Firmen bitten Beschäftigte zum Turnen, Schwimmen oder Tischtennis – 60.000 machen schon mit

Sie recken und strecken sich, hüpfen und laufen um die Wette. Immer häufiger turnen die Sportler aber nicht allein, sondern mit den Kollegen. Immer mehr Firmen bieten ihren Beschäftigten Betriebssport oder auch ein betriebliches Gesundheitsmanagement an. Knapp 500 Hamburger Unternehmen, in denen 60.000 Mitarbeiter Sport im Betrieb machen, sind dem Betriebssportverband Hamburg (BSV Hamburg) angeschlossen. Der Verband veranstaltet unter anderem betriebssportliche Wettkämpfe, in denen die einzelnen Firmen in verschiedenen Sparten gegeneinander antreten. Aber er verlagert immer häufiger auch seine Tätigkeit zusammen mit den Hamburger Mitgliedsfirmen auf die Beratung in den Unternehmen.

Zum Beispiel Beiersdorf: vor 50 Jahren gegründet, mehr als 2250 Mitglieder, eine eigene Turnhalle, jede Menge Lust am Sport und Vergünstigungen für Mitarbeiter beim Vertrag mit einem Fitnesscenter. Der Nivea-Hersteller gilt beim Thema Betriebssport als vorbildlich. Von A wie Angeln bis Z wie Zumba, also rhythmischer Tanz. Mehr als 40Sportarten werden in dem Unternehmen ausgeübt. Und Beiersdorf ist kein Einzelfall. Der größte Verein ist die Lufthansa Sportvereinigung (LSV). Mit den sechs Sparten Fußball, Gymnastik, Judo, Schwimmen, Leichtathletik und Tischtennis fing es 1956 in Hamburg an. 68 Gründungsmitglieder gehörten dem Verein damals an. Heute zählt der LSV etwa 4500Mitglieder. In mehr als 34Sparten bietet er Lufthansa-Mitarbeitern, deren Familien, Trainingspartnern und Freunden ein vielfältiges Programm, unter anderem in den nahe gelegenen Turnhallen, auf den Tennisplätzen oder auch dem Fußballplatz, der unweit des Geländes der Lufthansawerft liegt.

Beim Kupferhersteller Aurubis machen 163Mitarbeiter beim Betriebssport mit. Die Sportarten sind Tennis, Schwimmen, Segeln, Tischtennis, Bowling, Squash, Radsport und Angeln. Den Betriebssport entdeckt hat gerade auch die PSDBank. Sie geht einen eigenen Weg. „Wir haben Pedro Gonzales, Ex-Athletiktrainer des FC St. Pauli und der Hamburg Freezers engagiert“, sagt PSD-Chef Dieter Jurgeit. „Unser Ziel ist, ein ganzheitliches Training zu entwickeln, in dem es neben der Bewegung auch um die Psyche geht.“ Als Erstes führten der promovierte Sportwissenschaftler Gonzalez und sein Team vom Sports Performance Institute bei 20Führungskräften eine Leistungsdiagnostik in Form einer Gesundheitsstraße durch. Dabei wird der physiologische Ist-Zustand der Teilnehmer ermittelt, auf dessen Basis individuelle Trainings- und Bewegungskonzepte erstellt werden. Nach sechs Monaten messen die Experten nach, sodass der Mitarbeiter weiß, wo er sportlich steht.

„Grundsätzlich ist jede Art von Betriebssport positiv zu bewerten“, sagt Klaus-Michael Braumann, Professor für Sportmedizin an der Universität Hamburg. „Aber am besten ist es, wenn ein Unternehmen nicht nur einen Teil, sondern die ganze Belegschaft in Form bringen kann.“ So könnten unter anderem der Blutdruck, Bauchumfang oder der Cholesterinwert direkt im Unternehmen vor Ort untersucht werden. „Schon das regt manche Mitarbeiter zum Sport an.“ Braumanns Hamburger Institut für Sport- und Bewegungsmedizin berät Firmen dabei, wie sie ihre Mitarbeiter zu mehr Gesundheitssport motivieren können. „Immer mehr Unternehmen haben bereits die Vorteile einer gesunden Belegschaft erkannt.“