Dem Architektenbüro La’ket gelang es, ein Gebäude zu planen, bei dem „die Lage inszeniert“ wird

Die Hamburger Villenquartiere sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Obwohl die fußballfeldgroßen Grundstücke von einst unter dem Verwertungsdruck des Immobilienmarktes immer weiter parzelliert werden, finden nur noch wenige Bauherren hier ihr Traumareal. Zu den Glücklichen zählt eine junge Familie im waldreichen Hamburger Nordosten.

Nach längerer Suche stieß sie auf einen Bauplatz in idyllischer Lage, umgeben von alten Bäumen, leicht abfallend und mit weitem Ausblick. Eine Villa hätte auf das schmale Grundstück nicht gepasst, doch – zum Glück – reichte auch das begrenzte Budget der Bauherren nur zu einem kleinen Haus.

Dies fällt trotz der überschaubaren Baukosten inmitten all der Backsteingebäude und der vielen hellen Fassaden in der Nachbarschaft auf. Der Entwurf stammt von dem jungen Hamburger Büro La’ket, das seit einiger Zeit durch ungewöhnliche Wohnhäuser die Vorstadt-Normalität immer wieder positiv durchbricht. Nicht nur Hunde liebende Passanten bleiben staunend vor dem weißen Bau mit seinem fliehenden Obergeschoss stehen. „Sieht doch aus wie ein Pick-up, finden Sie nicht?“, fragt Architekt David Lagemann, der das Haus zusammen mit seinem Partner Tim Kettler geplant hat.

In der Tat springt über der vollverglasten Stirnseite das Obergeschoss zugunsten einer großzügigen Loggia zurück, die viel Raum für das familiäre Begrüßungskomitee bei Verwandtenbesuch bietet. „Wir zitieren zur Straße hin die Form eines geneigten Daches, nach hinten hinaus, zum Garten hin, bäumt sich das Haus zum Hang hin geradewegs auf“, erläutert Lagemann. An den Längsseiten ist das Haus bis auf den Eingang und einen langen Fensterschlitz geschlossen.

Mit den weiß geschlämmten Ziegelfassaden folgt es dem sanft abfallenden Terrain zur hoch aufragenden Ostseite. „Hier mussten wir einfach die Lage inszenieren“, erklärt Tim Kettler den Entwurf und deutet auf die großen Glasflächen, die sich zum Panorama ausrichten. Weil das Untergeschoss leicht eingegraben ist und sich die Außenwände des Baus über Stützmauern weit ins Gelände fortsetzen, wirkt das Haus ins Umfeld integriert.

Ursprünglich hatten die beiden Architekten mit der Baufamilie eine Putzfassade angedacht, diese Überlegungen dann aber schnell zugunsten der Ziegelfassade verworfen. „Wir legen bei unseren Entwürfen viel Wert auf Textur und Materialität. Bei diesem Haus entschieden wir uns daher dafür, die Steine hochkant zu verlegen und leicht gekippt“, sagt Lagemann. Ergebnis sei ein interessantes Schattenrelief, wenn man vor dem Haus stehe.

Überhaupt erschließt sich so manche Raffinesse des Hauses erst auf den zweiten Blick. So zum Beispiel beim Betreten des Inneren. Der überschaubare Wohnbereich orientiert sich zur Straßensicht und geht in die lang gestreckte Küche an der Südseite über. Eine Schiebetür verdeckt bei Bedarf die Treppe zum Untergeschoss mit zwei Schlafzimmern und dem Zugang zur Terrasse.

Wesentlich spektakulärer als dort ist jedoch der Raumeindruck, wenn sich der Besucher dem Essbereich zuwendet, der gleich an die Küche grenzt und mit über fünf Meter lichter Höhe bei einem Haus dieser Größe erst einmal verblüfft. „Wir mussten Prioritäten setzen“, erzählt die Bauherrin. „Uns war die Großzügigkeit an dieser Stelle besonders wichtig.“

In der Tat profitiert die Familie so am besten von den Lagequalitäten des Hauses auf dem 791 Quadratmeter großem Grundstück, betrachtet Rehe und Eichhörnchen vom langen Esstisch hinter der Ostfassade. Dass der Raumluxus des Hauses mit insgesamt 153 Quadratmeter Wohn- und 42 Quadratmeter Nutzfläche auch mit den kleineren Schlafzimmern im Obergeschoss erkauft ist, fällt da kaum noch weiter ins Gewicht.

Sieht doch aus wie ein Pick-up, finden Sie nicht?