Joakim und Alva leben mit ihren Eltern seit einem Jahr in Ruanda

Afrika, das ist wirklich weit weg. Das klingt nach Savanne und Weite und nach wilden Tieren. Ein Land heißt Ruanda. Es ist ziemlich klein und liegt mittendrin im großen Kontinent Afrika. Und dort wohnen Joakim und seine Schwester Alva. Die kommen aus Eimsbüttel. Joakim ist sechs Jahre und Alva ist vier Jahre alt.

Natürlich wohnen die beiden nicht allein in Ruanda. Sie sind mit ihrer Mutter Anna Lena Johannsen und ihrem Vater Jesko Johannsen vor einem Jahr dorthin gezogen, weil ihre Mutter in Afrika einen neuen Job bekam. Frau Johannsen arbeitet in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, für eine Menschenrechtsorganisation, die sich besonders um Jugendliche kümmert. Und Herr Johannsen ist eigentlich Journalist und berichtet zum Beispiel für das Radio oder das Fernsehen aus Ländern wie Ruanda und dem Ostkongo. Vieles ist ganz anders, als es Alva und Joakim aus Eimsbüttel kennen. Dort ist Joakim gern Fahrrad gefahren und hat mit seinen Freunden Höhlen aus abgebrochenen Ästen gebaut, und Alva hat natürlich auch gern mit ihrem Spielzeug gespielt. Die ruandischen Kinder haben nicht so viel Spielzeug und auch kein eigenes Fahrrad, manche müssen sogar arbeiten, weil ihre Familien so arm sind, zum Beispiel auf dem Feld, oder sie holen Wasser, weil sie in ihren Häusern keinen eigenen Wasserhahn haben.

Die Johannsens wohnen in einem Haus nicht weit vom Stadtzentrum. „Kigali ist sehr hügelig, und wir wohnen auf der Spitze eines Hügels, sodass wir einen schönen Blick über die Stadt haben“, erzählt Jesko Johannsen. Ihr Haus hat nur ein Erdgeschoss und einen kleinen Garten. Oft leben Europäer in afrikanischen Städten in Stadtvierteln, in denen fast nur andere Ausländer leben. In der Nachbarschaft von Joakim und Alva wohnen aber auch viele ruandische Familien, auch in einfachen und manchmal sogar in sehr armen Häusern. Für Familie Johannsen war es wichtig, das richtige ruandische Leben zu sehen und mitzuerleben. Manchmal ist das kompliziert. Joakim und Alva haben blonde Haare und ihre Haut ist sehr hell, das finden viele Menschen in Ruanda, wo die Menschen dunkle Haut haben, so spannend, dass sie sie andauernd anfassen möchten. Manchmal fällt auch die Wasserversorgung aus, aber „wir haben einen großen Wassertank, der uns immer mit Wasser versorgt“, sagt Jesko Johannsen. „Und seit einem schweren Sturm vor ein paar Wochen haben wir auch sehr häufig Stromausfälle. Kerzen und Taschenlampen haben wir immer an denselben Orten deponiert, um sie beim Stromausfall im Dunkeln sofort zu finden. In der Regenzeit kann es so laut auf das Blechdach regnen, dass man sich gar nicht mehr unterhalten kann.“

Weil das Leben in Kigali manchmal nicht nur kompliziert ist, sondern auch gefährlich sein kann, wird das Haus von zwei Wächtern bewacht, die abwechselnd arbeiten. Sie helfen auch dabei, den Garten zu pflegen, das Auto zu waschen, und spielen gerne mit den Kindern Fußball. Joakim und Alva gehen bis zum Nachmittag in eine Schule, in der man Englisch spricht.

Ihr Vater vermisst am meisten die Außenalster, weil er dort so gern segeln geht. Obwohl es in Ruanda auch einen sehr schönen See gibt: „Wir sind oft am Kivusee im Westen Ruandas. Wenn ich da am Ufer sitze, tut es fast etwas weh, jetzt keine Jolle zu haben und lossegeln zu können“, erzählt er. Wann die Familie Hamburg wiedersieht, das weiß sie noch nicht. Ein Jahr ist sie ganz bestimmt noch in Ruanda.

Aus der wahren Geschichtevon Joakim und seiner Familie hat Vater Jesko Johannsen ein Kinderbuch gemacht: „Simon in Ruanda“ ist bei Books On Demand (32 Seiten, 9,90 Euro) erschienen. Knallbunt und liebevoll illustriert von der schwedischen Zeichnerin Viktoria Blomén erzählt der schmale Band, der als Fortsetzungsreihe angelegt ist, von der Abreise der dreijährigen Romanfigur Simon (die an Joakim angelehnt ist) aus Hamburg und der Ankunft in dem fremden Land. Kindgerecht formuliert bringt Johannsen seinen kleinen Lesern das unbekannte Ruanda nah. Fürs iPad ist das Buch auch bei iTunes zu haben. Informationen:www.simon-in-ruanda.de