Marita Schwartze machte beim Mittelständler Wulf Gaertner Autoparts eine ungewöhnliche Karriere

Luft, nichts als Luft. Die Wände stehen zwar teilweise schon, aber dass auf dem Gelände der Hamburger Firma Wulf Gaertner Autoparts eine neue Halle mit einer Gesamtfläche von 12.000 Quadratmetern gebaut wird, ist noch nicht erkennbar. „Wir werden mit der Erweiterung die Kapazität unseres zentralen Lagers fast verdoppeln“, sagt Marita Schwartze, die im Vorstand der Firma für Bereiche wie Personal und Finanzen zuständig ist.

Die 1958 gegründete Rahlstedter Firma produziert unter dem Namen Meyle Autoersatzteile, die sie weltweit in mehr als 120 Ländern verkauft. Insgesamt 17.000 verschiedene Produkte etwa für das Fahrwerk, die Lenkung oder für Bremsen werden von Hamburg aus versandt. Das Unternehmen hat sich im freien Teilemarkt etabliert. „Wir liefern nicht an das Band der Automobilindustrie, sondern über den Großhandel an die freien Werkstätten.“

Mehr als 1200 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen weltweit, darunter 350 in Hamburg in der Verwaltung und im Zentrallager. „Wir haben bereits im vergangenen Jahr 20 neue Mitarbeiter eingestellt. Wenn die Erweiterung unseres Lagers fertig ist, werden wir nochmals 15 bis 20 Mitarbeiter brauchen“, sagt Schwartze, die neben dem Vorstandsvorsitzenden Karl J. Gaertner das einzige Mitglied in dem Gremium ist. Gesucht werden Ingenieure und technisch ausgebildete Mitarbeiter.

Neben den üblichen Meyle-Ersatzteilen produziert die Firma unter der Kennzeichnung Meyle-HD weitere Teile, die, so Schwartze, technisch besser sind als jene Originale, die BMW, Mercedes, VW und Co. in ihre Neuwagen einbauen. Auch dies trägt zum Wachstum bei. „Auf Produkte von Meyle-HD geben wir vier Jahre Garantie statt der üblichen zwei Jahre“, so die Managerin. „Wir vertrauen unseren Produkten.“

Wie kommt eine Frau an die Spitze in einem von Männern dominierten Bereich? „Ich habe mich in 33 Jahren hochgearbeitet“, sagt sie. Von Haus aus ist sie Fremdsprachenkorrespondentin und diplomierte Übersetzerin. „Ich fing 1979 bei Wulf Gaertner als Sekretärin an. Damals hatten wir 30 Mitarbeiter. Ich bekam im Laufe der Jahre die Chance, mich in alle Bereiche einzuarbeiten“, sagt sie. „Ich bin zielstrebig, denke positiv und bin mit Herz bei der Sache.“ Im Oktober 2010 wurde sie in den Vorstand berufen. Ihr Motto lautet: „Führen heißt vorleben. Wir wollen die Mitarbeiter motivieren, sich ihrer Qualifikation entsprechend im Unternehmen zu entwickeln.“

Dazu bietet die mittelständische Rahlstedter Firma neben Teilzeitmodellen bei der Arbeitszeit ein breites Feld an freiwilligen Leistungen an. Wulf Gaertner Autoparts überweist den 350deutschen Mitarbeitern seit 1998 jedes Jahr eine Gewinnbeteiligung. Die auszahlbare Summe richtet sich nach den individuellen Leistungen des Beschäftigten. „1000 bis 3000 Euro pro Kopf können so zusammenkommen. Unter anderem zählt, ob die vorher vereinbarten Ziele erreicht wurden.“ Marita Schwartze händigt die Beteiligungszertifikate den Mitarbeitern persönlich aus. Allerdings können diese das Geld nicht gleich ausgeben. „Es muss zehn Jahre angelegt bleiben, erst dann beginnen die Auszahlungen“, so Schwartze, die es am liebsten sähe, wenn die Beschäftigten ihre Zulage für die Altersvorsorge zurücklegten.

Auch den Kontakt mit Menschen aus vielen Ländern der Welt findet sie spannend. „Wir sind wirklich ein interkulturelles Unternehmen.“ Das erfordert Feinfühligkeit. Zum Beispiel in E-Mails, die gut gemeint sind, aber beim Partnerunternehmen möglicherweise schlecht ankommen, etwa weil manche Wörter in einigen Ländern eine doppeldeutige Bedeutung haben.

In den kommenden fünf Jahren will das Unternehmen bis zu 40 Millionen Euro in Hamburg investieren. „Wir werden auf dem Dach in 18 Meter Höhe neben einem Schulungszentrum mit Hebebühne und Achsmessstand für die Kunden auch eine Kantine für unsere Mitarbeiter einrichten. Künftig wollen wir unseren Mitarbeitern ein gutes und gesundes Essen anbieten.“

Ich bekam im Laufe der Jahre die Chance, mich in alle Bereiche einzuarbeiten.