Der Trend zum Teilen findet immer mehr Freunde. Kleiderei Hamburg wird von Kunden gut angenommen. Die Gründerinnen planen bereits Expansion in weitere Städte

Entspannt sitzen Pola Fendel, 24, und Thekla Wilkening, 25, in einer Ecke ihres Ladens. Pola Fendel im Ohrensessel, einen Tee in der Hand, Thekla Wilkening auf einem Retrostuhl, eingerahmt von Blusen, Röcken und Jacken, die an langen Kleiderstangen hängen. Die Atmosphäre hat etwas von einem Plausch im Café, obgleich die Kleiderei Hamburg eigentlich ein Klamottenladen ist, allerdings ein ganz besonderer. Junge Frauen kommen herein, suchen sich Sachen aus, probieren, kombinieren, welcher Schal passt zu welcher Bluse, dann gibt es ein Glas Wein, und irgendwann sitzt ein leicht beschwipstes Häuflein Kunden auf dem Teppich und macht seine eigene Modenschau. „Manchmal hat man das Gefühl, auf einer kleinen Party zu sein“, sagt Pola Fendel.

Das Einzigartige: Hier geht es nicht ums Kaufen, sondern ums Teilen. Die Frauen nehmen die Kleider nicht für immer mit nach Hause, sondern bringen die Teile nach ihrem „Einsatz“ auf einer Party oder bei der Präsentation im Büro wieder zur Kleiderei zurück. Für diese Outfits, die ruhig mal etwas extravaganter als der Alltagslook ausfallen können, zahlen sie einen Monatsbeitrag. 14Euro für vier geliehene Stücke. Zurückgebracht werden sollen die Teile gewaschen und gebügelt. „Die Idee ist es, einen Stamm von Kleidung vorzuhalten und sich dort immer wieder bedienen zu können, wie bei einer Bücherei“, sagt Thekla Wilkening.

Ende vergangenen Jahres haben die beiden Studentinnen ihren Laden zum Teilen gegründet, und er stößt auf immer mehr Begeisterung. „Wir haben schon Hunderte Stücke ausgeliehen“, sagt Wilkening – und der Erfolg des Geschäfts an der Hamburger Hochstraße in Altona-Altstadt soll sich bald in anderen Städten fortsetzen. „Wir planen als nächsten Standort Berlin“, sagt Pola Fendel.

Außerdem lassen sich die beiden Inhaberinnen jetzt ein Geschäftsmodell für Franchise-Partnerschaften ausarbeiten. „Es wäre ein Traum, wenn wir in jeder größeren Stadt eine Kleiderei hätten, dann könnten wir die Kollektionen auch untereinander austauschen“, sagt Pola Fendel. Hinter dem Konzept steckt auch eine Werbestrategie für junge, regionale Designer. Modeschöpfer wie Herr von Eden stellen der Kleiderei Teile ihrer Kollektionen zur Verfügung, dadurch werden sie bekannter und können ihren Verkauf ankurbeln.

Aber nicht nur die Designerwerbung, sondern vor allem eine inzwischen als Megatrend verbreitete Philosophie steckt hinter der Kleiderei: Teilen statt besitzen. Unter dem Stichwort gemeinschaftlicher Konsum arbeiten die Kleiderei-Chefinnen künftig auch mit der Website und App whyown.it (engl. für „warum es besitzen?“) des Hamburger Internetgründers Philipp Gloeckler zusammen.

Bei der Kleiderei wird Gebrauchtes nur in begrenztem Umfang angenommen. Die beiden Fashionistas haben ihren Kleiderschrank für alle mit eigenen Stücken ausgestattet, ergänzt um Teile aus dem Freundeskreis und der Nachbarschaft. Auf einen bestimmten Stil wollen sich die Inhaberinnen nicht festlegen, nur so viel: „Wir haben Partyklamotten für Mädchen, aber auch Einzelstücke für Frauen, die im Berufsleben oder bei Events wie Vernissagen nicht immer mit den gleichen Kleidern auftauchen wollen“, sagt Pola Fendel. Die beiden Gründerinnen kennen das Problem, das Frauen von Männern unterscheidet: Nichts anzuziehen zu haben, während man vor einem berstenden Kleiderschrank steht. Pola Fender: „Die Trends wechseln heute so schnell, dass keiner mehr hinterherkommt.“

Die Trends wechseln heute so schnell, dass keiner mehr hinterherkommt.