König der Gemüse wird der Spargel genannt und nach dem Winter sehnsüchtig erwartet. Matthias Rebaschus (Text) und Michael Rauhe (Fotos) berichten

Die ersten Zitronenfalter flattern im lauen Wind über die Felder bei Hollenstedt in der Nordheide. Im nahen Wald blühen Buschwindröschen. Verlockend hellblau überspannt der Himmel das leicht gewellte Land. Menschen in kurzen Hemden oder Sommerjacken tragen in der ersten richtigen Wärme des Jahres ihre gute Laune spazieren.

Dort, wo vor wenigen Wochen noch dicker Schnee lag, hat der Frühling sie plötzlich verzaubert. Und der Zauber hat einen Namen: Spargel! Dicker als ein Daumen und zarten Duft verströmend, lockt das königliche Gemüse die Menschen zum Spargelhof Oelkers, der bei Rade liegt. Die ersten Stangen des „Klauenburger Spargel“ stammen aus den Tunneln der Hollenstedter Felder. In ihnen steigt die Temperatur so hoch, dass der Spargel schon sprießt.

„Am 1. Mai wird die Spargelsaison in Norddeutschland explodieren“, prophezeit Spargelbauer Bernd Oelkers. „Insgesamt wird die Spargelzeit 2013 kürzer aber intensiver werden.“ Schuld ist der lange Winter in diesem Jahr. „In den drei Jahren zuvor hat die Spargelsaison früher begonnen; nun ist es später; und wir werden den Heißhunger der Menschen erleben.“

130 Tonnen des Suchtobjektes erntet der gelernte Landwirt in jeder Saison mit 55 Erntehelfern auf 30 Hektar. Der dickste Spargel stammt jetzt aus den mit Plastikfolie überspannten Tunneln. Im Inneren befinden sich zwei Erdwälle, die bewässert und mit Kompost und Mineralien gedüngt sind. „Die Sonne heizt die Tunnel auf über 40 Grad auf. Daher wird der Spargel um 6.30 Uhr gestochen“, sagt Oelkers.

Von einer künstlichen Beheizung der Tunnel hält er nichts. „Das hat sich glücklicherweise als wenig erfolgreich erwiesen. Weil es viel Energie kostet und kaum einer zu Weihnachten Spargel essen will.“ Der Klauenburger Spargel ist im April ein sogenannter Bleichspargel aus Holland, der unter dem Namen „Gijnlim“ gezüchtet wurde. Im Juni wird dann der späte „Backlim“ geerntet. Bernd Oelkers hat Spargelsorten ausgesucht, die als besonders zart gelten. Das treffe den Geschmack der Kunden.

Und was ist noch das Geheimnis des Erfolges? „Das ist unsere Regionalität, denn lange Transportwege machen jeden Spargel tot. Wir sind durch die Direktvermarktung so stark. Importwaren müssen wir nicht fürchten“, sagt Oelkers. Der Grund sei einfach: Für einen Transport müsse der Spargel auf eine Temperatur von 1,5 Grad heruntergekühlt werden. „Wenn dann der Spargel acht Stunden im eiskalten Wasser schwimmt, dann leidet der Geschmack“, sagt der Landwirt. Weil das Gemüse eben aus 95 Prozent Wasser bestehe. Dann lächelt Bernd Oelkers genüsslich: „Man muss wissen: Auch Spargel, der geerntet ist, lebt noch.“

Das regional orientierte Geschäftsprinzip umfasst Lieferanten der Umgebung. Der Schinken kommt von der Räucherei Basedahl aus Hollenstedt, Käse aus der Winsener Marsch, Kartoffeln aus Rosengarten, Brot von den Bäckereien der Nachbardörfer, Imkereiprodukte von Klindworth aus Klein Meckelsen bei Sittensen.

Der beste Spargel - das ist der dickste - hat bei Oelkers jetzt einen Kilopreis von 14,90 Euro. Dünnere Stangen kosten 11,90 Euro das Kilo. Das Schälen bei Oelkers ist kostenfrei. Die Stangen laufen dabei durch eine imposante Maschine. Oelkers erwartet, dass der Preis in den kommenden Wochen auf sechs bis acht Euro sinken wird. Das hänge vom Wetter ab. Wird es früh und langanhaltend warm, könnten die Tunnel abgebaut werden.