Die Magical Mystery Tour mit Stefanie Hempel ist eine Stadtrundfahrt mit Live-Musik

„Das ist immer noch zu laut.“ Stefanie Hempel tickt an ihr Mikrofon. Sie steht in einem weißen amerikanischen Schulbus mit verglaster Decke. Ein Unikat. Gewissenhaft dreht sie an verschiedenen Knöpfen des Mischpults, greift ihre rot lackierte Gitarre und spielt ein paar Takte. „Jetzt ist es besser. Andreas, du kannst losfahren“, ruft sie dem Busfahrer zu.

Stefanie ist Initiatorin der „Magical History Tour“, einer Busfahrt mit Livemusik durch Hamburg auf den Spuren der Beatles. Sie sitzt auf einem der braunen Ledersitze des Busses, der gerade auf die Reeperbahn abbiegt, um die 26Gäste der nächsten Tour abzuholen.

Seit neun Jahren führt die Musikerin Beatles-Fans und Touristen durch Hamburg, seit vier Jahren auch per Bus. Dabei zeigt sie ihnen die Plätze, an denen die Pilzköpfe zwischen 1960 und 1962 den Grundstein für ihre Weltkarriere legten. „Was viele nicht wissen, ist, dass die Beatles nirgendwo so oft auftraten wie in Deutschland. Im damaligen Club Top Ten spielten sie 93Nächte am Stück, von 19Uhr bis in die frühen Morgenstunden“, erzählt Stefanie. Seit ihrem neunten Lebensjahr ist sie ein eingefleischter Fan der vier Liverpooler. Durch sie entdeckte Stefanie ihre Begeisterung für die Musik. 2010 veröffentlichte sie ihr Debütalbum „So nah dran“ und spielt heute regelmäßig mit ihrer Band in Hamburg.

„Willkommen zur Magical History Bustour“, begrüßt Stefanie ihre Gäste, die es sich im Bus gemütlich gemacht haben. Nahezu jede Altersgruppe ist vertreten. Zur Einstimmung spielt Stefanie den Mersey Beat oder auch Hamburg Sound, wie man ihn heute zu nennen pflegt. Doch was zog die Pilzköpfe nach Hamburg?

Da die Rock-’n’-Roll-Szene in Hamburg in den frühen 60ern neu auflebte, es aber nur wenige deutsche Rockbands gab, wurden englische Gruppen wie die Beatles für günstige Gagen an die Elbe gelockt. Die damals noch fünfköpfige Band (ohne Ringo Starr, aber mit Stuart Sutcliffe und Pete Best) war noch eine stümperhafte Amateurkapelle.

Nachdem der Bus auf der Reeperbahn den ehemaligen Club Top Ten (heute Moondoo) passiert, verlässt ihn die Gruppe auf der Großen Freiheit, um die ersten Auftrittsorte der Beatles, das Indra, den Kaiserkeller und die Gedenktafel des Star-Clubs auszukundschaften. „Die 17- und 18-jährigen Beatles wussten nicht, dass das Indra ein Strip-Club war. Als ihr erster Auftritt durchfiel, beschloss Veranstalter Bruno Koschmider, die Stripperinnen sollten während des Auftritts der Band auf der Bühne tanzen“, erzählt Stefanie.

Mit einem kühlen Astra auf dem Schoß, das Busfahrer Andreas beim Einstieg verteilt, geht die Fahrt weiter ins Schanzenviertel, dorthin, wo die Beatles eines ihrer Mitglieder verloren. „Die Beatles lernten in Hamburg die Fotografin Astrid Kirchherr kennen. Stuart Sutcliffe verliebte sich in sie und zog zu ihr.“ Kirchherr war die Erste, die die Band professionell fotografierte. Nachdem Sutcliffe die Band verlassen hatte, starb er 1962 mit 21Jahren in den Armen Kirchherrs an einer Hirnblutung.

Weiter geht es zum Hafen, vorbei am Hotel Pacific, in dem die Beatles einige Nächte verbrachten, und Tony Sheridans ehemaliger Wohnung, mit dem die Beatles im Jahr 1962 eine Twist-Version von „My Bonnie“ aufnahmen. Obwohl die Beatles zwischen 1960 und 1962 mehrere Monate in Hamburg spielten, kannten sie nur wenige deutsche Wörter. Eines war „Ausweiskontrolle“, welches ihnen noch zum Verhängnis werden würde. Denn George Harrison war noch nicht volljährig. Eine Tatsache, die Bruno Koschmider für sich nutzte, als er hörte, dass die Band mit steigendem Erfolg zum Konkurrenzveranstalter wechseln wollte. Er informierte die Polizei, und Harrison musste Deutschland verlassen.

Nach 90Minuten endet die Tour auf der Reeperbahn. Stefanie verabschiedet sich mit dem Song „Get Back“.

„Magical History Tour“ jeweils freitags, 20.00 Uhr, Beatles-Platz (S Reeperbahn), Tickets 30,50 Euro; Anmeldung und Informationen unter www.beatlebus.de