In Eidelstedt können Hamburger in gemieteten Parzellen Obst oder Gemüse anbauen

„Bobb, bobb, bobb“. Treckergeräusche an der Reichsbahnstraße. Das scheint im ersten Moment gar nicht zu passen, weil Wohnhäuser aus der Gründerzeit und Einfamilienhäuser aus den 50er-Jahren die Straße prägen. Nicht gerade ländlich also. Bis auf das gelbe Haus mit der Hausnummer 10: Von dort, dem Eidelstedter Stadtbauernhof der Familie Ramcke, kommen die Geräusche. Die Familie betreibt in der siebten Generation Landwirtschaft. Nun wollen die Ramckes andere Stadtmenschen auf ihrem Acker in der Eidelstedter Feldmark graben lassen und bieten freie Parzellen als Saisongärten zum Pachten an.

Johann Ramcke, 66, hat seinen Lanz Bulldog angeschmissen, der beweist, dass man auch mit nur einem Zylinder richtig Krach machen kann. Den Glühkopf hatte er zuvor mit einer Art Lötlampe zum Glühen und den Trecker mit einem Schwungrad zum Laufen gebracht. Zündkerzen hat der gar nicht. Fünf weitere Oldtimer stehen auf dem Hof. Sie sind die große Leidenschaft von Johann Ramcke und seinem Bruder Peter. Die Oldies werden immer noch zum Pflügen auf dem Feld eingesetzt. Einige Minuten Fahrzeit vom Bauernhof entfernt liegt das Land der Ramckes in der Feldmark. Zwei Hektar Ackerfläche, auf der die Familie die Futterrüben für die Elefanten im Tierpark Hagenbeck anbaut. 40 Anhängerladungen sind das mindestens pro Jahr, also bis zu 3000 Zentner. Umgekehrt liefern die Elefanten mit ihrem Mist wertvollen Dünger. Auch das ist wie so vieles bei den Ramckes Tradition. Seit 60 Jahren essen die Hagenbeck-Elefanten Runkelrüben aus Eidelstedt.

Jetzt kommt das neue Projekt von Christoph Ramcke, 38: die Saisongärten. Denn mit den eigenen Händen im Ackerboden zu graben und zu sehen, wie Kartoffeln, Möhren oder Radieschen wachsen, die man selbst eingepflanzt hat, das kann zufrieden machen und entspannen. „Beim In-der-Erde-Wühlen wird sich der eine oder andere wundern, wie schön körperlich anstrengend das ist.“ Das Konzept ist ganz einfach: „Die Leute drücken den Samen selber in den Boden und gucken, ob es etwas wird“, sagt Christoph Ramcke. Es wird keinen Bewässerungsservice geben. Man muss schon selbst mit anpacken. Lediglich zu Beginn der Saison wird der Acker gepflügt und mit Mist gedüngt.

40 bis 80Quadratmeter große Feldparzellen stehen bereit: für 90 bis 175Euro von März bis Oktober. Eine Parzelle von 80Quadratmetern reiche in der Regel für den Anbau von Gemüse, Kräutern oder auch Blumen für eine drei- bis vierköpfige Familie. Gartengeräte, Wasser und Informationen zum Gemüseanbau stellt Familie Ramcke bereit. Mehr als 100 Leute machen schon mit, im Alter von 20 bis 70Jahren. Mehr als die Hälfte von ihnen hat Kinder. Ackerbau als Familienausflug.

Für Kitas oder Vereine stellt Ramcke eine Parzelle auch kostenlos zur Verfügung. „Ich möchte etwas für die Region machen. Mir liegen Eidelstedt und die Jugendlichen hier am Herzen“, sagt er. Der siebten Generation Ramcke nimmt man das sofort ab.