Perserteppiche erleben ein Comeback. Verantwortlich dafür sind auch Hamburger Designer

Unglaublich zart und seidenweich ist er, sanft schimmernd und kräftig leuchtend, wärmend im Winter und kühlend im Sommer. Ein Prachtexemplar. Mit einem Muster, das an die goldenen Kuppeln der Paläste aus den Märchen von Tausendundeiner Nacht erinnert und dabei absolut modern ist. Mit Farben, die je nach Lichteinfall ihre Intensität verändern. Viel zu schade, um ihn mit Füßen zu treten, und doch dafür gemacht, in Tausenden Arbeitsstunden, von vielen rasch knüpfenden Händen – ein Perserteppich von Hossein Rezvani.

Der 35-jährige Hamburger mit iranischen Wurzeln entwirft und verkauft original Perserteppiche, mit denen er genau den Zeitgeist trifft. Den bekannten knallroten, schnörkeligen klassischen Perserteppich sucht man bei ihm vergebens. Und doch: Die ausgewogenen Proportionen des Ornaments lassen sich auch bei ihm erkennen. Das bildet auch hier das Zentrum des Teppichs, doch das ganze Drumherum hat Rezvani mit sicherem Gespür für gelungene Komposition entfernt und neu erfunden und so den Erfolg seiner Kollektionen, von denen es drei bis fünf pro Jahr gibt, begründet.

Der studierte Betriebswirt hatte 2007 die Idee, Luxusteppiche im Land seiner Vorfahren zu produzieren. Bis zur Firmengründung waren es dann noch einmal zwei Jahre. „Das Schwierigste war, Knüpfer zu finden“, erzählt Rezvani. Inzwischen arbeiten gut 500 für ihn, die gut bezahlt werden, damit die Kunden, die sich von Australien bis Kanada auf seine Teppiche freuen, nicht so lange warten müssen.

Und wie kommen seine Entwürfe vom Computer zu den Knüpfstühlen? „Meine rechte Hand im Büro in Teheran ist der Teppichzeichner. Er überträgt die Entwürfe in Originalgröße des Teppichs auf Papier. Das sind bis zu 35 Quadratmeter. Die komplette Zeichnung des Teppichs wird dann in Streifen unterteilt, die wiederum an den Knüpfstühlen angebracht werden. Jetzt sehen die Knüpfer die Muster an ihrem Stuhl und arbeiten exakt danach.“

Pro Tag wächst der Teppich nur wenige Zentimeter, und so dauert ein zwölf Quadratmeter großes Original knapp ein halbes Jahr. Bei einem Teppich in „Premium Quality“ werden 400.000 Knoten pro Quadratmeter geknüpft und bei denen in „Super Fine Quality“ sogar eine Million Knoten. „Die Arbeitsweise ist noch die Gleiche wie vor Hunderten von Jahren“, sagt Rezvani. Entsprechend hoch können die Preise ausfallen: zwischen 750 und 4500 Euro pro Quadratmeter.

Auffallend modern wird traditionelle Teppichkunst auch in einem Geschäft mit dem Namen Sasiam in Wellingsbüttel präsentiert. Hier sind moderne Entwürfe vorwiegend amerikanischer Designer zu sehen. Inhaber Siamak K. Noubary spricht gern von „privaten Inseln“, auch weil die edlen Bodenbeläge – oft mit tibetanischer Hochlandwolle, Seide und seit Neuestem mit Hanf hergestellt – bei ihm zumeist in der Größe von rund drei mal zweieinhalb Metern zu sehen sind.