in seiner Kartei scheint dies nicht zu kümmern. Vor 16Jahren eröffnete der Hamburger als Einzelkämpfer seinen Laden in Rotherbaum. Inzwischen beschäftigt er neben einer Auszubildenden acht Mitarbeiter – sieben Goldschmiede, von denen vier den Meisterbrief haben. Ausgezeichnet worden ist Becker auch für sein arbeitnehmerfreundliches Verhalten. „Für eine Kollegin mit Kind haben wir auf das Kind zugeschnittene Arbeitszeiten entwickelt“, sagt er.

Derzeit brummt das Geschäft. „Es ist Trauringzeit.“ Wer Trauringe von Becker kaufen will, muss allerdings viel Zeit mitbringen. Eineinhalb bis zwei Stunden dauert allein die Beratung und Anpassung der Ringe. Danach dürfen die Brautleute ein bis zwei Wochen zwei Proberinge aus Silber tragen, die die Form des zuvor ausgesuchten Eherings haben. „Mit den Silberringen können die Kunden langfristig testen, ob sie sich wirklich für das richtige Stück entschieden haben“, sagt Becker. Falls sich die Brautleute doch für ein anderes Angebot entscheiden, geht die Prozedur von vorne los. Ist der richtige Ring schließlich gefunden, erhalten die Kunden von Becker ein Zertifikat, mit dem sie erfahren, wann und wo das grüne Gold geschürft wurde.

Oft wird Gold im Tagebau abgebaut. Damit entstehen riesige Krater, die keiner nach Ende des Abbaus renaturiert.