Haustausch: Familie Elmendorf aus Winterhude gehört zu einer neuen Reise-Generation

Könnten Miss Sophie und Rodney unsere Sprache sprechen – sie hätten vermutlich so einiges zu erzählen. Von Franzosen oder Südafrikanern, die mit großen Augen durch ihre geräumige Wohnung liefen, zu Silvester das Feuerwerk über der Alster bestaunten und im Sommer von Hamburg als „so beautiful“ schwärmten. Vielleicht würden sie auch von zu wenig Fressen im Napf und ewig neckenden Kindern sprechen. „Sie haben sich aber noch nie beschwert“, sagt Katzen-Mama Judith Elmendorf. Dass die Gäste aus aller Welt, die zur Familie Elmendorf nach Winterhude kommen, sich liebevoll um ihre beiden Katzen kümmern, gehört zum Deal. Zum Haustausch-Deal.

Seit 2004 gehören Judith und Kai Elmendorf der Sharing-Gemeinde an. Sie teilen ihre Wohnung mit fremden Menschen, die weltoffen und neugierig sind. Neugierig nicht nur auf ein anderes Land, eine andere Stadt, sondern auch auf das Leben von anderen. „Das Tolle an Haustauschferien ist, dass du dich auch im Urlaub wie zu Hause fühlst, fernab vom Massentourismus. Für eine gewisse Zeit lebst du quasi das Leben eines anderen, liest dessen Bücher, gehst in sein Lieblings-Café, lernst die Nachbarn kennen“, schwärmt Kai Elmendorf. „Zum ersten Mal probierten wir ein Hautausch-Angebot in Wien aus“, erzählt seine Frau. „Ich fand die Idee einfach spannend, und schon der erste Urlaub war toll.“

25-mal hat das Paar schon seine Wohnung getauscht – siebenmal davon mit der bald zweijährigen Tochter Mai. Ihre Tauschpartner von Berlin bis Mallorca finden sie bei Haustauschferien und Homelink. Seit ein paar Wochen sind die Elmendorfs von einem zehnwöchigen Aufenthalt in Auckland, Neuseeland, zurück. Man merkt ihnen den Tapetenwechsel an: Ihre Gesichter strahlen, wenn sie von ihrem schönen Häuschen mit Garten erzählen, in dem Mai mit ihrem Papa Fußball gespielt hat. „Man könnte immer gleich wieder die Koffer packen und losfahren“, sagt der Projektentwickler. Hat einen das Reisefieber erwischt, ist Haustausch eine ideale Urlaubsform, auch finanziell. Die Betreiber von Haustauschferien im Internet schätzen, dass man im Vergleich zu einem herkömmlichen Urlaub mit Übernachtungen in Hotels oder Ferienwohnungen zwischen 60 und 75Prozent an Ausgaben sparen kann.

„Wir kämen gar nicht mehr auf die Idee, anders zu verreisen“, sagt Kai Elmendorf. Zu wertvoll seien die Eindrücke, die man durch die private Unterkunft bekommt. In Barcelona etwa machte der Nachbar ihres Tauschpartners erst einmal einen Stadtrundgang mit ihnen – so bekamen sie wertvolle Insidertipps.

Es müssen nicht immer spektakuläre Lofts oder Traumvillen am Strand sein, die einen Urlaub ausmachen. Die gibt es aber natürlich auch. Allein bei Haustauschferien gibt es rund 44.000Angebote in 153Ländern. „Wir hatten noch nie Probleme, unsere Wohnung zu tauschen“, sagt Judith Elmendorf. Im europäischen Ausland sei eine Wohnung in Hamburg sehr begehrt. In einem liebevoll gestalteten Ordner stehen wichtige Informationen zur Wohnung: etwa wie die Fenster zu öffnen sind, wo der nächste Supermarkt und das schönste Restaurant zu finden sind.

Bei all ihren Tausch-Erfahrungen sei keine einzige negativ gewesen. „Außer ein paar kaputten Gläsern hat alles immer gut geklappt“, sagt Judith Elmendorf. „Die fremden Wohnungen waren genauso wie erwartet, und unsere eigene war fast immer aufgeräumter als vorher.“ Auf den Internetseiten der Anbieter können die Teilnehmer Kommentare schreiben –so erfährt man, ob ein Tausch gefloppt ist.