Zwei Gastronomen tauschen ihre Sportsbar in Winterhude gegen einen Imbiss auf Ko Phangan

Alle vier Jahre wird es Martin Kullig zu langweilig. Dann treibt den gelernten Koch und Coktailmixer aus Winterhude dieses Gefühl um, ausbrechen zu müssen, alles hinter sich zu lassen. So war es auch im vergangenen Sommer. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Rene Ilgenstein betrieb er von 2008 bis 2012 die Bar „Same Same“ an der Alsterdorfer Straße, die sich vor allem als Fußballkneipe einen Namen gemacht hatte. Der Laden lief nicht schlecht - doch der Drang nach einer erneuten Veränderung war stärker. Kurzerhand entschlossen sich die beiden, ihr Lieblingsurlaubsziel zu ihrem neuen Zuhause zu machen und anderen Urlaubern ein Stückchen Heimat zu verschaffen: Kullig und Ilgenstein wanderten auf die thailändische Insel Ko Phangan aus, bekannt durch ihre monatlichen Vollmondpartys, und eröffneten Anfang des Jahres die Currywurstbude The Germans.

„Ich war vor zwölf Jahren das erste Mal in Thailand. Seitdem bin ich von dem Land infiziert“, sagt Kullig, der seinen Partner ansteckte und überzeugen konnte, diesen Schritt gemeinsam zu vollziehen. Die Kombination aus Wetter, Steuern und der gesamten Stimmung in Deutschland war für die beiden Singles schließlich ausschlaggebend, ihre Zelte an der Elbe abzubauen.

Der Anfang war nicht leicht. Die Mittvierziger schlossen einen Vertrag für eine Parzelle im Touristenzentrum Haad Rin ab, ohne dass auch nur ein Stein verbaut war. Sie verließen sich auf Bilder ihres deutsch-spanischen Architekten, wie es einmal aussehen sollte. Die dort übliche „Key-Money-Gebühr“, die bezahlt werden muss, um etwas mieten zu können, war dennoch fällig. Zudem dürfen Ausländer in Thailand nur ein Geschäft eröffnen, wenn ein Einheimischer zu mindestens 51 Prozent an der Firma beteiligt ist. Da nutzten die Kontakte der früheren Urlaube.

Beim Visa-Problem waren sie jedoch auf sich allein gestellt. Acht Thailänder hätten die beiden anstellen müssen, um problemlos im Land bleiben zu dürfen. Viel zu viele für eine Snackbar. Deshalb müssen sie alle drei Monate über einen internationalen Flughafen aus- und wieder einreisen, um die Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Oder sie machen einen Visa-Run mit. „Das sind organisierte Busfahrten nach Malaysia – 20 Meter rein ins Land, wieder zurück, und man hat seinen Stempel“, erklärt Kullig. Neben Currywurst verkaufen The Germans auch Schnitzel, Kartoffelsalat und sogar Gulasch. Rindergulasch wohlgemerkt, in Thailand nicht leicht zu bekommen. Kullig bestellt das Fleisch bei einem italienischen Delikatessenladen. Den einheimischen Markt, wo die Ware ungekühlt herumliegt, meidet er. „Touristen, die das thailändische Essen irgendwann überhaben, kommen gerne zu uns“, erzählt Kullig, der auf Wunsch natürlich auch Coktails mixt.

Die beiden Auswanderer sind die einzigen Deutschen, die sich in Haad Rin niedergelassen und damit eine Marktnische besetzt haben. An einem anderen Ort der Insel haben sich „Mausi“ und „Manu“ mit einer Cocktailbar eingerichtet – zwei Deutsche, bekannt aus der Auswanderer-TV-Soap „Goodbye Deutschland“. Kullig und Ilgenstein sind mittlerweile befreundet mit den beiden, lehnten selbst aber drei Angebote zu einer Fernsehbegleitung ihres Abenteuers ab. „In meinen Augen hat das gezeigte Filmmaterial die beiden nicht unbedingt gut dastehen lassen. Ich persönlich möchte nicht, dass jedes Defizit von mir öffentlich breitgetreten wird“, sagt Kullig. Nach nunmehr gut vier Monaten haben sich The Germans zwar noch nicht etabliert, doch die Tendenz zeigt nach oben. Mittlerweile können sie die Ausgaben durch ihre Einnahmen decken. „Wir leben hier ein bescheideneres, aber glücklicheres Leben als in Hamburg“, sagt Kullig.

Touristen, die das thailändische Essen irgendwann überhaben, kommen gerne zu uns.