Schauspielerin Patricia Meyburg ist neue Intendantin des Hamburger Stadtgeflüsters

Wandlungsfähigkeit und Leidenschaft. Begeisterung und Begabung. Ellenbogen und eine breite Brust, Mut, Durchhaltevermögen und selbstverständlich die Bereitschaft, immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen: Der Anforderungskatalog für Schauspielerinnen und Schauspieler ist dick, und das reale Leben, das nach der Ausbildung folgt, nicht selten ziemlich hart.

Glück gehört natürlich auch dazu, aber Patricia Meyburg meint, dass man sich das gerade in ihrem Beruf erarbeiten müsse, selbst wenn Marketing, Vertrieb und Buchhaltung bisher nicht zu ihrem primären Repertoire gehörten.

Doch so ist es nun mal, wenn man überraschend das Angebot bekommt, mit dem Hamburger Stadtgeflüster eine kleine, aber feine hanseatische Theaterinstitution zu übernehmen. „Plötzlich Intendantin sozusagen“, sagt die 27-Jährige und lacht. „Klar, das ist sicherlich der berühmte Sprung ins kalte Wasser, aber ich kann ja schwimmen.“ Über zehn Jahre lang hatte Melanie Thiesbrummel, Intendantin des Theaters Mignon, das Hamburger Stadtgeflüster als originellen „Ableger“ zu einer beliebten Attraktion entwickelt: Es ist ein „romantischer Stadtrundgang durch die hamburgische Geschichte“, begrenzt auf maximal 35Zuschauer, die vom „Schlupwächter Jan Ellerbrook“ pünktlich um 21Uhr am Michel abgeholt werden, der sie dann über die Krameramtsstuben, die Michaelisbrücke, die Alte Börse und den Hopfenmarkt bis zur historischen Deichstraße mit Blick auf die Speicherstadt führt. Der gut zweistündige Spaziergang wird immer wieder von Spielszenen unterbrochen: Vier Schauspieler repräsentieren in verschiedenen Rollen und Kostümen insgesamt 700Jahre Stadtgeschichte, „berichten“ von rätselhaften und dramatischen, amüsanten und tragischen Ereignissen und Personen, die das Bild Hamburgs jahrhundertelang prägten: „Es ist kein Straßentheater, sondern Theater auf der Straße, in verschiedenen, natürlichen Bühnenbildern“, sagt Patricia Meyburg. Das ist schon ein Kraftakt.

Vor allem das Geschäft mit den Firmen will die quirlige Theaterchefin ausbauen, obwohl der Vorverkauf für die rund 40 geplanten freien Vorstellungen in der elften Saison „schon recht zufriedenstellend“ angelaufen sei. 37Euro kostet das unterhaltsame „Open Air mit Bildungseffekt“ pro Person, ein zünftiges Matjesbrötchen mit einem Bier in der Pause ist inbegriffen und viel frische Luft sowieso. Gespielt werde bei jedem Wetter, sagt sie. „Aber wo gibt es kein Risiko?“, fragt Patricia Meyburg und lacht wieder.

Die gebürtige Bremerin spielte bereits während ihres Studiums in Hamburg und Mannheim Theater. Nach dem Abschluss arbeitete sie dann vor allem im Monsun Theater und dem Theater Mignon, wo sie auch Melanie Thiesbrummel schätzen lernte, die zurzeit so große Erfolge mit ihrem „Dinner-Theater“ feiert, dass ihr das Stadtgeflüster einfach zu viel wurde. „Zuerst habe ich geschluckt, als dieses Angebot kam. ‚Krieg ich das denn auch alles auf die Reihe?‘, hab ich mich gefragt. Andererseits ist der Job eine unheimlich spannende Herausforderung.“