Castingshow als Theaterstück: Drei Tage lang spielen 15 Klassen beim Festival im Thalia an der Gaußstraße

Sie stellen sich mitten in New York in einer Castingshow der härtesten Jury aller Zeiten und leben zwischen ziemlich verrückten Hühnern auf dem Bauernhof. Sie begeben sich als Gaukler und Schlangenbeschwörer auf einen persischen Markt und als geheimnisvolle Schattenfiguren auf eine wunderbare Reise durch die Nacht. It's Showtime – Vorhang auf für die jüngsten Künstler der Stadt. Applaus, Applaus für Hamburgs Grundschüler!

Drei Tage lang war das Thalia Theater an der Gaußstraße fest in der Hand der Kleinsten. Es wimmelte auf der Bühne von frechen Kerlen, klugen Leseratten und bunten Papago-Indianern. Die Hamburger Grundschultheatertage sind ein herrliches Vergnügen.

Seit sieben Jahren gibt es nun bereits das Festival. Es steht unter dem Logo „Theater macht Schule“ und bedeutet, dass Theater und Schule sich die Hände reichen. So haben es im Jahr 2006 die Initiatoren Herbert Enge, Theaterpädagoge vom Thalia Theater, und Karin Hüttenhofer vom Landesinstitut für Lehrerbildung (LI) festgelegt. Das Interesse in den Schulen, an diesem Wettbewerb teilzunehmen, wächst ständig. Vor einem Jahr bewarben sich 27Schulen, diesmal waren es 31Klassen, die ihre Stücke vor einer Jury bei zwei Hospitationsbesuchen vorstellten. 15 von ihnen schafften schließlich den Sprung auf die Profibühne.

Theaterspielen stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder

„Vielleicht müssen wir die Dauer des Festivals im nächsten Jahr auf fünf Tage ausdehnen“, hat Katja Krach-Grimm, 48, bereits vor einem Jahr prognostiziert. Die Lehrerin der Louise-Schroeder-Schule gehört zum Organisationsteam. Mit den Kindern ihrer 4b hat sie das Stück „It's Showtime!“ entwickelt. Sie haben sich im Oktober vergangenen Jahres mit dem Thema Märchen beschäftigt und die Klasse in Gruppen eingeteilt. Da taten sich drei Wölfe und zwei Geißlein zusammen. Und die sieben Zwerge. Die Rumpelstilzchen waren ein Duett und Rotkäppchen, Rapunzel, Schneewittchen sowie Hänsel und Gretel samt Gretels Mutter bildeten die letzte Gruppe. Sie hatten ein bisschen Musik zu einzelnen Szenen, aber noch keine Story – bis sie auf die Idee mit der Castingshow gekommen sind. „Von da an lief fast alles von selbst“, sagt Katja Krach-Grimm. „Wir wollen den Kindern nichts vorsetzen, die Schüler sollen Figuren entwickeln und mit der eigenen Persönlichkeit verknüpfen“, sagt Johanna Vierbaum, am Landesinstitut für Lehrerbildung zuständig für Darstellendes Spiel in der Grundschule. Warum muss eine Großmutter immer alt und gebrechlich sein? Oder ein Wolf immer böse? Es gehe darum, Impulse zu geben. Themen zu finden wie Ängste oder Außenseiter, Piraten oder die Zeit, und dann in Spielaufgaben unterschiedliche Begegnungen zwischen den Figuren festzulegen. Und natürlich gehe es auch um das laute Sprechen in die richtige Richtung.

„Durch das Theater wird die Lust zu spielen in die Schule gebracht“, sagt Johanna Vierbaum. Theater konzentriere die Kinder. Schüler würden es lernen auszuhalten, dass 400 Augen auf sie gucken und sich dabei etwas denken. „Und Kinder, die ansonsten im Schulalltag schüchtern und zurückhaltend sind, dürfen auf der Bühne mal richtig aufstampfen.“ Da tue sich innerlich bei jedem ein bisschen Größe auf.

„Mit dem Theaterspielen sollte man so früh wie möglich anfangen“, sagt Katja Krach-Grimm. Studien belegen, dass Theaterspielen das Selbstbewusstsein stärkt, Körpergefühl und Sprache fördert und somit die Kinder auch in anderen Fächern bereichert.