Frank Brüdigam reichert die europäische Bistro-Küche mit arabischen Aromen an

Der lang gezogene Eppendorfer Weg hat inzwischen mehr interessante Restaurants mit abwechslungsreichen Küchen zu bieten als jede andere Straße in Hamburg. Neben Italienern, Arabern, Vietnamesen und Griechen fanden dort auch einige Japaner ein Domizil – und vor anderthalb Jahren auch das Brüdigams, das die europäische Bistro-Küche mit arabischen Aromen anreichert.

Im ehemaligen Wieckenberg hat Frank Brüdigam, vorher 14Jahre Koch im Casino auf Kampnagel, zunächst einmal einen Großteil seiner Sammlungen an internationalen Kochbüchern, Kunst, stilvollen Möbeln und kuriosen Sammlerstücken untergebracht, was dem Lokal eine heimelige Atmosphäre verleiht. Während der Patron und Chefkoch vor und hinter seinem Tresen herumwuselt, hat der gelassene Mann vom Service unsere Versorgungssituation jederzeit im Griff.

Auf der Abendkarte stehen knapp zwei Dutzend Gerichte, von der Getrüffelten Kartoffelselleriesuppe mit Scampi (8Euro) bis zu Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln und Omas Gurkensalat (18,50Euro) und Schokoladen-Malheur mit Zwetschgenröster und Vanillesoße (8,50Euro). Jeweils drei oder vier Gänge aus der Karte können zu einem preisgünstigen Menü zusammengefasst werden – für 30,50Euro oder 36,50Euro.

Mittags dann ist die Auswahl etwas kleiner, aber noch einmal preisgünstiger (Steak vom Thüringer Duroc-Schwein mit Steckrübenpüree für 10,50Euro).

Mit den Aromen der arabischen Küche geizt Brüdigam vor allem bei den Vorspeisen nicht, etwa bei dem exotischen Salat mit Ras-el-Hanout-Geflügelspieß, gebratenem Lachs, pochiertem Landei und mariniertem Gemüse (13,50Euro). Mit ähnlicher Würze kommt der maurische Graved Lachs mit Kartoffelrösti und Winzersalat auf den Tisch (9,50Euro). Sehr empfehlenswert die fleischlose Variante: Rote-Bete-Carpaccio mit geschmeidigem Ziegenkäse und arabischen Aromen (9,50Euro). Auch zwei Zwischengerichte sind exzellent: Gebackene knusprige Risottobällchen mit Gemüse und Tomatensugo (14,50Euro) und wunderbar dünne Steinpilzravioli in Rosmarin-Gemüsebutter mit Portweinjus (14,50Euro). Von den Hauptgerichten gefällt das zarte Zitronen-Maishühnchen mit Rosmarinkartoffeln aus der Terrine (16,50Euro). Den Skrei (Winterkabeljau) serviert Brüdigam mit Apfel-Sauerkraut und Blutwurstravioli (17,50Euro).

Auf der klassischen französischen Küche fußen Hauptgänge wie ordentlich gebratene Rinderfiletspitzen in Brandy-Pfeffersoße mit Schafsfußpilzen und Pappardelle (18,50Euro). Die Edelfischvariation auf geschmortem Mangoldgemüse und Heidekartoffeln (17,50Euro) klingt fein regional. Entschieden norddeutsch wird die Mecklenburger Frischlingskeule aufgetragen, in Rotwein geschmort und eskortiert von Kartoffelgratin und Rahmwirsing. Mehr Finesse legt der Patron in seine abendliche Kreation mit Steak vom Thüringer Duroc-Schwein: Es wird in Kakao gebraten, mit Gemüse und Pommes frites von der Süßkartoffel serviert (18,50Euro) – eine interessante Zusammenstellung, aber nicht jedermanns Sache.

Zum Abschluss gönnen wir uns eine warme Tarte Tatin mit Thymian und Vanilleeis (7,50Euro), beim Aufwärmen zu einem matschigen „Blätterteig-Pfannkuchen“ geworden. Und zum Zitronensorbet hätte ich mir exotische frische Saison-Früchte gewünscht und kein Brombeerragout (6,50Euro). Die Weinkarte ist mit 20Positionen noch sehr reduziert, aber es sind gute Weine von renommierten Winzern darunter, etwa ein 2011er Weißburgunder vom Mosel-Weingut Reichsgraf von Kesselstatt (Flasche 27Euro) oder der 2011er Zweigelt von Waldschütz im Kamptal (0,2Liter 5Euro).

Dieter Braatz ist stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Der Feinschmecker“