Die Bewohner der Siedlung in Berne befürchten etliche Abrisse und Neubauten

Im grünen Stadtidyll „Siedlung Berne“ kehrt keine Ruhe ein. Auf den ersten Blick könnte einen das verwundern. Schließlich ist die Siedlung gerade großflächig unter Denkmalschutz gestellt worden – eigentlich ganz im Sinne der Bewohner, die im vergangenen Jahr erstmals um den Abriss eines der historischen Häuser gebangt hatten. Das Problem aus ihrer Sicht ist Folgendes: Der Denkmalschutz besteht nicht zu 100 Prozent, wie es die Bewohner gefordert hatten, sondern „nur“ zu 94 Prozent. Es verbleibt die sogenannte Insel zwischen Berner Heerweg und Meiendorfer Stieg, die von der Genossenschaft Gartenstadt als „nicht wirtschaftlich“ erachtet wird. Auf dem Areal, auf dem 15 Doppelhäuser stehen, darf jetzt also abgerissen und neu gebaut werden. Auf eben diesem Gelände steht auch das Haus, mit dem der Ärger in der Siedlung im vergangenen Sommer begonnen hatte. Damals räumte die Genossenschaft, zu der die fast 100 Jahre alte Siedlung gehört, erstmals ein, eines der Häuser abreißen zu wollen. Zwar stand die Siedlung bereits seit 1978 unter Milieuschutz, seit 2007 wurde sie sogar in die Liste der erkannten Denkmäler eingetragen – Denkmalschutz aber besteht erst seit dem neuen Denkmalschutzgesetz, das in diesem Jahr verabschiedet wurde.

Die Entscheidung, nicht das gesamte Areal von 580.000 Quadratmetern, auf denen 540 Doppelhaushälften stehen, unter Denkmalschutz zu stellen, haben Bezirk, Genossenschaft und Denkmalschutzamt getroffen. „Die sechs Prozent werden vom Denkmalschutz ausgenommen, weil die Genossenschaft glaubhaft dargelegt hat, dass es auch in der Gesamtbetrachtung mit den vorhandenen Grundstücksgrößen nicht zumutbar ist, die dort vorhandenen Gebäude zu erhalten und instand zu setzen“, so Kristina Sassenscheidt, Sprecherin des Denkmalschutzamtes. Wie die Möglichkeiten der Folgenutzung aussehen, müsse das Bezirksamt baurechtlich prüfen.

Für die Bewohner der Siedlung Berne handelt es sich bei der jetzigen Regelung um eine „Mogelpackung“. Henrike Windscheid von der Initiative Siedlung Berne glaubt, dass die gesamte Siedlung gefährdet ist. Auch der CDU-Bezirksabgeordnete Olaf Böttger kritisiert die Entwicklung. Seiner Meinung nach ist zu wenig von dem Geld, das die Genossenschaft erwirtschaftet hat, zurück in die Siedlung geflossen. Deshalb sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis Sanierungen in vielen Fällen tatsächlich nicht mehr wirtschaftlich seien. „Ich erwarte im Zuge der nächsten Jahre zwischen dem Berner Heerweg und dem Meiendorfer Stieg eine bewusste Leerstandspolitik der Wohnungsgenossenschaft Gartenstadt Hamburg.“

Die Bezirks-SPD sieht das anders. „Auf dem Gebiet der sechs Prozent würde sich eine Sanierung nicht mehr lohnen“, so Kreisgeschäftsführer Matthias Albrecht. „Wir erlauben nachverdichtete Bebauung in denkmalgeschützten Ensembles aber nur, wenn diese denkmalverträglich sind und sich in den vorherrschenden Stil einfügen.“ Was die Zukunft des größten Siedlungsteils angeht, sagt er: „Denkmalschutz darf kein starres Konstrukt bleiben. Hier muss immer wieder nachgeprüft werden.“ Laut Gartenstadt-Vorstand Sönke Witt stehe man erst am Anfang des Planungsprozesses: „Die Diskussion um die Ideenfindung dauert zurzeit noch an. Anträge auf Abriss oder Neubebauung innerhalb der Gartenstadtsiedlung hat die Genossenschaft nicht gestellt.“

Hier muss immer wieder nachgeprüft werden.