Ein Leben ohne ihren vollautomatischen Staubsauger mag sich Rebekka Müller nicht mehr vorstellen. Sie ist Allergikerin

Rebekka Müller liebt ihren „James“. Er läuft jeden Tag zwei Stunden lang durch die Wohnung der 30-jährigen Unternehmensberaterin. Bei dem tellerförmigen Mitbewohner mit 35Zentimeter Durchmesser handelt es sich um einen Staubsaug-Roboter, der von seiner Besitzerin darauf programmiert wurde, jeden Morgen von acht bis zehn Uhr ihren Parkettboden von Staub zu reinigen. „Manchmal frisst James das Kabel meines Handys und fährt damit durch die Gegend“, erzählt Rebekka Müller. „Dann muss ich ihn anhalten und seine Beute zwischen seinen zwei Bürsten herausziehen.“

Die junge Frau ist gegen Hausstaub allergisch. „Früher musste ich täglich mit einem großen Staubsauger meine Wohnung reinigen. Das war ziemlich zeitintensiv und auch anstrengend.“

Die Unternehmensberaterin gehört zur Zielgruppe der neuen Staubsaugergeneration. „Für Allergiker und Familien mit Kindern oder Haustieren sind Staubsaug-Roboter eine große Hilfe“, sagt Sebastian Klein von der Firma Klein Robotics. Die Mini-Roboter entfernten dreimal so viel Haare, Staub und Milben wie ein herkömmliches Gerät. Das Hamburger Unternehmen verkauft seit fünf Jahren Roboter in Deutschland und Österreich. Es besitzt die Vertriebsrechte für die Rasenmäh-Roboter Robomow Tuscania und die Heim-Roboter des Herstellers iRobot – mit 70Prozent Marktanteil der Platzhirsch in der Haushaltsrobotik. Weitere Anbieter sind Vorwerk, Samsung, LG und Vileda.

In Europa entwickelt sich „ein Riesenmarkt“, sagt Sebastian Klein. 2012 wurden in Deutschland rund 70.000 solcher Staubsauger verkauft. 300.000 deutsche Haushalte halten sich bereits ein elektronisches Heinzelmännchen. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat ermittelt, dass im vergangenen Jahr 29Prozent mehr Haushalts-Roboter verkauft wurden als 2011.

In Hamburg kann man die flinken Haushaltshilfen in vielen Elektrofachgeschäften erhalten. Media-Markt-Marketingchef Patrick Karstens vergleicht die Erleichterung des Alltags durch Staubsaug-Roboter mit der Einführung des Geschirrspülers in den 1970er-Jahren. Mit Preisen unter 500Euro sind die Geräte erschwinglich geworden. Die Preisspanne bei Staubsaug-Robotern reicht von 300 bis 1000Euro.

Die Sauger sind dabei die Stars der Putzkolonne aus Bits und Bytes, aus Silizium und Kunststoff. Sie werden häufiger gekauft als ihre Kollegen, die Nasswisch- und Rasenmäh-Roboter. Letztere sind teurer (etwa 2000 bis 4500Euro), aber im Sommer die Helfer in großen Gärten und schönen Parkanlagen.

Grundsätzlich lässt sich ein Staubsaug-Roboter in jedem Raum eines Hauses oder einer Wohnung einsetzen. Aber Achtung: Die Geräte sind nicht für Nässe und Flüssigkeit geeignet. Sollen die kleinen Staub-Butler auch unter Schränken oder Betten reinigen, müssen die Möbel mindestens zehn Zentimeter hoch stehen. Sensoren lassen den Helfer um Hindernisse herumfahren und vor Treppenabsätzen anhalten. Modelle mit Minikameras scannen den Raum sogar ab und merken sich, wo bereits sauber gemacht wurde. Und sie arbeiten leise (rund 60Dezibel).

Viele Modelle können sich auch automatisch dem Bodenbelag anpassen. „Roomba“ etwa, der nicht wie seine Kollegen Bahn für Bahn fährt, arbeitet in rotierenden Bewegungen bis zu viermal über einer Stelle. Und gegen Schmutz in den Ecken gehen die neuesten Modelle mit fünf Zentimeter langen Bürsten an die Arbeit.

Geladen werden die Staubsaug-Roboter entweder per Stromkabel oder – ähnlich wie bei einem drahtlosen Telefon – in einer Ladestation. Dazu fahren fast alle neuen Modelle nach getaner Arbeit selbstständig zu ihrer Station zurück. Ein Vorteil. Auf einen Nachteil weisen aber auch manche Anwender hin, da einige Geräte oft ungenaue Informationen über den Status der Reinigung sowie den Akkustand anzeigen.

Der Stromappetit der Haushaltshilfen ist gering: Wer seinen „Roomba“ täglich zwei Stunden laufen lässt, muss mit Kosten von rund 40 Euro im Jahr rechnen.

Wichtig: Je nach Hersteller-Typ und Gebrauchsanweisung sollte der Schmutzauffangbehälter täglich gereinigt werden, das gesamte Gerät ein- bis zweimal in der Woche. Auch die Filter, die dafür sorgen, dass der angesaugte Feinstaub nicht wieder in die Luft geblasen wird, sollten regelmäßig von Hand gereinigt und nach einigen Monaten ausgetauscht werden – wie bei einem herkömmlichen Staubsauger.

Mähroboter eigenen sich für Rasenflächen von etwa 200 bis 2000 Quadratmeter. Das Terrain sollte möglichst eben und durch eine Barriere abgegrenzt sein. Eine Sicherheitsvorkehrung sorgt dafür, dass das Messer stoppt, sobald das Gerät anhält.

Ob im Garten oder im Haushalt, eine Hilfe sind die fahrbaren Geister in jedem Fall. Rebekka Müller möchte jedenfalls ihren elektronischen Putzteufel nicht mehr missen. „Er arbeitet, wenn ich unter der Dusche stehe oder außer Haus bin. Eine tolle Zeitersparnis. Und wenn ich Gäste zu Besuch habe, muss ich ihn vorführen.“