Leerstand soll mit Neubauten bekämpft werden. Alte Ladenmieter müssen raus

Verlassene Geschäfte, schmucklose Architektur, schlechter Umsatz: Die westliche Ladenzeile der Hoheluftchaussee verliert seit geraumer Zeit an Reiz, zumal die östliche Straßenseite modernisiert wurde. Deshalb verfolgt das Bezirksamt Eimsbüttel den Plan, das Stadtteilzentrum zu stärken und attraktiver zu machen. Breitere Fußwege und Geschäfte in neuen Häusern sollen mehr Aufenthaltsqualität bringen. Auf Kosten der alten Mieter.

Denn einige Häuser sollen abgerissen werden, erste Ladeninhaber haben schon Kündigungsschreiben bekommen. Direkt betroffen ist Mahmoud Ebrahimi. Er betreibt in der Hoheluftchaussee 67 ein Teppichcenter. Im Juni wird er seine Verkaufsfläche schließen müssen. Der neue Eigentümer, die Wulff Hanseatische Bauträger GmbH, hat den Mietvertrag gekündigt. Ebrahimi wurde informiert, dass die Häuser mit den Nummern 65 bis 75 nun dem Absender des Kündigungsschreibens gehören und noch in diesem Jahr der Abrissbagger kommen soll. Ähnlich wie dem Teppichhändler geht es offenbar auch den Nachbarn. Viele der Ladenbesitzer müssen ihre Geschäfte räumen.

Nach Abendblatt-Informationen hat die Wulff Hanseatische Bauträger GmbH im vergangenen Jahr mehrere Immobilien an der Hoheluftchaussee gekauft. Um später neu bauen zu können, müssen die alten Gebäude weichen. Über die Abrisspläne wird allerdings nicht gern gesprochen. Nur was bereits klar ist, wird auch bestätigt: „Der öffentliche Bereich soll vergrößert werden“, sagt Charly Gretemeier, Projektleiter bei Wulff Hanseatische Bauträger GmbH.

Diese Maßgabe ist im sogenannten Bebauungsplan „Hoheluft-West 13/Harvestehude 12“ festgeschrieben. Dieser dient als Leitbild für eine attraktivere Eimsbüttler Seite der Hoheluftchaussee. Der derzeit schmale Fuß- und Radweg soll später zum Bummeln und Einkaufen einladen. Gleichzeitig ermöglicht der Bebauungsplan den Hausbesitzern großzügige Umbaumaßnahmen, um die Ladenzeilen in den Untergeschossen besser nutzen zu können. „Dabei wäre es aufgrund der schlechten Bausubstanz am sinnvollsten, die bestehenden Gebäude abzureißen und neu zu errichten“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Westenberg bereits im vergangenen Jahr dem Hamburger Abendblatt. Die neuen Häuser sollen dann einen halben Meter nach hinten versetzt werden und mehr öffentlichen Raum bieten.

Das Bezirksamt habe von den aktuellen Abrissplänen der Wulff Hanseatische Bauträger GmbH bisher noch keine Kenntnis. Sprecherin Aileen Röpcke: „Derzeit befindet sich ein Bauantrag für die Hoheluftchaussee 21 (Abriss und Neubau) in der Bearbeitung.“ Weitere Bauanträge oder Anträge auf Abriss-genehmigungen lägen dem Amt nicht vor.

Doch das Kündigungsschreiben an die Ladenpächter ist unmissverständlich. Und der geltende Bebauungsplan legt den Investoren wohl keine Steine in den Weg. Schließlich soll das momentan triste Bild der Eimsbüttler Straßenseite geschäftsfördernd verändert werden. Zumal den wirtschaftlichen Niedergang auch ehemalige Mieter bestätigen: „Wir sind nach Schnelsen umgezogen, weil uns die Laufkundschaft fehlte. Die Westseite der Hoheluftchaussee ist tot“, sagt Sonja Böhmecke von der Firma Twintex. Bereits im November war sie mit ihrem Geschäft ausgezogen.

Leer stehende Ladenflächen mit zugeklebten Schaufenstern sollen der Vergangenheit angehören – so sinnvoll diese Idee klingen mag, so bitter ist der Beigeschmack für die verbliebenen Ladenmieter, die ihre Geschäfte schließen müssen. „Ich weiß momentan noch nicht, wohin mit meinen Waren, zunächst versuche ich sie so günstig wie möglich loszuwerden“, sagt Mahmoud Ebrahimi. „Lagerkosten kann und möchte ich nicht tragen, und eine neue Ladenfläche habe ich bisher noch nicht gefunden.“

Fraglich ist, was aus den Mietern der Wohnungen an der Hoheluftchaussee wird. „Wir haben bisher keinem Mieter seine Wohnung gekündigt“, beteuert Charly Gretemeier. Sollte der Abriss der Immobilien allerdings wie angekündigt umgesetzt werden, gilt es als wahrscheinlich, dass auch Wohnungsmietern gekündigt wird.