Bald ist Kirschblütenzeit: Deutsch-japanische Gesellschaft und Abendblatt suchen „Sonderbotschafterin“. Amtszeit dauert zwei Jahre und beginnt mit dem Fest im Mai

„Ich habe mich in Japan verliebt“, sagt Marina Reinhardt, 25, heute. „Die japanische Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft hat mich sehr beeindruckt und beglückt“, schrieb Ursula Baetz Ende der 60er-Jahre in einem Brief. Mehrere Jahrzehnte liegen zwischen diesen beiden Frauen und ihren Aussagen. Und obwohl sie sich nicht kennen, vereint Reinhardt und Baetz das Amt der Kirschblütenprinzessin. Ursula Baetz war die erste in Hamburg und Marina Reinhardt ist die 27. und damit die aktuelle. Noch amtierend, denn nun wird ihre Nachfolgerin gewählt.

Die Deutsch-Japanische Gesellschaft zu Hamburg (DJG) und das Abendblatt suchen die 28.Kirschblütenprinzessin. Die Amtszeit dauert zwei Jahre, beginnt mit dem Kirschblütenfest Mitte Mai und wird von der Stadt Hamburg unterstützt. So ist Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) Schirmherr der Wahl, und die Kirschblütenprinzessin erhält zudem von der Stadt den Status einer Sonderbotschafterin, denn sie soll nicht nur Japan in Hamburg, sondern auch Hamburg in Japan repräsentieren. Sie reist auch einmal mit einer Delegation aus der Hansestadt gen Osten, um in Tokio, Osaka und Yokohama nicht nur die beiden Kirschblütenköniginnen des Landes (es gibt eine für innere und eine für äußere Angelegenheiten), sondern auch hochrangige Politiker und Wirtschaftsbosse kennenzulernen.

„Kirschblütenprinzessin ist nicht nur ein weiterer Titel zwischen all den Wein-, Heide- und Apfelköniginnen“, sagt Eiko Hashimaru-Shigemitsu, Präsidentin der DJG. „Es geht darum, die politischen, kulturellen und vor allem wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Hamburg sowie ganz Deutschland zu verbessern.“ So traf die derzeit amtierende Prinzessin Marina Reinhardt zum Beispiel auch Japans Premierminister und den Chef von Fuji-Film. Sie besuchte in Osaka die Konzerne Sharp und Panasonic, die auch in Hamburg vertreten sind. „Da reicht gutes Aussehen natürlich nicht“, sagt Ha-shimaru-Shigemitsu. Deshalb seien auch ein grundlegendes Interesse an Japan, eine gute Allgemeinbildung und gute Englischkenntnisse Voraussetzungen für das Amt. Japanisch müssen die jungen Bewerberinnen hingegen nicht sprechen können.

Neben Hamburg haben nur zwei weitere Städte von der Japanischen Cherry Blossom Association das Recht erhalten, eine Kirschblütenprinzessin zu wählen: Washington und Honolulu. Aber warum gerade Hamburg? „Hier hat einfach alles angefangen“, sagt Ha-shimaru-Shigemitsu. Das hänge mit dem Hafen zusammen. Dort kamen die ersten Japaner an und erschlossen sich von da aus den Rest des Landes, bauten Geschäftsbeziehungen auf und knüpften Freundschaften.

Hashimaru-Shigemitsu liegt das Kirschblütenfest und das vom Japanischen Verein Nihonjinkai ausgerichtete traditionelle Feuerwerk über der Alster in diesem Jahr besonders am Herzen. „Es sollen endlich wieder positive Schlagzeilen im Zusammenhang mit Japan in der Zeitung stehen und nicht nur negative“, sagt sie. Erst im Januar war bekannt geworden, dass das Japanische Generalkonsulat in Hamburg zum reinen Konsulat herabgestuft wird. Und 2011 wurde das Kirschblütenfest wegen des Tsunami in Japan und der davon ausgelösten Atomkatastrophe in Fuku-shima erst abgesagt und dann auf später im Jahr verschoben. Stattdessen gab es im Mai eine Lichterkette um die Alster, an der viele Hamburger teilgenommen haben. „Das fand ich überwältigend“, sagt Hashimaru-Shigemitsu. „Es hat uns gezeigt, wie positiv die Menschen hier gegenüber Japan eingestellt sind.“

Aber auch aus persönlichen Gründen sind der Frau aus einer Diplomatenfamilie das Fest und die damit verbundene Verbesserung der japanisch-hamburgischen Beziehungen wichtig. Seit 2011 ist sie Präsidentin der DJG; sie trat damit gewissermaßen das Erbe ihres verstorbenen Mannes an, der die Gesellschaft mit ins Leben gerufen hat und auch für die Erlaubnis gesorgt hatte, eine Kirschblütenprinzessin wählen zu dürfen. „Für mich ist das selbstverständlich“, sagt Hashimaru-Shigemitsu: „Die Völkerverständigung war schon immer eine Herzensangelegenheit, die durch meinen Mann noch einmal intensiviert wurde.“

Bewerbungen können bis zum 10. Mai mit Foto, Lebenslauf und Motivationsschreiben direkt an die DJG (Hartung-straße 14, 20146 Hamburg) gesendet werden. Die Wahl findet dann am 18.Mai statt.

Es geht darum, die Beziehungen zwischen Japan, Hamburg und ganz Deutschland zu verbessern.