Weil die Zinserträge sinken, sollen auch Mitglieder von Studios Hamburger Talente fördern

Wenn Reinhard Wolf den Wirtschaftplan der Stiftung Leistungssport Hamburg für das laufende Jahr erklärt, weist er mit „großer Sorge“ auf Punkt 9a hin. Dort ist zu lesen, dass im Gegensatz zu 2012 nur noch 156.000Euro für „antragsbezogene Förderungen“ zur Verfügung stehen, 101.263Euro weniger als im Vorjahr. „Wir können momentan nicht mehr so helfen, wie wir es uns wünschen“, sagt Wolf.

Bislang wurden je 18.000Euro bewilligt, um zwei Trainerstellen, eine für die Sichtung Hamburger Talente an den 204 Grundschulen, die andere am Olympiastützpunkt in Dulsberg, zu unterstützen. Grund der reduzierten Ausschüttung sind sinkende Zinserträge und, als Inflationsausgleich, die nötige Aufstockung des Stiftungskapitals um 100.000Euro pro Jahr. Die Finanzkrise ist im Hamburger Sport angekommen.

Um den Einnahmeausfall zu kompensieren, hat Wolf vorgeschlagen, dass die 180.000Mitglieder Hamburger Fitnessstudios zehn Cent pro Monat oder einen Euro im Jahr der Stiftung spenden sollen. Auf diese Weise könnten der Hamburger Spitzensportförderung künftig weitere rund 200.000Euro jährlich zufließen. Sportsenator Michael Neumann (SPD) findet die Idee „charmant“, Cornelius Hasselbach, Geschäftsführer der Eimsbütteler Kaifu-Lodge, will sie „sehr gern unterstützen, wenn die Kammer die administrativen und steuerlichen Dinge regelt“. Es dürfe aber keine Gebühr werden, sagt der ehemalige deutsche Squashmeister, es müsse sich um eine freiwillige Abgabe der Mitglieder handeln.

Langläufer Wolf, 61, Leiter des Geschäftsbereichs Infrastruktur der Handelskammer Hamburg, ist Vorsitzender der Stiftung. Stifter sind die Stadt Hamburg mit drei Millionen Euro, die Krankenkassen DAK und HanseMerkur sowie die Handelskammer mit zusammen drei Millionen. Das Stiftungskapital beläuft sich durch „Zuführung von Kapitalrücklagen“ heute auf 6.698.341Euro.

In den vergangenen zehn Jahren schüttete die Stiftung 1.725.925Euro aus. Insgesamt wurden 14Sportarten und drei übergeordnete Organisationen unterstützt, aber keine Einzelsportler. Dafür wurden Trainerstellen im Nachwuchsbereich geschaffen, Trainingslager und Trainingsmittel finanziert. Jede Fördermaßnahme geht über den Olympiazyklus von vier Jahren. 350.000Euro flossen in das Team Hamburg, das für seine Erfolge im Olympiajahr2012 kürzlich auf der 8.Hamburger Sportgala als „Mannschaft des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Die Stiftung Leistungssport fühlt sich den Grundsätzen des ehrbaren Kaufmanns verpflichtet. „Wir spekulieren nicht“, sagt Wolf. Die Anlage in sicheren Papieren führte zu einem erheblichen Einnahmeverlust. Die Zinserträge, einst vier, jetzt zwei Prozent im Jahr, sanken von 263.686Euro im Jahr 2011 über 231.765Euro 2012 auf für dieses Jahr erwartete 200.000Euro. Mehr-einnahmen, 95.000 Euro statt zuletzt 80.000Euro, erhofft sich die Stiftung aus dem Nachwuchs-Cent. Für jeden Vollzahler bei ihren Heimspielen, also weder Schüler noch Studenten, überweisen der HSV, der FC St. Pauli, die HSV-Handballer und die Freezers zehn Cent. Pfandbons bei Edeka-Struwe erbrachten 3000, ein Golfturnier 5000 Euro. Wolf: „Machen auch die Mitglieder der Fitnessstudios mit, würde unser Förderpotenzial substanziell erhöht.“