Schauspielerin Kirsten Nehberg hat einen Wunsch: einmal mit dem US-Star einen Film drehen

Einmal mit Woody Allen drehen. Die Idee ist so charmant wie größenwahnsinnig. Und so abwegig dann wiederum auch nicht. Schließlich besagt das sogenannte Kleine-Welt-Phänomen („Six Degrees of Separation“): Zwei beliebige Bewohner der Erde sind nicht mehr als sechs Kontakte voneinander entfernt. Schöne Theorie, gehört, belächelt, schon wieder vergessen.

Die Hamburger Schauspielerin Kirsten Nehberg, Tochter von Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg, setzt das Vernetzungsexperiment bereits seit ein paar Jahren hartnäckig in die Praxis um. Anders gesagt: Jeder Mensch in ihrem Umfeld ist ein Kontakt. Die Pressechefin ebenso wie der Typ in der Restaurantschlange, der auf seine Pizza wartet. Ein Kontakt auf der Suche nach Woody Allen. Und wo wir schon mal dabei sind: Jane Campion, Ikone des weiblichen Selbstbefreiungskinos, ist Nehbergs Lieblingsregisseurin. „Sie macht Filme, in denen ich mich wiederfinde“, sagt sie. Kirsten Nehberg sagt das nicht kokett oder eingebildet, sondern sehr ernsthaft. Wie jemand, der sich lange mit seinem Beruf, seinen Wünschen und Möglichkeiten im Leben beschäftigt hat.

Die Sache ist also kein PR-getriebener Schnellschuss. Sie hat Methode, Herzblut und einen schönen Titel: „Looking for Jane and Woody“. Initiativbewerbung mal anders, könnte man das Projekt beschreiben. Keinen Brief, keine formelhafte E-Mail an Sekretariat oder Produktionsbüro. Sondern Radiowerbespots. Ein Banner am Flugzeug: Help wanted! Und später eine Flaschenpost. Fingergroß und liebevoll mit dem Link zur eigenen Homepage bepinselt. 1200 Stück hat Nehberg in nächtlicher Kleinarbeit, unterstützt von der Cousine, gebastelt und auf der Berlinale und anderen Branchentreffs verteilt. Ein paar Exemplare trägt sie auch heute in der Handtasche. Man kann schließlich nie wissen, wer einem nach Feierabend im Supermarkt begegnet.

Auf diesem Weg ist eine Mini-Flaschenpost bei Ralf Möller, dem Mann für Blockbuster, gelandet. Eine weitere bei der deutschen Synchronstimme von Woody Allen, angeblich vom Regisseur persönlich ausgewählt. Auch der schottische Schauspieler Ewan McGregor, der in Allens „Cassandras Traum“ die Hauptrolle spielt, soll einen in Glas gepackten Aufruf erhalten haben. Am meisten erhofft sich Nehberg von der britischen Agentin, die sich um die Pressearbeit des Regisseurs kümmert. Wer sich hauptberuflich mit der Presse beschäftigt, hat schließlich ein Näschen für gute Geschichten.

Nun hat Kirsten Nehberg ein Crowdfunding-Projekt zu „Looking for Jane and Woody“ gestartet. Über das webbasierte Finanzierungsmodell, das Leute zu Spenden ab einem Euro aufruft, will sie eine knapp einstündige Dokumentation fertigstellen. Einen Film, in dem sie ihre jahrelange Suche in Bilder fasst. Etwa die Begegnung in einem Kinosaal mit Woody Allens Kameramann Wedigo von Schultzendorff. An diesem Wochenende endt Nehbergs Crowdfunding.

Wobei es der Schauspielerin nicht nur um das Geld geht. „Man hat dabei auch die Möglichkeit, Fans zu sammeln“, sagt die 46-Jährige.

Nehberg lebt im Grindelviertel und arbeitet als Verkäuferin in einem Designstudio, vom Schauspielen allein kann sie die Miete nicht bezahlen. Dabei sei sie gar nicht wählerisch, was eine Rolle angeht: „Ich spiele auch das Tiefgaragenopfer.“ Sie mag den Brotberuf und verzichtet nicht darauf, nach den Sternen zu greifen.

Und auch wenn sie weiß, dass es vielleicht niemals eine Rolle für sie geben wird im Werk von Woody Allen – hier ist wie so oft der Weg das Ziel. „Ich habe so viele interessante Menschen bei diesem Projekt kennengelernt, das möchte ich auf keinen Fall missen“, sagt Kirsten Nehberg. Irgendwann einmal wird sie den Regisseur treffen, davon ist Kirsten Nehberg überzeugt. Und der Traum bleibt. Einmal mit Woody Allen drehen. Klingt herrlich verrückt. Wie eine Idee aus einem Woody-Allen-Film.

Ich habe so viele interessante Menschen bei diesem Projekt kennengelernt, das möchte ich auf keinen Fall missen.