Der ETV ist einer von sechs Sportclubs, die die Betreuung von Grundschülern zwischen 13 und 16 Uhr organisieren. Und es werden immer mehr

Im Flur des großen Turnhallengebäudes an der Bundesstraße in Eimsbüttel steht ein Aufsteller. „Stellenausschreibung“ steht dort. Gesucht werden in Teilzeit „Sozialpädagogen/innen, Sonderpädagogen/innen, Erzieher/innen“ und tatsächlich auch „Sportpädagogen/innen“. Letzteres erwartet man ja noch in einem großen Sportverein wie dem Eimsbütteler TV, die anderen Jobangebote aber weisen den Weg in die neue Zeit. „Wenn die Kinder nicht mehr zu uns kommen, dann gehen wir eben zu den Kindern“, sagt Frank Fechner, ETV-Geschäftsführer, der früher einmal beim FC St. Pauli beschäftigt war.

Durch die Einführung der neuen Ganztagsschule in Hamburg hat sich das klassische Zeitschema der Kinder drastisch verändert. Schule am Vormittag und privater Sport, Ballett, Klavier, Nachhilfe nur am Nachmittag, das ist passé. Bis 16Uhr mindestens sind die Kids jetzt in der Schule, manche auch bis 18Uhr. „Wir bekommen die Sechs- bis Zehnjährigen nicht mehr wie selbstverständlich in den Verein“, sagt Frank Fechner.

Der ETV ist einer von sechs Hamburger Sportvereinen, die als Träger die ganztägige Bildung und Betreuung an Grundschulen organisieren. Neben den Eimsbüttelern bieten ASV Bergedorf, SV Eidelstedt, SV Este 06/70, die HNT und der SV Vier- und Marschlande an Partnerschulen ein Komplettprogramm an. Weitere Sportvereine sind Kooperationspartner von anderen Trägern, das heißt, sie helfen „nur“ mit Übungsleitern bei Sportangeboten.

Martin Füllenbach, der Geschäftsführer des SV Vier- und Marschlande, macht kein Geheimnis aus seiner Motivation, als Träger der Ganztagsbetreuung an der Grundschule Zollenspieker einzusteigen: „Wir nutzen als Sportverein Schulturnhallen, und ich hatte auch Angst, dass wir zeitlich weiter nach hinten gedrängt werden. Also haben wir beschlossen, unser Sportangebot am frühen Nachmittag in der Schule im Rahmen der Betreuung anzubieten.“ Um rund 80Kinder kümmert sich der Verein bis 16Uhr; was deren Motivation bei den Sportangeboten angeht, stellen die Übungsleiter aber nicht nur Begeisterung fest.

„Wenn die Kinder freiwillig zum Sport kommen, haben sie mehr Lust“, erzählt Martin Füllenbach, „hier ist es doch manchmal so, dass die Kids die Haltung haben: Irgendwas muss ich ja machen.“ Auch der ETV hat die Möglichkeiten erkannt, die sich durch die Ganztagsschule bieten. 253Kinder betreut der Club bislang in der Grundschule Döhrnstraße, vom nächsten Schuljahr an kommen noch die Grundschulen Tornquiststraße, Turmweg und Kielortallee dazu.

„Wir sind mit unserem Konzept ,Bewegte Schule' ausgewählt worden, das freut uns natürlich“, sagt Frank Fechner, „die Betreuung an Grundschulen bietet uns die Chance, Kinder schon frühzeitig für Sport und Bewegung zu begeistern.“ Aber längst nicht nur für solche Angebote. An der Döhrnstraße gibt es darüber hinaus zum Beispiel auch die „Leseratten“, Kinderyoga, Handarbeiten und „kleine Köche“.

Schon ein halbes Jahr bevor es im vergangenen Sommer losging, saßen Vereinsvertreter, Mitglieder des Lehrer-Kollegiums, der Schulleitung und der Elternvertreter zusammen und entwickelten das Betreuungskonzept. Zwischen Schulschluss um 13 bis 16 Uhr müssen die betreuten Kinder unterhalten, ernährt, betreut und bewegt werden. Diese Kernzeit ist für die Eltern kostenfrei. „Das ist vom kleinen Turnverein um die Ecke nicht zu leisten“, sagt Andrea Terres, die Elternratsvorsitzende an der Döhrnstraße, die hochzufrieden mit dem Angebot ist: „Uns gefällt auch, dass vor allem das Leitmotiv Fairness eine große Rolle spielt.“

Weil die Vereinssatzung einen solchen Nebenbetrieb nicht vorsieht, hat der Eimsbütteler TV inzwischen eine 100-prozentige Tochtergesellschaft gegründet, die ETV KiJu (Kinder- und Jugendförderung), deren Gewinn an den gemeinnützigen Verein fließt.

„Mädchenturnen im Verein nachmittags um 14.30Uhr ist ein Auslaufmodell“, ist sich ETV-Geschäftsführer Frank Fechner ganz sicher, „das wird es in Zukunft nicht mehr geben.“

Das klassische Zeitschema derMädchen und Jungen hat sich inzwischen drastisch verändert