Die Versmannstraße wird für 50 Millionen Euro verlagert und direkt über der geplanten Verlängerung der U 4 gebaut. Zweite „Elbchaussee“ als Umleitung

In der östlichen HafenCity beginnen die Bauarbeiten für eine neue Hauptstraße, die vom Süden in die innere Stadt führen wird: Geplant ist sie als 1,3Kilometer lange Allee mit drei Baumreihen, die parallel zu Elbe und dem künftigen HafenCity-Quartier Baakenhafen verlaufen soll. Sie ist praktisch ein kompletter Neubau der Versmannstraße, die bisher die Verbindung zwischen Hafen, Norderelbbrücken und Innenstadt bildet. Rund 50Millionen Euro soll der Straßenneubau nach Angaben der städtischen HafenCity GmbH kosten.

Der Bau gilt zusammen mit der Fortführung der U-Bahn-Linie U4 als größtes Infrastrukturprojekt des neuen Stadtteils. „Ein richtig großes Paket“, wie HafenCity-Sprecherin Henrike Thomsen sagt. Grund für den Neubau ist zum einen das Ende des Freihafens, sodass wegen des Wegfalls der Zollkontrollen mehr Fahrzeuge die Route durch den Hafen nehmen dürften, um von Süden her in die City zu fahren. Zum anderen wird die lange Landzunge zwischen dem alten Baakenhafen und der Norderelbe in den nächsten Jahren bebaut. Hier entsteht die östliche HafenCity, in der auch die ersten Sozialwohnungen des neuen Stadtteils gebaut werden sollen. Rund 1800Wohnungen, Parks, Sportplätze und Gewerbeflächen für etwa 5000Jobs sind dort geplant. Die ersten Bagger werden dort in etwa zwei Jahren anrollen, heißt es bei der HafenCity GmbH. Doch während es daher noch einige Jahre dauern dürfte, bis im Baakenhafen die ersten Wohnungen bezogen werden, wird sich für den Straßenverkehr schon von diesem Sommer an einiges ändern: Ende Mai soll die neue Brücke zum Baakenhafen mit riesigen Kränen montiert werden. Die drei Brückenteile werden gerade in Belgien gefertigt. Die drei Teile werden vor Ort montiert und sind zusammen gut 100Meter lang sein.

Anschließend wird die alte Versmannstraße der HafenCity GmbH zufolge gesperrt und eine ziemlich ungewöhnliche Umleitung eingerichtet. Bis etwa Mitte 2016 wird der Verkehr zwischen Hafen und Innenstadt dann über die neue Brücke und schließlich direkt an der Norderelbe bis zu den Elbbrücken geführt. Zumindest für diese Zeit hat Hamburg im Süden dann eine neue „Elbchaussee“.

In dieser Zeit erfolgt parallel der Neubau der Versmannstraße und darunter die Weiterführung der U4 von der noch in Bau befindlichen HafenCity-Universität zur geplanten neuen Station an den Elbbrücken. Über 800Meter wird die U-Bahn-Trasse direkt unter der neuen Straße verlaufen. Die Hochbahn kalkuliert für diesen Weiterbau der U-Bahn 178Millionen Euro. Beide Bauwerke – Straße und U-Bahn – gelten als technisch sehr aufwendig und kompliziert, weil der Untergrund in Elbnähe durch weiche Ablagerungen aus Klei und Torf geprägt ist. Erst in etwa 14Meter Tiefe sind tragfähige Sandschichten. Daher sollen auf dem künftigen Straßenzug zunächst etliche Tonnen Sand aufgebracht werden. „Das ist so, als drücke man die Straße in den Schlick, wie bei einem nassen Schwamm, aus dem man Wasser herausdrückt“, sagt der zuständige HafenCity-Projektmanager Henning Liebig. Später wird die Straße zudem rund drei Meter höher als heute verlaufen, um sie vor möglichen Sturmfluten zu schützen – so wie die gesamte HafenCity auf einem flutsicheren Niveau von 8,30Metern über Normalnull liegt. Zudem werden Straße und U-Bahn etwa 30 bis 50Meter nördlicher verlaufen als die heutige Versmannstraße. Die U-Bahn, die Straße mit 230Bäumen und die neuen Häuser am Baakenhafen sollen 2017/18 fertig sein – die Innenstadt hätte dann ein neues Eingangstor im Süden.