Paris. Während für die norddeutschen Tennisasse Angelique Kerber (Kiel, gegen Mona Barthel aus Neumünster), Julia Görges aus Bad Oldesloe (gegen Zuzana Kucova aus der Slowakei) und Tobias Kamke (Hamburg, gegen den Italiener Paolo Lorenzi) die French Open erst an diesem Montag beginnen, ist Julian Reister beim zweiten Grand-Slam-Turnier der Saison bereits mittendrin. Drei Siege in der Qualifikation waren für den Reinbeker nötig, um ins Hauptfeld vorzustoßen. Der 27-Jährige schaffte den Sprung, ohne gegen den Bosnier Aldin Setkic, den Italiener Filippo Volandri und Farrukh Dustov aus Usbekistan einen Satz abzugeben, und darf nun am Dienstag zum Erstrundenspiel gegen den Argentinier Federico Delbonis, 22, antreten. "Diese Matches haben mir sehr gutgetan", sagte er, "so habe ich Spielpraxis gesammelt und mich an die Atmosphäre gewöhnt."

Reister liebt das Turnier in Frankreichs Hauptstadt, hier hatte er 2010 sein bestes Grand-Slam-Resultat, als er erst in der Runde der letzten 32 am damaligen Branchenprimus Roger Federer (Schweiz) scheiterte. "Ich freue mich sehr auf die Woche und glaube, dass ich fit genug bin, um noch ein, zwei Runden zu überstehen", sagt er. Verständlich wird diese Aussage vor allem mit Blick auf Reisters Krankenakte. Wegen chronischer Schulterprobleme und einer schweren Fußverletzung war er von Juli 2011 an ein Jahr ausgefallen. In dieser Saison fühlt sich der Sandplatzspezialist gut, allerdings hat er bislang erst drei ATP-Turniere bestritten. Um sich in der Weltrangliste nach vorn zu arbeiten, trat er hauptsächlich auf der Challengertour an. "Um Punkte und Spielpraxis zu sammeln, muss man bereit sein, auch die schwere Tour zu machen", sagt er. Inzwischen ist Reister, der in Rom ein Challengerturnier gewann, auf Rang 150 geklettert.

Nachdem er im letzten Training vor Paris in Hamburg umknickte, bis auf einen gehörigen Schrecken jedoch unbeschadet davonkam, hat der flinke Rechtshänder, der zu Jahresbeginn mit dem Niederländer Jan Velthuis einen neuen Coach verpflichtet hatte, die Hoffnung, in den kommenden Wochen weitere Spielpraxis sammeln zu können, um bei seinem Lieblingsturnier am Rothenbaum (13. bis 21. Juli) in Topform anzutreten. Ob er dort eine Wildcard erhält oder die Qualifikation bestreiten muss, ist noch unklar. Gute Resultate in Paris könnten seine Argumente deutlich verbessern.