Schluss mit lustig: Die neue Mundpropaganda von US-Forschern

Bei der Erschaffung der menschlichen Zahnausstattung zeigte sich die Evolution etwas unentschlossen. Erst bekommen wir 20 provisorische Beißer, die prompt ausfallen, um durch ein dentales Upgrading von 32 neuen ersetzt zu werden, die erst Löcher bekommen und am Ende auch wieder rausfallen. Dieses Alterselend bietet den Hintergrund für empörend respektlose Witze. Wie die Frage, was Opas Zähne mit Fledermäusen gemeinsam haben – beide kommen nachts raus. Oder: Welche Schlange hat keine Zähne? – die in der Altenheim-Kantine. Apropos Reptilien: Die haben es in der Tat besser als wir. Alligatoren etwa haben nicht nur 80 Zähne; sie wachsen auch immer wieder nach. Allerdings sind die meisten dieser Zähne auch bei geschlossenem Maul sichtbar – was bei uns nur begrenzten Charme hat.

Dennoch sind Alligatoren-Gebisse aus wissenschaftlicher Sicht das große Vorbild. US-Forscher der University of California haben den Zahnwechsel bei den Schuppentieren detailliert untersucht. Resultat: Hinter jedem Zahn steht ein noch unreifer Ersatzzahn bereit, und dahinter eine Zahnleiste, aus der sich neue Reservezähne bilden. Das geht bis zu 50-mal so pro Zahn. Dieses Revolverprinzip würde auch dem Menschen gut anstehen, meinen die Wissenschaftler und treiben ihre Forschungen voran, um eines fernen Tages neues Zahnwachstum auch bei adulten Zweibeinern anregen zu können. Nun können Alligatoren nicht kauen wie unsereins, sondern reißen Stücke aus ihrer Beute, die sie dann unter Wasser schön mürbe werden lassen. Das verspricht uns bei reptiler Genzufuhr völlig neue Essgewohnheiten jenseits der Knigge-Norm. Außerdem lassen sich Alligatoren das Gebiss gern von anstelligen Vögeln pflegen, die darin herummarschieren – für manchen Menschen sicher eine gewöhnungsbedürftige Prozedur.

Trotz kleiner Nebeneffekte können wir uns aber auf die dentale Reptilien-Zukunft freuen. Denn besser ein zweiter Frühling als dritte Zähne